StartseiteLänderMultilateralesEuropäische Union (EU)Expertenkommission Forschung und Innovation stellt Jahresgutachten 2022 vor

Expertenkommission Forschung und Innovation stellt Jahresgutachten 2022 vor

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Am 9. März hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) das diesjährige Jahresgutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands an Bundesministerin Stark-Watzinger übergeben. Das Gutachten plädiert u. a. für ein stärkeres gemeinsames Vorgehen von Deutschland und der EU, um Schlüsseltechnologien zu fördern und damit die eigene technologische Souveränität zu sichern.

Die Expertenkommission führt im diesjährigen Gutachten unter den "Kernthemen 2022" im Abschnitt "Schlüsseltechnologien und technologische Souveränität" aus, dass Deutschland im internationalen Vergleich Stärken in den Produktionstechnologien sowie den Bio- und Lebenswissenschaften zeigt. Bei den Digitalen Technologien weist Deutschland hingegen - wie auch die EU-27 insgesamt - deutliche Schwächen und zudem eine starke Abhängigkeit von Importen aus China auf. Damit verlöre Deutschland nicht nur den Anschluss in einem ökonomisch bedeutsamer werdenden Technologiebereich, sondern gefährde auch seine bestehenden Stärken in anderen Schlüsseltechnologien, die zunehmend von Digitalen Technologien durchdrungen werden, so die Schlussfolgerung der Expertenkommission.

Zur Stärkung von Schlüsseltechnologien und der eigenen technologischen Souveränität sollten Deutschland und die EU, so die Empfehlung der Expertenkommission, stärker gemeinsam vorgehen, um eine kritische Masse an Kapazitäten und Aktivitäten zu erreichen. Förderung solle europäisch gedacht werden; Deutschland sollte sich verstärkt in bestehende europäische Programme wie z. B. die IPCEI-Initiativen (Important Project of Common European Interest) einbringen und durch Ko-Finanzierung und inhaltliche Beiträge Akzente setzen. Die Expertenkommission begrüßt, dass sich die Bundesregierung auf europäischer Ebene bei dem IPCEI Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien verstärkt engagieren möchte.

Im Gutachten wird eine unzureichende wissenschaftlich-technische Kooperation mit asiatischen Ländern konstatiert; deutsche Organisationen konzentrierten sich bislang überwiegend auf europäische und US-amerikanische Partner. Geeignete Rahmenbedingungen könnten die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit ost- und südostasiatischen Ländern unterstützen, die insbesondere in Digitalen Technologien stark sind. Dafür sollte eine Kompetenzstelle Informationen über Erfahrungen und Probleme bei Kooperationsprojekten systematisch sammeln, auswerten und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen zur Verfügung stellen. Darüber hinaus müsse ein "Level Playing Field" mit gleichen Wettbewerbsbedingungen und Handlungsvoraussetzungen für alle beteiligten Akteure hergestellt werden.

Das Gutachten benennt weiterhin globale und europäische technologische Standards als einen zentralen Faktor für die Entwicklung und die Verbreitung von Schlüsseltechnologien. China habe in den vergangenen Jahren sein Engagement in den Standardisierungsorganisationen massiv ausgebaut. Hingegen scheine es deutschen Unternehmen und Organisationen nicht zu gelingen, sich maßgeblich in Foren für die Aushandlung zukünftiger Standards im besonders dynamischen Schlüsseltechnologiebereich der Digitalen Technologien einzubringen, und die deutsche Beteiligung sei vergleichweise gering. Daher sollten Anreize gesetzt werden, in den internationalen Standardisierungsgremien mitzuwirken; die entstehenden Kosten könnten über die Forschungszulage bezuschusst werden.

Weitere Themen des EFI-Gutachtens 2022 sind die Forschungs- und Innovationspolitik in der neuen Legislaturperiode, die Potenziale digitaler Plattformen, der motorisierte Individualverkehr auf dem Weg zur Nachhaltigkeit und die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Die Expertenkommission bündelt den interdisziplinären Diskurs zur Innovationsforschung in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bildungsökonomie, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie der Technikvorausschau. Sie legt der Bundesregierung einmal im Jahr ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Dort fasst sie die Ergebnisse ihrer Arbeit zusammen und formuliert Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung zur Überwindung der identifizierten Defizite. Das erste Gutachten wurde der Bundesregierung im Februar 2008 übergeben.

Zum Nachlesen

Quelle: EFI, BMBF Redaktion: von Miguel Krux, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Deutschland EU Global Themen: Innovation Strategie und Rahmenbedingungen

Weitere Informationen

Projektträger