Zusammen mit dem Naturkundemuseum Paris wird die Sammlung des Anthropozäns als deutsch-französisches Projekt initiiert und neu über die gesellschaftliche und kulturelle Dimension naturkundlicher Sammlungen nachgedacht. Heute greifen Menschen so massiv in Ökosysteme ein, dass der Vorschlag diskutiert wird, die gegenwärtige geologische Epoche als Anthropozän - das Zeitalter des Menschen - zu bezeichnen. Wenn der Mensch aber zum bestimmenden Faktor der natürlichen Entwicklung wird, gerät auch die traditionelle Trennung von Kultur und Natur ins Wanken. Neue, hybride Formen des Wissens über Natur und unsere Wechselwirkungen mit ihr müssen im Dialog mit der Gesellschaft geschaffen und nutzbar gemacht werden. Diese Entwicklung einer Sammlung des Anthropozäns beginnt sehr praktisch: mit einem Citizen-Science-Ansatz wird eine deutsch-französische digitale Sammlung zur generationellen Umweltamnesie aufgebaut. Gesucht und gesammelt werden kulturelle Zeugnisse und Dokumente, die eine Rekonstruktion der vielfach in Vergessenheit geratenen Geschichten der europäischen Biodiversität und ihrer kulturellen Bedeutung erlauben. Zeitgleich findet eine interdisziplinäre wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Chancen, Grenzen und Methoden einer Sammlung des Anthropozäns statt, die insbesondere in der Art der Objekte - es handelt sich um zugleich kulturelle und natürliche Zeugnisse - ihren Ursprung haben wird. Wissenschaftler*innen werden in einem inter- und transdisziplinären Beirat in Deutschland und Frankreich gemeinsam mit Bürger*innen interdisziplinär erforschen und reflektieren, welche Art der Objekte in eine Sammlung des Anthropozäns aufgenommen werden sollen, welche wissenschaftlichen Methoden geeignet sind und welchen kulturellen und wissenschaftlichen Wert sie haben. Die Ergebnisse werden in Form eines Policy Brief für die europäische und deutsche Politik, Forschungsförderer und Entscheidungsträger in naturkundlichen Museum veröffentlicht.
Verlorene Objekte, wiederentdeckte Natur - Auf dem Weg zur Sammlung des Anthropozäns
Laufzeit:
01.09.2020
- 31.12.2023
Förderkennzeichen: 01DS20002
Koordinator: Museum für Naturkunde Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (MfN)
Verbund:
Verlorene Objekte, wiederentdeckte Natur
Quelle:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Redaktion:
DLR Projektträger
Länder / Organisationen:
Frankreich
Themen:
Förderung
Umwelt u. Nachhaltigkeit