StartseiteLänderEuropaNiederlandeNeun weitere DFG-Forschergruppen eingerichtet

Neun weitere DFG-Forschergruppen eingerichtet

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet neun weitere Forschergruppen zur orts- und fächerübergreifenden Kooperation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein. Dies beschloss der Senat der DFG auf seiner Frühjahrssitzung in Bonn. Die neuen Verbünde sollen Forscherinnen und Forschern Gelegenheit bieten, sich aktuellen und drängenden Fragestellungen in ihren Fächern zu widmen und neue Arbeitsansätze zu entwickeln. An drei Gruppen sind Universitäten aus der Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Frankreich beteiligt.

Die jetzt eingerichteten Forschergruppen erstrecken sich über alle Wissenschaftsbereiche. Angefangen von der Gestaltung von Werkstoffkombinationen für Leichtbauanwendungen bis zu Fragen zur molekularen Muskelanalyse, deren Beantwortung zum besseren Verständnis von Muskelerkrankungen beitragen kann, sind ganz unterschiedliche und innovative Forschungsthemen vertreten. Andere Untersuchungen gelten etwa der funktionellen Biodiversität, der Glasdynamik oder den kulturellen und ästhetischen Aspekten von Fernseh- und Comic-Serien. Viele der Projekte zeichnen sich dabei durch eine hohe Interdisziplinarität aus.  

In der ersten Förderperiode erhalten die neuen Forschergruppen über einen Zeitraum von drei Jahren insgesamt 23,9 Millionen Euro. Insgesamt fördert die DFG damit 218 Forschergruppen.  

Die neuen Forschergruppen im Einzelnen (alphabetisch nach Sprecherhochschule):  

Der in der Informatik angesiedelten Forschergruppe „Stratosphere – Information Management on the Cloud“ geht es darum, komplexes Informationsdatenmanagement mithilfe von „Cloud Computing“ umzusetzen. Dabei erfolgt der Zugriff auf entfernte Systeme mittels eines Netzwerks, das einer lockeren Wolke ähnelt. Cloud Computing verkörpert einen aktuellen und neuartigen Ansatz zur flexiblen Nutzung von serienmäßig hergestellten Rechnern in dynamisch gebildeten Clustern. (Sprecher: Professor Volker Markl, TU Berlin)  

Mit der Z-Scheibe, einem Abschnitt der kleinsten funktionalen Einheit von Muskelfasern, beschäftigt sich die Forschergruppe „Structure, Function and Regulation of the Myofibrillar Z-disc Interactome“. Die beteiligten Gruppen, davon eine aus Wien, wollen mit einem breiten Methodenspektrum molekulare Analysen an diesem komplexen und sehr dynamischen Proteinnetzwerk durchführen. Die zu erwartenden Ergebnisse sollen das Verständnis der Arbeitsweise des Muskels und von Muskelerkrankungen verbessern. (Sprecher: Professor Dieter O. Fürst, Universität Bonn)  

Konstruktionen aus Werkstoffkombinationen besitzen ein großes Leichtbaupotenzial – in der Forschergruppe „Bauweisen für CFK-Aluminium-Übergangsstrukturen im Leichtbau“ werden verbesserte und neue Arten von Verbindungen für Werkstoffkombinationen von Aluminium und Kohlenstofffaser-Verbundwerkstoffen gestaltet, ausgelegt und charakterisiert. Diese Kombinationen besitzen großes Potenzial für den Einsatz in Flugzeugen und anderen Leichtbauanwendungen. (Sprecher: Professor Axel S. Herrmann, Faserinstitut Bremen e.V. FIBRE)  

Im Fokus der Forschergruppe „Towards Molecular Spintronics“ stehen molekulare Materialien für eine zukünftige spin-basierte Elektronik. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Gebieten Physik, Chemie und Elektrotechnik wollen in neuartiger Weise Methoden zur Fabrikation, Charakterisierung magnetischer Moleküle und zur Demonstration erster Bauteile kombinieren. Hierdurch sollen ein fundamentales Verständnis der Eigenschaften einzelner Moleküle erlangt und mit maßgeschneiderten Materialien Demonstratoren für spin-basierte Bauelemente in der Elektrotechnik erforscht werden. (Sprecher: Professor Dietrich R. T. Zahn, Universität Chemnitz)  

Mit vereinten Kräften von Pharmazeuten, Chemikern, Biologen und Ingenieuren will die Forschergruppe „Diversity of Asymmetric Thiamine Catalysis“ die grundlegenden molekularen Mechanismen der Umsetzungen sogenannter Thiamindiphosphat-abhängiger Enzyme analysieren. Die Mitglieder dieser Enzymklasse katalysieren Reaktionen, die durch rein chemische Methoden nur vereinzelt in vergleichbarer Effizienz und Selektivität umgesetzt werden können. Damit versprechen die geplanten Untersuchungen perspektivisch auch für die industrielle Anwendung interessant zu sein. (Sprecher: Professor Michael Müller, Universität Freiburg)  

Die Forschergruppe „Ästhetik und Praxis populärer Serialität“ untersucht einen Erzähltypus, der seit dem 19. Jahrhundert zu einem auffälligen Kulturmerkmal geworden ist: Fortsetzungsgeschichten mit konstanten Figuren, die in kommerzieller Absicht für ein Massenpublikum hergestellt werden, wie etwa Comic-Serienhefte. Der Gruppe geht es einerseits um den Zusammenhang von Populärkultur und seriellem Erzählen, andererseits will sie die Analyse ästhetischer Merkmale und Verfahren mit der Untersuchung der jeweiligen Rezeptions- und Nutzungsformen verbinden. Die Projekte sollen historische und medienvergleichende Aussagen erlauben. (Sprecher: Professor Frank Kelleter, Universität Göttingen)  

Trotz ihrer bekannten Schlüsselrolle bei der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung ist über die normale Funktion der Amyloid-Vorläufer-Proteine (Amyloid-Percursor-Proteine/APP) im gesunden Gehirn bisher sehr wenig bekannt. Dies will die Forschergruppe „Physiologische Funktionen der APP-Gen-Familie im zentralen Nervensystem“ ändern. An der komplexen Aufgabe werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Rhein-Neckar-/Rhein-Main-Gebiet und Braunschweig zusammenarbeiten. (Sprecherin: Professor Ulrike Müller, Universität Heidelberg)  

Die an der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordinierte Forschergruppe „Exploring Mechanisms Underlying the Relationship Between Biodiversity and Ecosystem Functioning“ zeichnet sich durch eine starke internationale Beteiligung aus. So sind sowohl eine Reihe von Schweizer Gruppen beteiligt, die im Rahmen des DACH-Abkommens vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert werden, als auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler niederländischer Forschungsstandorte sowie ein französischer Kooperationspartner. Die Forschergruppe analysiert basierend auf den Ergebnissen eines Biodiversität-Langzeitexperiments die Mechanismen, die dem Einfluss von Pflanzendiversität auf Ökosystemprozesse zugrunde liegen. (Sprecher: Professor Wolfgang W. Weisser, Universität Jena)  

Mit der Glasdynamik befasst sich die Forschergruppe „Nonlinear Response to Probe Vitrification“. Ihr geht es insbesondere um komplexe strukturelle Phänomene und Transportphänomene unter Wechselwirkung mit starken externen Feldern. Dabei kommen experimentelle, theoretische und auch Simulationsmethoden zum Einsatz, um das nichtlineare Verhalten der glasbildenden Systeme unter Bedingungen weit entfernt vom Gleichgewicht zu erforschen. (Sprecher: Professor Matthias Fuchs, Universität Konstanz)

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Redaktion: Länder / Organisationen: Deutschland Österreich Niederlande Schweiz Frankreich Themen: Förderung Infrastruktur Information u. Kommunikation Lebenswissenschaften Engineering und Produktion Physik. u. chem. Techn. Geistes- und Sozialwiss.

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