Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die deutschen und georgischen Forscherinnen und Forscher zusammen. Die Georgian-German Science Bridge (GGSB) bildet hierfür die Grundlage. Forschungsprojekte und neue Technologien stehen dabei ebenso wie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Fokus. Gemeinsam mit Kollegen der RWTH Aachen arbeiten die deutsch-georgischen Partner derzeit sogar an der Ausgestaltung der geplanten Studiengänge an der noch im Bau befindlichen „Kutaisi International University“.
Von losem Kontakt zur starken Partnerschaft
Große Ideen beginnen häufig ganz klein. So fand auch die Georgian-German Science Bridge (GGSB) ihren Anfang in dem Kontakt zweier Wissenschaftler, die sich überlegten, zusammenzuarbeiten. Otto Schult (zu dieser Zeit Direktor des Instituts für Kernphysik des Forschungszentrums Jülich) und Mikheil Nioradze (Direktor des Instituts für Hochenergiephysik der Staatlichen Universität Tiflis (HEPI TSU)) lernten sich 1992 kennen und brachten eine Kooperation auf den Weg, die schon drei Jahre später zu einem ersten gemeinsamen Projekt führte. Seitdem besteht zwischen dem Forschungszentrum Jülich und mehren wissenschaftlichen Einrichtungen Georgiens ein reger Austausch. Mit der Gründung der GGSB im Jahr 2004 wurde die lose Kooperation schließlich zu einer starken Partnerschaft. Inzwischen sind regelmäßige gemeinsame Workshops, gemeinsam betriebene SMART|Labs in Georgien, Gastvorlesungen sowie Forschungsaufenthalte georgischer Wissenschaftler und Praktika georgischer Studierender im Forschungszentrum feste Bestandteile der Zusammenarbeit.
Mehr als eine wissenschaftliche Zusammenarbeit
Die drei großen Schlagworte der GGSB sind Forschung, Ausbildung und Wissenstransfer. Damit geht die Zusammenarbeit deutlich über die reine Forschungstätigkeit hinaus. Vor allem die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat einen hohen Stellenwert. Zum Beispiel haben qualifizierte georgische Studierende die Möglichkeit, an einem Studierenden-Austauschprogramm teilzunehmen. Im Rahmen dessen können sie am Forschungszentrum Jülich lernen und forschen. Das Rückkehrerprogramm bietet diesen Studierenden nach ihrem Auslandsaufenthalt die Option, in der Heimat ein SMART|Lab zu leiten. In diesen Labs können die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre in Deutschland begonnene Forschung fortsetzen.
In den georgischen Universitäten werden spezielle Blockvorlesungen angeboten. Bei der derzeit im Bau befindlichen Kutaisi International University (KIU) gehen die Partner sogar noch einen Schritt weiter. Gemeinsam arbeiten die deutsch-georgischen Partner an der Ausgestaltung der geplanten Studiengänge. Die Universität soll in 2020 ihren Betrieb aufnehmen und MINT-Studiengänge anbieten, bei denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH und des Forschungszentrums nicht nur beratend zur Seite stehen, sondern sich auch in den aktiven Lehrbetrieb einbringen. Ein im Mai 2020 unterschriebenes Memorandum of Understanding erklärt die Universität zum Bestandteil der GGSB. Vorgesehen ist die Zusammenarbeit in Ausbildung und Wissenschaft, unter anderem für die Bereiche Supercomputing, Datenanalyse und maschinelles Lernen.
Doch nicht nur im Ausbildungsbereich stehen die deutschen Partner ihren georgischen Kollegen zur Seite. Etwa bei dem geplanten Hadronentherapiezentrum können die georgischen Experten ebenso auf die Expertise aus Jülich und Aachen bauen. Das Zentrum der KIU wird in der biomedizinischen, angewandten und medizinisch-technischen Forschung tätig sein.
Ein Blick in die Zukunft
Perspektivisch planen die Partner eine Fokussierung der Science Bridge in Richtung „Gesundheit als globale Herausforderung“. Durch den thematischen Schwerpunkt sollen vor allem die Aktivitäten in den verschiedenen GGSB-Gruppen und den SMART|Labs gebündelt und weiterentwickelt werden. Doch neben der reinen Gesundheitsforschung sollen auch die Themen Energieforschung, Ingenieurwissenschaft und Computermodellierung vorangetrieben werden. Durch die geplanten Workshops, Sommerschulen und Bildungsevents sowie Online- und Präsenz-Kurse, Vorlesungen, Seminare und das Angebot einer Früherziehung in den MINT-Fächern für Schulen soll der wissenschaftliche Nachwuchs im Besonderen von der zukünftig noch stärkeren Zusammenarbeit profitieren.