Das Projekt REACT (Rapid elimination of invasive agricultural insect pest outbreaks by tackling them with Sterile Insect Techniques programs) setzt auf die so genannte Sterile-Insekten-Technik, die auch zur Bekämpfung der Orientalischen Fruchtfliege (Bactrocera dorsalis) und der Pfirsichfruchtfliege (Bactrocera zonata) angewendet werden soll. Sie zählen zu den bedeutendsten schädlichen Fruchtfliegenarten weltweit und können die Obst- und Gemüseernte in betroffenen Ländern massiv gefährden. Als Vorlage für die neue Bactrocera-Bekämpfungsstrategie wird die Mittelmeerfruchtfliege dienen, erläutert Koordinator Prof. Dr. Marc Schetelig, Leiter der Abteilung Insektenbiotechnologie im Pflanzenschutz an der JLU. Mit dieser Art wurde die sogenannte Sterile-Insekten-Technik (SIT) seit langem etabliert und findet breite Anwendung im Feld.
Die Grundidee der SIT ist es, durch die Freilassung von sterilen, also unfruchtbaren, Artgenossen die Fortpflanzungskapazität einer bestimmten Spezies zu minimieren. Dafür wird das Schadinsekt in großen Mengen gezüchtet, sterilisiert und anschließend in den betroffenen Gebieten freigelassen. Paaren sich die Weibchen im Feld dann mit einem unfruchtbaren Männchen, bleibt der Nachwuchs aus und die Population verkleinert sich. Die Freisetzung von rein männlichen Populationen in SIT-Programmen ist weitaus effektiver als sogenannte "Bisexual releases" - also das Freilassen von sterilen Männchen und Weibchen gleichzeitig.
REACT zielt damit auf die Entwicklung langfristiger, umweltfreundlicher Strategien und neuartiger, nachhaltiger Instrumente zum Schutz der europäischen Obst- und Gemüseproduktion ab. Das Projekt will ganzheitlich vorgehen, um die Kapazitäten zur Vorbeugung, Identifizierung, Überwachung und Bekämpfung der Schädlinge zu verbessern. Um die Invasionsrisiken zu bewerten, wird REACT die wichtigsten Faktoren und Treiber für frühe Invasionsprozesse, die Quellen und die Dynamik der eindringenden Populationen sowie geeignete Hotspots für die Ansiedlung von Arten in Verbindung mit der Analyse der potenziellen ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen von Invasionen beschreiben.
Vom 18. bis 20. Januar 2023 kommen Forschende aus ganz Europa in Gießen zusammen, um das Projekt offiziell zu starten.