StartseiteLänderEuropaFrankreichThink Tank veröffentlicht 12 Reformvorschläge für die französischen Universitäten

Think Tank veröffentlicht 12 Reformvorschläge für die französischen Universitäten

Der liberale Think Tank Institut Montaigne hat eine Studie zur institutionellen Weiterentwicklung der französischen Universitäten veröffentlicht. Universitätsprofessors Jean-Marc Schlenker schlägt darin unter anderem vor, die Immatrikulationsgebühren auf 500 Euro zu erhöhen und das Staatssekretariat für Hochschulbildung und Forschung durch zwei unabhängige Agenturen zu ersetzen.

Schlenker hatte 2011 und 2012 den Monitoringausschusses die Umsetzung des universitären Autonomiegesetzes von 2007 begleitet (Loi Liberté et Responsabilités des Universités, LRU). Die seitdem erzielten Entwicklungen an den Universitäten gehen ihm nicht weit genug: "Auch wenn in den letzten Jahren Fortschritte gemacht wurden, haben die Universitäten nach wie vor ein Defizit in Sachen Pluridisziplinarität, Internationalisierung und Professionalisierung. Unser System bleibt zudem eines der ungerechtesten." Auch sieht er Potential für Effizienzsteigerungen: "In einem französischen Kontext, der von zahlreichen Trennlinien und Segmentierungen geprägt ist, können bei konstantem Budget bedeutende Effizienzgewinne erzielt werden. Das gilt auch für die wirtschaftliche, soziale und intellektuelle Entwicklung unseres Landes." Die Trennlinien sieht er insbesondere bei der Unterscheidung in Universitäten, Elitehochschulen (Grandes Écoles) und Forschungseinrichtungen sowie zwischen den Disziplinen.

In "Universitäten: für einen neuen Elan" (Université: pour une nouvelle ambition) schlägt er zwölf Maßnahmen in vier Bereichen vor. Die wichtigsten sind im Folgenden zusammen gefasst: 

  • Exzellenz und Studienerfolg sollten im Zentrum der Universität stehen – Hier empfiehlt er insbesondere, die Bewerber für besonders anspruchsvolle Fächer vorab zu prüfen, um eine "Selektion durch Scheitern" zu vermeiden. Zudem sollte die Immatrikulationsgebühren auf 500 Euro für den Bachelor (aktuell 184 Euro) erhöht werden, die Gebühren für den Master sollten die Universitäten selbst festlegen dürfen. Universitäten sollten deutlich mehr von ihren Möglichkeiten Gebrauch machen, die Gebühren für Nicht-EU-Studierende zu erhöhen. Studentische Mitarbeiter an den Hochschulen sollten durch die Befreiung von Sozialabgaben gefördert werden.
  • Lehrende sollten der Motor des Wandels sein – Die Berufsgruppen "Lehrende", "Lehrende-Forscher" und "Forscher" (enseignants, enseignants-chercheurs, chercheurs) an den Universitäten sollten gebündelt und das Lehrdeputat je nach Karrierestufe gerechter verteilt werden. Es würden regelmäßige und transparente Evaluierungen der Wissenschaftler an den Universitäten durch externe Experten (aber auch die Studierenden) benötigt, nach einem klaren Berufskodex wie er bereits in einigen Ländern praktiziert wird.
  • Die universitären Leitungsstrukturen sollten noch autonomer werden – Schlenker empfiehlt insbesondere, das Staatssekretariat für Hochschulbildung und Forschung durch zwei Agenturen zu ersetzen, damit die Universitäten größere Autonomie in der Verwaltung ihrer Mittel erlangen. Eine Agentur solle sich um die Mittelzuweisungen kümmern, die andere um die Evaluierung, beide sollten dem Premierminister unterstehen und ihm jährlich Bericht erstatten. Letztere existiere bereits in Form des Hohen Evaluierungsrates (HCERES). Auch sollten aus seiner Sicht mehr ausländische Wissenschaftler in den Hochschulräten vertreten sein, um von internationalen Erfahrungen zu profitieren.
  • Die Verankerung der Universitäten in den Regionen sollte gestärkt werden – Die Universitäten sollten zur Entwicklung ihrer Standorte und der Aus- und Weiterbildung der Bevölkerung beitragen und ihre Ausbildungsangebote standortbezogen kohärenter gestalten.

Um seine Vorschläge umzusetzen, hält Schlenker ein neues Gesetz grundsätzlich für angebracht, um das System zu "entriegeln". Er empfiehlt jedoch angesichts der bereits verabschiedeten Gesetze (2006, 2007 und 2013) und der Dringlichkeit, als erstes an den Verhaltensweisen und Gepflogenheiten zu arbeiten.

Die Studie kann als Debattenbeitrag zu der seit längerem angekündigten Nationalen Hochschulstrategie (Stratégie nationale de l'enseignement supérieur, StraNES) verstanden werden.

Quelle: Institut Montaigne, Les Echos Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Strategie und Rahmenbedingungen

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