Ziel des Großprojekts namens HOLOGRAM ist es, mithilfe verschiedener Disziplinen der Mathematik neue Lösungsstrategien für komplexe mathematische Herausforderungen zu finden. Das Forschungsprojekt startet im Oktober und läuft über einen Zeitraum von fünf Jahren. Schleichers Team gehören künftig neun junge Mathematiker aus den USA, Deutschland, der Ukraine, Weißrussland, Usbekistan und den Philippinen an, weitere sollen in den kommenden Jahren hinzukommen. Wie an der Jacobs University üblich, werden auch Studierende in das Forschungsprojekt eingebunden.
Der Projektname „HOLOGRAM“ ist eine Kurzform für „Holomorphic Dynamics connecting Geometry, Root Finding, Algebra and the Mandelbrot Set“. „Das klingt kompliziert – aber es zeigt, dass das Projekt sehr unterschiedliche mathematische Teilgebiete miteinander verbindet“, sagt Schleicher. „Unter anderem geht es um Gleichungen, die verschiedene geometrische Figuren beschreiben“, erklärt er. „Es ist seit Jahrhunderten bekannt, dass es für diese Gleichungen keine exakten Lösungsformeln gibt. Also muss man versuchen, immer bessere Annäherungen für diese Lösungen zu finden.“ Ein Problem, das schon Isaac Newton und Carl Friedrich Gauß erkannt hatten, die zu den bedeutendsten Wissenschaftlern aller Zeiten zählen.
Dierk Schleicher will nun mit seinem Team Lösungswege für diese Jahrhunderte alten mathematischen Herausforderungen finden. „Dank moderner IT haben wir heute andere Möglichkeiten als Gauß und Newton. Nichtsdestoweniger braucht Mathematik damals wie heute vor allem gute Ideen und kreative Lösungsansätze, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen“, so Schleicher. „Letztlich bauen auch die digitale Revolution und die Industrie 4.0 auf Erkenntnissen der Mathematik auf, von denen manche schon Jahrtausende alt sind. Die Mathematiker von damals wussten nicht, dass ihre Formeln einmal dazu beitragen würden, Smartphones oder Satelliten zu bauen.“
Darin sieht Schleicher eine Parallele zu seinem eigenen Forschungsprojekt: „Ein Schwerpunkt des Projekts sind neue Theorien. Aber gute Theorien finden oft von allein wichtige Anwendungen. Vielleicht trägt unsere Forschung einmal dazu bei, dass sich Roboter zielsicherer im Raum bewegen, vielleicht wird sie für technische Innovationen gebraucht, von denen auch wir heute noch gar nicht ahnen, dass es sie irgendwann einmal geben wird.“
ERC Grants
Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) fördert seit 2007 mit EU-Mitteln ausgewählte innovative Projekte internationaler Spitzenforscher mit einem Advanced Grant in Höhe von maximal 2,5 Millionen Euro. Der ERC fördert insbesondere Vorhaben, die das Potential haben, nicht nur bestehendes Wissen punktuell zu erweitern, sondern Durchbrüche in der Forschung zu erzielen.