Hunderte Millionen Tonnen Reis reifen weltweit auf den Feldern, vor allem in Asien, heran. Nach der Ernte verbrennen die Bauern die Abfälle an Ort und Stelle und verteilen die Asche auf ihrem Feld. Dabei entseht klimaschädliches CO2. Zudem stellt Reisstroh eigentlich einen wertvollen Rohstoff dar. Das Grundkonzept für die Raffinerie stammt von der agrar- und umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Dr. Esteban Mejia, Nachwuchsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock (LIKAT) Idee war es nun, solche Katalysatoren in einer Bioraffinerie auf Basis von Reisstroh zu produzieren. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Felix Unglaube entwickelte er für ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt das Verfahren dafür.
Reisstroh und -schalen werden superfein zermahlen und in der Bioraffinerie pyrolysiert, also unter hohen Temperaturen ohne Sauerstoff und damit auch weitgehend ohne CO2-Emission verbrannt. Dabei entstehen zum einen kohleartige Stoffe, die u.a. als Filtermaterial oder Dünger verwendet werden können. Zum anderen entsteht ein feines Pulver aus Siliziumdioxid, das sich als Katalysator eignet. Etwa um Silberteilchen zu binden, die sich dann im medizinischen Bereich und für Sportbekleidung einsetzten lassen.
Mejias Idee überzeugte auch das BMBF, das die Arbeiten bereits seit 2018 fördert. Das Projekt läuft bis Ende 2021 und verfügt über ein Geamtvolumen von rund 300.000 EUR. Partner sind neben der Universität Rostock und dem LIKAT Forschende der TU Dresden und Universitäten in Vietnam. Am Ende soll eine ländliche Gemeinde in der vietnamesischen Provinz An Giang in der Lage sein, Ernteabfälle künftig in einer Bioraffinerie gewissermaßen am Feldrand zu veredeln. Das BMBF-Projekt soll Bauern in Vietnam helfen, auf die gigantische Emission von CO2 zu verzichten und mit zusätzlichen Einnahmequellen ihre Existenz zu sichern.
Die vietnamesischen Kooperationspartner an den Universitäten in Hanoi und An Giang sind von den Arbeiten begeistert. Die Provinz-Behörden gaben für die Bioraffinerie grünes Licht. „Betreiber der Anlage werden Bauern sein, die wir in Workshops dafür schulen“, sagt Esteban Mejia. Der Erfolg des Projektes hängt auch davon ab, wie gut das gelingt. Und es wird helfen, auch anderen Reisproduzenten etwa in Indien, Thailand oder China das Konzept der Bioraffinerie schmackhaft zu machen.