StartseiteLänderEuropaFrankreichModernisierung französischer Universitäten im Verzug

Modernisierung französischer Universitäten im Verzug

Berichterstattung weltweit

Mit dem „Plan Campus“ startete die französische Regierung 2007 ein umfangreiches Investitionsprogramm, um die französischen Universitäten baulich zu modernisieren und attraktiver zu gestalten. Die nun veröffentliche Bilanz des Rechnungshofs nach zehn Jahren Laufzeit fällt „gemischt“ aus.

Als der damalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy das umfangreiche Sanierungsprogramm „Plan Campus“ 2008 startete, seien Investitionen in die Universitäten dringend nötig gewesen, stellt der französische Rechnungshof fest. Über 40 Prozent der Universitätsliegenschaften waren in renovierungsbedürftigem oder verfallenem Zustand. Die Gebäude der Universitäten in Straßburg, Lille und Clermont-Ferrand waren sogar zu über 50 Prozent aus Sicherheitsgründen nicht mehr für den Publikumsverkehr geeignet.

21 Hochschulstandorte (entspricht zwei Drittel der gesamten Universitätsliegenschaften) wurden für verschiedene Sanierungs- oder Bauprojekte im Rahmen des Plan Campus ausgewählt. Wie der Rechnungshof nun kritisiert, sind zum ursprünglich anvisierten Förderende Ende 2017 nur 19 der 74 Maßnahmen fertig umgesetzt und einige befinden sich sogar noch in der Planungsphase. Der Projektabschluss musste auf 2023 verschoben werden.

Gründe für die Verzögerungen sind laut Rechnungshof die unzureichende Vorbereitung der Universitäten, um Bauprojekte dieses Ausmaßes umzusetzen, aber auch Unentschlossenheit bezüglich der Umsetzungsmodalitäten und der seit 2007 mehrfach geänderte gesetzliche Rahmen für die Universitäten.

Der Plan Campus war begleitend zur umfänglichen Universitätsreform 2007 angelegt, mit der die Universitäten mehr eigenen Handlungsspielraum erhalten und einige unter ihnen international wettbewerbsfähiger werden sollten. So gab es für die Einrichtungen unter anderem die Möglichkeit, Eigentümer der Hochschulimmobilien zu werden und insbesondere Sanierungsvorhaben an Standorten mit Fusions- oder Verbundplänen sollten gefördert werden. Dieser Zusammenhang sei jedoch bereits bei der Auswahl der Standorte ignoriert und im Verlauf der Operation dann „größtenteils aus dem Auge verloren“ worden. So werden im Rahmen des Plan Campus einerseits auch einzelne Universitäten außerhalb von Verbünden und ohne größere internationale Sichtbarkeit (Cercy-Pontoise, Dijon, Le Havre, Nantes, Nice und Valenciennes) sowie andererseits Bauvorhaben in Paris, die die Auswahlkriterien nicht erfüllten, gefördert.

Der  Rechnungshof kritisiert auch das Finanzierungsmodell für die Operation als „nicht angemessen“. Der Plan Campus wird durch Renditen in Höhe von 210 Millionen Euro aus einem Fonds finanziert, dessen Kapital aus dem Verkauf staatlicher EDF-Anteile stammt. Statt der ursprünglich kalkulierten fünf Milliarden Euro wurden jedoch nur Erträge von 3,7 Milliarden Euro erzielt und der Staat musste den Fehlbetrag nachfinanzieren. Die Unternehmensaktie verlor darüber hinaus durch den massiven Verkauf an Wert. Den Universitäten wurde weiterhin vorgeschrieben, die Bauvorhaben durch öffentlich-private Partnerschaften umzusetzen. Dies war „ungerechtfertigt“, schreibt der Rechnungshof. Zudem binden Verträge dieser Art die auftragsgebenden Einrichtungen für 25 Jahre im Rahmen komplexer und starrer Verträge. Die Wahl der Nationalen Forschungsagentur ANR (Agence nationale de la recherche) als umsetzender Projektträger sei weiterhin nicht angemessen gewesen, da diese „keinerlei Fachwissen für das Thema“ besäße.

Erste positive Ergebnisse zeige der Plan Campus dennoch. Wenn alle Bauvorhaben umgesetzt sind, werden in den betroffenen Universitäten 15 Prozent der Flächen renoviert sein, in Lyon sogar mehr als 40 Prozent. Das ursprüngliche Ziel, vor allem Orte des studentischen Lebens (Mensen, Wohnheime, Sportanlagen) aufzuwerten, wird aber nicht erreicht.

Der Rechnungshof empfiehlt dem Ministerium für Hochschulwesen, Forschung und Innovation (Ministère de l’enseignement supérieur, de la recherche et de l’innovation, MESRI) nun vor allem, die Instandhaltung der renovierten Liegenschaften sicherzustellen, um die massiven Investitionen nicht zu verlieren.

Zum Nachlesen (Französisch):

Quelle: Educpros.fr Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Infrastruktur

Weitere Informationen

Projektträger