Das Abkommen ermöglicht es dem Vereinigten Königreich, an fünf EU-Förderprogrammen teilzunehmen. Dazu zählen das Forschungsprogramm der Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM), das internationale Fusionsenergieprojekt ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor), das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, das Weltraumüberwachungsprogramm Space Surveillance and Tracking (SST) und das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont Europa“.
Die Beteiligung Großbritanniens am Forschungsprogramm Horizont Europa, welches zwischen 2021 und 2027 rund 95 Milliarden Euro für Forschungsförderung in Europa bereitstellt, wird über ein Assoziierungsabkommen geregelt. Im Vorgängerprogramm Horizont 2020 gab es 16 assoziierte Staaten, die bei der Antragstellung den EU-Mitgliedstaaten gleichgestellt sind; darunter beispielsweise Israel, Norwegen und die Schweiz. Der jährliche Beitrag wird auf der Grundlage des Bruttoinlandsprodukts des Landes als Anteil am BIP der EU und einer Teilnahmegebühr in Höhe von 4 Prozent des jährlichen Beitrags berechnet und kann angepasst werden, wenn Forschungsprojekte mehr oder weniger Fördergelder aus Ausschreibungen gewinnen als die entsprechenden Landeregierungen eingezahlt haben. Beide Parteien haben die Möglichkeit, die Partnerschaft im Rahmen von Horizont Europa mit einer Frist von 45 Tagen zu beenden. Dies kann von Seiten Großbritanniens erfolgen, wenn sich die Bedingungen für die Teilnahme wesentlich ändern, der finanzielle Beitrag des Landes um 15 Prozent steigt oder es von mehr als 10 Prozent des Programms ausgeschlossen wird. Die EU kann die Teilnahme des Vereinigten Königreichs aussetzen, falls es seinen finanziellen Beitrag nicht zahlt oder sich die Bedingungen ändern.
Die Beteiligung an institutionellen Partnerschaften, in-/direkten Maßnahmen der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) und europäischen Forschungsinfrastrukturkonsortien (ERIC) wird weiterhin möglich sein. Förderungen und Kooperationen im Zusammenhang mit dem Europäischen Innovationsrat werden britischen Forschenden nicht zur Verfügung stehen.
Die britische Regierung hat sich entschlossen, nicht an Erasmus+, dem EU-Programm zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung und Austausch, teilzunehmen. Stattdessen werden 100 Mio. Pfund (rund 112 Mio. Euro) für ein eigenes Mobilitätsprogramm, benannt nach dem britischen Mathematiker und Informatiker Alan Turing, bereitgestellt. Es soll ab September 2021 voraussichtlich 35.000 Studierenden einen Auslandsaufenthalt ermöglichen, so das Portal „The Pie News“. Britische Organisationen werden Anfang 2021 aufgefordert, sich für das Programm zu bewerben und bereits mit den Vorbereitungen mit internationalen Partnern zu beginnen. Der Übergang vom Erasmus+-Programm zum nationalen Turing-Programm könnte sich auf die Zahl der aus der EU kommenden Studierenden auswirken. 2017 nahmen laut BBC 16.561 britische Studierende an Erasmus+ teil, während 31.727 EU-Bürgerinnen und Bürger über das Programm nach Großbritannien kamen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt einen kurzen Überblick zu den Folgen des Austritts für den internationalen Austausch im Hochschul- und Schulbereich, die Anerkennung von Berufsqualifikationen, das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) sowie die EU-Förderprogramme Erasmus+ und Horizont 2020 / Horizont Europa zur Verfügung.
Zum Nachlesen
- Gemeinsame Erklärung der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien
- BBC (24.12.2020): Erasmus: What could happen to the scheme after Brexit?
- Science (28.12.2020): Brexit deal secures U.K. access to European research funds
- The Pie News (28.12.2020): UK out of Erasmus+; announces new Turing scheme as replacement