Das Projekt „Time Machine“ zielt auf die Gewinnung und Nutzung der Big Data der Vergangenheit ab und sieht vor, fortschrittliche neue Digitalisierungs- und Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) zu entwickeln und umzusetzen. Damit soll das riesige kulturelle Erbe Europas erschlossen und ein fairer und freier Zugang zu Informationen ermöglicht werden. „Diese Informationen werden die künftigen wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen in Europa unterstützen“, so Dr. Sander Münster vom Medienzentrum der TU Dresden. Gemeinsam mit Stephan Schwartzkopff leitet er das deutsche Koordinierungsbüro an der TU Dresden. Aus dem Datenschatz der Vergangenheit ergibt sich großes Potenzial der Digitalisierung und vielversprechende neue Wege für Wissenschaft, Technologie und Innovation. Demnach soll es virtuell möglich werden, genauso einfach durch die Historie Europas zu reisen, wie wir heute von A nach B fahren. Die Vergangenheit wird so zu einer leicht zugängigen Quelle bei der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft.
Das Time Machine-Projekt ist eine Allianz führender europäischer Hochschul- und Forschungseinrichtungen, kulturellen Einrichtungen sowie Unternehmen. Neben den 33 Kerninstitutionen, die von der Europäischen Kommission für die Entwicklung der Roadmap mit insgesamt einer Million Euro gefördert werden, beteiligen sich mehr als 200 Organisationen aus 33 Ländern an dem Vorhaben, darunter sieben Nationalbibliotheken (Österreich, Belgien, Frankreich, Israel, Niederlande, Spanien, Schweiz), 19 Staatsarchive (Belgien, Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Deutschland, Ungarn, Litauen, Malta, Norwegen, Polen, Rumänien, Slowenien, Spanien, Slowakei, Schweden und die Schweiz), berühmte Museen (Louvre, Rijkmuseum), 95 Hochschul- und Forschungseinrichtungen, 30 europäische Unternehmen und 18 andere staatliche Stellen.
Die Europäische Union wird gleichzeitig die Vorbereitung von fünf weiteren potenziellen Forschungsinitiativen unterstützen: LifeTime, CLAIRE, RESTORE, Energy-X und SUNRISE. Nach einem Jahr Förderung wird die EU entscheiden, ob und welche als großangelegte Forschungsinitiativen weitergeführt werden können.
Hintergrund
Mit den Future and Emerging Technologies (FET) Flagships werden ehrgeizige großmaßstäbliche, von der Wissenschaft angeregte Forschungstätigkeiten gefördert, mit denen ein wissenschaftlicher Durchbruch angestrebt wird. Die Forschungsinitiativen befassen sich mit großen wissenschaftlich-technologischen Herausforderungen, die die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen, Gemeinschaften und Programmen erfordert. Die Förderung ist auf zehn Jahre angelegt.
Anfang 2016 sammelte die Europäische Kommission über einen Aufruf in der Forschergemeinde Ideen zu wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen, mit denen sich künftige FET Flagships auseinandersetzen könnten. Ende 2016 folgte ein Runder Tisch mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Forschung. Sie legten drei vielversprechende Bereiche fest: „IKT und die vernetzte Gesellschaft“, „Gesundheit und Lebenswissenschaften“ sowie „Energie, Umwelt und Klimawandel“. Im Oktober 2017 wurden Einrichtungen im Rahmen des Horizont 2020 FET-Arbeitsprogramms 2018 aufgefordert, Voranträge für künftige Forschungsinitiativen einzureichen. Aus den insgesamt 33 Vorschlägen wurden sechs nach einer zweistufigen Bewertung durch unabhängige Experten ausgewählt.
Zum Nachlesen
- Nature Journal (11.02.19): Europe’s next €1-billion science projects: six teams make it to final round
- Science (07.03.19): Sechs Projekte im Rennen um nächste EU-Forschungs-Flaggschiffe