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Tel Aviv / Silicon Wadi

Die Metropolregion Tel Aviv rund um die gleichnamige israelische Stadt an der Mittelmeerküste hat einen Radius von rund 60 km und rund 4 Millionen Einwohner. Das entspricht ca. 44 Prozent der Bevölkerung Israels (2018). Die Region erwirtschaftet etwa die Hälfte des gesamten Bruttoinlandsprodukts.

Die Region profitiert von den finanzpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Israel. Die Bereiche Bildung, Forschung und Unternehmertum werden durch Investitionen, Förderprogramme, steuerliche Vorteile und seit 2015 auch durch eine eigene Innovationsbehörde unterstützt, die Israel Innovation Authority. In der sogenannten Start-up Nation ist die Bereitschaft, ein Unternehmen zu gründen und Innovationsideen zu verfolgen, besonders hoch. Im Jahr 2018 arbeiteten etwa 29.000 Personen in 4.360 aktiven israelischen Start-ups. Ein Großteil der Innovations- und Unternehmensaktivitäten konzentriert sich auf die Metropolregion Tel Aviv, die durch ihre hohe Start-up- (etwa 1.800) und Hightech-Dichte den Beinamen Silicon Wadi erhalten hat – angelehnt an das „Silicon Valley“ in den USA. Neben großzügigen Inkubatorprogrammen für Jungunternehmerinnen und -unternehmer, Programmen zur Förderung von Kollaboration zwischen Start-ups und multinationalen Unternehmen und speziellen Visa für ausländische innovative Unternehmer soll eine Anfang 2020 eingerichtete Initiative der Stadtverwaltung die bereits vorteilhaften Rahmenbedingungen in Tel Aviv ergänzen und die Niederlassung von multinationalen Unternehmen mittels umfassender Unterstützungsangebote aktiv fördern.

Tel Aviv ist in mehreren Rankings zur vergleichenden Bewertung von Innovationsfähigkeit sowie wirtschaftlicher Attraktivität und Potenziale gelistet, u. a.:

  • Global Innovation Index 2023: auf Platz 30 in den Top 100 science and technology (S&T) clusters 2023 (Kriterien: Dichte der Erfinderinnen und Erfinder und wissenschaftlichen Autoren und Autorinnen) und Platz 71 in dem (nach Bevölkerungszahl normalisierten) Ranking of S&T intensity (herausgegeben von Cornell University, INSEAD, WIPO)
  • Global Startup Ecosystem Ranking 2023: Platz 5 (Kriterien: Wertentwicklung des Ökosystems, Zugang zu Finanzmitteln, Marktreichweite und Upscaling, Vernetzungsgrad und Infrastruktur, Talentressourcen; herausgegeben von Startup Genome)
  • Innovation Cities Top 100 Index 2022-2023 (global): Platz 40 (Kriterien: Bewertung der Faktoren Cultural Assets, Human Infrastructure, Networked Markets anhand von 162 Indikatoren; herausgegeben von 2thinkNow)
  • 2023 Global Cities Report: Platz 57 im Global Cities Index sowie Platz 51 im Global Cities Outlook (Prognose des Zukunftspotenzials) (Kriterien: Wirtschaftstätigkeit, Humankapital, Informationsaustausch, Kulturerlebnis und öffentlich-politisches Engagement; herausgegeben von A.T. Kearney)
  • Nature Index Science Cities 2023: auf Platz 100 in den forschungsstärksten Städten (Index Ranglisten der führenden Städte weltweit und in ausgewählten Wissenschaftsdisziplinen, gemessen an deren Anteil an Publikationen im Jahr 2022; herausgegeben von Nature)

Nur 39 Prozent der rund 425.000 Beschäftigten in Tel-Aviv wohnen direkt in der Verwaltungseinheit, die meisten pendeln aus der umliegenden Metropolregion. 16 Prozent der Beschäftigten sind dabei freiberuflich oder in wissenschaftlich-technischen Berufen angestellt, 12 Prozent in der IKT-Branche, 9 Prozent im Bereich des Handels sowie weitere 8 Prozent im Finanz- und Dienstleistungssektor. Tel Aviv gilt damit auch als das Wirtschafts- und Finanzzentrum Israels: 28 Prozent aller Beschäftigten aus dem Finanz- und Versicherungssektor Israels sind in Tel-Aviv beschäftigt, unter anderem an der dort angesiedelten nationalen Börse. Die Bedeutung der Stadt als Fintech-Region wird zum Beispiel durch die Eröffnung eines Visa Innovation Studios 2015 im Rahmen des unternehmensinternen „Visa Europe Collabs“ oder durch Fintech Accelerator verschiedener Großbanken wie Citi, Barclays und Santander unterstrichen.

Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung (FuE) in Israel zeigt sich auch im Anteil der Bruttoinlandsausgaben aller ansässigen Unternehmen, Forschungsinstituten und universitären und staatlichen Forschungseinrichtungen für FuE. Dieser liegt seit dem Jahr 2000 kontinuierlich auf dem höchsten Niveau aller OECD-Länder. Im Jahr 2018 erreichten die Ausgaben einen Anteil von 4,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (OECD-Durchschnitt: 2,4 %). Weitere FuE-Indikatoren zu Israel sind hier aufgeführt.

In Tel Aviv befinden sich über 80 ausländische FuE-Zentren, darunter von Unternehmen wie Google, Facebook, CocaCola, Ebay, Renault und Amazon. Die Wachstumsrate lag zwischen den Jahren 2012-2016 bei 115 Prozent (Israel gesamt: 35 %). Bei internationalen Investitionen erreicht Tel Aviv den 11. Platz im Global Cities Investment Monitor 2019 von KPMG. Die Stadt beteiligt sich in einer Vielzahl von EU-Programmen wie EUREKA und Eurostars und EU-Projekten. Sie ist außerdem Sitz der BIRD Foundation, einer Organisation zur Förderung binationaler industrieller FuE zwischen Israel und den USA. Ein starker Fokus der FuE-Aktivitäten liegt auf den querschnittlichen Informationstechnologien, die in verschiedenen Forschungsbereichen und Branchen zum Einsatz kommen. Die wichtigsten Cluster der Region bewegen sich in den Bereichen Big Data & Cloud, Fintech, Cybersecurity und Internet of Things.

Der Sektor Cybersecurity ist mit geschätzten 20.000 Arbeitsplätzen und jährlichen Exporten von 6,5 Milliarden US-Dollar nicht nur besonders ertragreich, sondern in Tel Aviv auch außenwirksam präsent, aufgrund von internationalen Kongressen, wie zum Beispiel die 2021 zum 10. Mal stattfindende Cyber Week oder die Cyber Tech Global, welche durch die Israel Cyber Alliance unterstützt werden. Auch der Bereich Gesundheit (Life Sciences, Digital Health) ist in Forschung und Wirtschaft in Tel Aviv stark vertreten und Basis für internationale Kooperation. So wurde 2019 ein Hub des European Institute of Innovations & Technology (EIT) eingerichtet und eine Zusammenarbeit der Israel Innovation Authority mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Berlin Institute of Health (BIH) verkündet. Der themenübergreifende Bereich Big Data & Cloud wird in Tel Avivs Smart City-Erfolgen deutlich. Aufgrund der vielfältigen umgesetzten Projekte wurde die Stadt 2014 als weltweite beste Smart City ausgezeichnet, hat ein eigenes Smart City Hub, organisiert eine jährliche globale Veranstaltung zum Thema und bietet in der Tel Aviv University sogar entsprechende Sommerkurse für internationale Studierende an.

Die Tel Aviv University (TAU) ist mit ca. 28.000 Studierenden an neun Fakultäten mit 130 Forschungsinstituten die größte Universität Israels. Seit 2007 können Kurse ohne Zulassungsvoraussetzungen an der dezentral und mit Fernunterricht organisierten Open University of Israel begonnen und an der TAU fortgesetzt werden. Eine zunehmende Auswahl an Studiengängen in englischer Sprache, 15 internationale Studienprogramme und eine landesweite „Study in Israel“-Initiative bringen jährlich über 1.200 internationale Studierende an die Universität. Damit zählt sie 2020 zu den Top 100 internationalen Hochschulen der Welt. Die Universität pflegt nach eigenen Angaben Kooperationsvereinbarungen mit über 500 Forschungsinstituten und Universitäten in 40 Ländern. Ebenfalls innerhalb der Metropolregion gelegen sind die Bar-Ilan Universität (18.500 Studierende, 900 internationale Studierende, 105 internationale Abkommen über akademische Zusammenarbeit) und das international renommierte Weizmann-Institut für Wissenschaften (1.000 Studierende, 325 internationale Postdocs und Studierende), welches hautsächlich in der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung tätig ist. Ein Erfolgsfaktor für Israels Innovationsfähigkeit ist der rege Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Wirtschaft. Die Israel Tech Transfer Organization (ITTN) unterstützt entsprechende Kooperationen, darunter auch Mitgliedsorganisationen aus der Metropolregion: Ramot (TAU), BIRAD – Research & Development (Bar Ilan Universität), Yeda Research & Development Company (Weizmann-Institut für Wissenschaften).

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