Mit einer großen Bilanzkonferenz startet das Bundesministerium für Bildung und Forschung heute in Berlin die Debatte zur Zukunft von Europas wissenschaftlicher Zusammenarbeit. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und EU-Forschungskommissar Carlos Moedas eröffnen die Konferenz.
Der europäische Forschungsraum, bereits 2009 als primäres Ziel im Vertrag von Lissabon verankert, um wissenschaftlichen Austausch, Zusammenarbeit und gemeinsame Forschung zu erleichtern, gilt zwar als weitestgehend verwirklicht. Mit der Digitalisierung in der Wissenschaft, weltweiten Migrationsbewegungen und politischen Umbrüchen und einem verschärften globalen Wettbewerb steht er aber vor neuen Herausforderungen, auf die es zu reagieren gilt.
"Mehr denn je brauchen wir ein Europa, das zusammensteht, und in keinem anderen Politikfeld arbeitet Europa so eng zusammen wie in der Forschung. Die europäischen Erfolge in Forschung und Innovation gehen größtenteils auf Gemeinschaftsprojekte und den Austausch von Wissen und Kompetenzen zurück. Nur so entsteht Erkenntnisgewinn und wissenschaftlicher Fortschritt, um die großen Veränderungen, die in allen Bereichen geschehen, zu verstehen und besser bewältigen zu können", sagte Bundesforschungsministerin Wanka in Berlin.
Die Debatten in Berlin, an denen sich über 600 internationale Experten beteiligen, sollen die erste Grundlage zur Position Deutschlands zur Zukunft des Europäischen Forschungsraums und zur Ausrichtung des Nachfolgeprogramms von Horizont 2020, des weltweit größten Förderprogramms für Forschung und Innovation, sein.
Ein zentrales Thema der Diskussionen ist die Digitalisierung unter dem Stichwort "Open Science". Das BMBF hat dazu national eine Open-Access-Strategie vorgelegt, um den Austausch von wissenschaftlichen Daten und Ergebnissen zu vereinfachen. Zusammen mit der geplanten "Europäischen Cloud" bildet die Strategie eine gute Grundlage, um den Zugang zu Wissen und die wissenschaftliche Zusammenarbeit europaweit zu erleichtern.
Weiteres Thema werden die gemeinsamen Programme der Mitgliedsstaaten sein. Viele Mitgliedsstaaten haben nationale Forschungsprogramme gebündelt und lancieren gemeinsame Ausschreibungen zu zentralen europäischen Themen wie Demenzforschung, demographischer Wandel oder Meeresforschung. Dies soll ausgebaut und effektiver organisiert werden.
Die Konferenz zieht auch Bilanz der Strategie der Bundesregierung zum Europäischen Forschungsraum, die vor zwei Jahren vorgelegt wurde. Europäische Forschung ist dann stark, wenn auch die Forschung auf nationaler Ebene stark ist. Deutschland hat in den vergangenen Jahren mit Maßnahmen wie der Exzellenzinitiative oder der Hightech-Strategie viel investiert, um die nationale Forschungsbasis zu stärken.
Das hat sich in Europa ausgezahlt: Deutschland führt regelmäßig die meisten EU- Forschungskonsortien an und ist an den meisten EU-Projekten beteiligt. Ebenso schneidet Deutschland immer sehr gut bei der Beteiligung an den Forschungsstipendien des Europäischen Forschungsrats ab, durch den vor allem die Grundlagenforschung gefördert wird.
An der Konferenz nehmen auch 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten des neuen "ERA-Fellowship"-Programms des BMBF teil, mit dem Nachwuchskräfte aus den Verwaltungen von Forschungsorganisationen aus Mittel- und Osteuropa gefördert werden (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien, Malta und Zypern). Die Stipendiaten lernen in mehrwöchigen Aufenthalten das Wissenschaftsmanagement an deutschen Forschungseinrichtungen und Hochschulen kennen.
Mehr Informationen unter:
http://www.bmbf.de/de/956.php
http://www.eubuero.de/era-konferenz.htm
http://www.era-fellowships.de/