Überblick zur internationalen Kooperation: Neuseeland
Federführend für die internationale Bildungszusammenarbeit ist das Bildungsministerium (Ministry of Education – MOE). Internationale Studierende in Neuseeland tragen ähnlich wie in Australien durch Studiengebühren und Lebenshaltungskosten erhebliche Finanzmittel zur neuseeländischen Wirtschaft bei (aktuell 4,5 Milliarden NZD Dollar, in etwa 2,6 Milliarden Euro) und schaffen beziehungsweise erhalten 33.000 Arbeitsplätze. Die neuseeländische Regierung betont aber auch den kulturellen Gewinn in Form von erweiterten Perspektiven für die einheimischen Studierenden. Mit Hilfe der Agentur Education New Zealand Manapou ki Ao (ENZ) bewirbt die Regierung den Studienort Neuseeland international (so zum Beispiel durch das Portal „Study in New Zealand“). ENZ vergibt unter anderem Stipendien an neuseeländische Studierende für Asienaufenthalte. Um das Land ähnlich wie Australien auch mittelfristig auf dem internationalen Bildungsmarkt zu positionieren, hat die neuseeländische Regierung im August 2018 eine internationale Bildungsstrategie mit einer Laufzeit bis 2030 angenommen, die 2022 auch im Licht der Erfahrungen mit Covid-19 übearbeitet wurde („International Education Strategy 2022 - 2030“) .
Das Ergebnis der neuseeländischen Bemühungen lieferte bis 2019 bemerkenswerte Zahlen. Allerdings wurde das Land durch die Corona-Pandemie schwer getroffen. Die Anzahl der int. Studierenden reduzierte sich zwischen 2019 und 2021 von 53.000 auf 31.000, der Anteil ging von 21 auf 12 Prozent zurück und entspricht nun wieder dem OECD-Durchschnitt. Der Anteil der internationalen Promovierenden in Neuseeland ist hingegen mit 47 Prozent annährend konstant geblieben. Der Anteil der neuseeländischen Studierenden, die im Ausland einen Abschluss anstrebten, lag mit knapp 2 Prozent leicht unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren).
Acht der zehn wichtigsten Herkunftsländer liegen in Asien, darunter China und Indien an der Spitze sowie Vietnam auf Rang 4. Die angelsächsisch geprägten Länder Australien und USA belegen die Ränge 3 und 8. Beliebteste Zielländer sind ebenfalls die Industrieländer USA und Australien, dahinter folgen Großbritannien, Deutschland und Japan (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Federführend für die internationale Forschungszusammenarbeit ist das Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Beschäftigung (Ministry of Business, Innovation & Employment – MBIE). MBIE fördert die internationale Zusammenarbeit im Rahmen des Ende 2015 eingeführten CATALYST-Programms. Für die Administration ist neben dem Ministerium teilweise die Royal Society of New Zealand (RSNZ) und der Health Research Council (HRC) zuständig. Das Programm umfasst 4 Projektlinien:
- Strategic: zur Förderung strategischer Projekte in prioritären Feldern oder mit prioritären Partnerländern. Es erfolgt eine Förderbekanntmachung pro Jahr, zuletzt mit Südkorea, Australien und China.
- Seeding: zur Anbahnung oder Ausweitung wissenschaftlicher Kontakte mit Partnern aus insgesamt 11 Ländern; 3 Förderbekanntmachungen pro Jahr.
- Leaders: hieraus werden vor allem Individualstipendien vergeben, z. B. die Julius von Haast Fellowships für deutsche Wissenschaftler
- Influence: hierüber wird z. B. der neuseeländische Koordinator für die Zusammenarbeit mit Deutschland finanziert.
Neuseeland unterhält Wissenschaftsbeziehungen zu einer großen Zahl an Ländern. Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Publikationen ist von 35,6 Prozent im Jahr 1996 auf 62 Prozent im Jahr 2023 gewachsen. Die Entwicklung ist damit in etwa parallel zu Deutschland verlaufen, das im selben Zeitraum eine Steigerung von 30,8 auf 52,7 Prozent verzeichnete (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Neuseeland hat eine ganze Reihe von Abkommen zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit unterzeichnet, die jedoch nicht zwingend für eine intensive Zusammenarbeit sind. In Europa zählen dazu: Abkommen mit Deutschland (1977) sowie Frankreich und der EU (2009). In Amerika gibt es Kooperationsabkommen mit den USA (1974), Kanada, Brasilien, Argentinien, Chile und Mexiko und im Raum Asien-Pazifik mit China, Japan, (Süd-)Korea, Singapur und Australien (2017). Großbritannien ist auch ohne ein formales Kooperationsabkommen ein wichtiger Partner Neuseelands. Die fünf wichtigsten Ko-Publikationsländer in den letzten vier Jahren waren Australien, die USA, Großbritannien, China und Deutschland. Indien belegt Rang 15 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Die Kooperation mit Europa hat für Neuseeland (unter anderem aus historischen Gründen) hohe Priorität. Seit 2004 entsendet Neuseeland einen Wissenschaftsreferenten/-in an seine EU-Vertretung in Brüssel. 2008 wurde ein Abkommen über die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit geschlossen. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Neuseeland in den Bereichen Forschung und Innovation abgerufen werden.
Eine neue Stufe der Kooperation hat Neuseeland 2023 durch die Assozierung mit dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) erreicht. Damit ist es der EU erstmals gelungen, ein Assoziierungsabkommen mit einem hochindustrialisierten Land außerhalb Europas zu schließen. Neuseeländische Partnereinrichtungen müssen nun keine eigenen Finanzierungen mehr mobilisieren, stattdessen können sie zukünftig Fördermittel aus dem Rahmenprogramm erhalten. Einrichtungen aus Neuseeland konnten sich bereits an dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) beteiligen, eine Finanzierung daraus jedoch nur in Ausnahmefällen erhalten. Bis Juni 2024 hatte das Land unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 4,3 Millionen Euro eingeworben. Unter den 21 Projekten, an denen sich Neuseeland beteiligte, verzeichnete mit 11 Projekten die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
Unter neuseeländischer Führung ist die Global Research Alliance on Agricultural Greenhouse Gases entstanden, ein Verbund, dem mittlerweile 35 Länder, darunter auch Deutschland, angehören. Die Allianz initiiert und fördert gemeinsame Forschungsvorhaben mit dem Ziel, Treibhausemissionen durch landwirtschaftliche Prozesse zu minimieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Wissenstransfer in Entwicklungs- und Schwellenländer. Neuseeland stellt derzeit einen Großteil der Fördermittel zur Verfügung und beherbergt das Sekretariat der Organisation.
Um die Erschließung von Exportmärkten für Wasserstoff voranzutreiben, kooperiert Neuseeland mit Ländern im asiatisch-pazifischen Raum (Japan, Singapur) aber auch mit europäischen Ländern wie Deutschland (siehe APRA-Bericht Wasserstofftechnologien, S. 46 und nächster Abschnitt).