Nach dem Academic Freedom Index 2025 gehören zu den Ländern, in denen der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit statistisch und substanziell signifikant war, mehrere Demokratien, wie beispielsweise Argentinien, Finnland, Griechenland, Israel, Portugal und die Vereinigten Staaten. Auch in Österreich und Deutschland war der Rückgang der akademischen Freiheit messbar, in beiden Fällen aber bleibt der Rückgang gering und ist noch nicht substanziell signifikant, so die Autorinnen und Autoren des Berichts. Obwohl die Wissenschaftsfreiheit in Demokratien nach wie vor deutlich besser geschützt ist als in Autokratien, verdeutlichen diese Beispiele, dass die Wissenschaftsfreiheit auch in Demokratien unter Druck geraten kann. Daher konzentriert sich der diesjährige Bericht zum Academic Freedom Index auf Länder, in denen mehrere Parteien zur Wahl zugelassen sind.
Der Bericht weist auch auf den Wahlerfolg pluralismusfeindlicher Parteien als mögliche Ursache für den Rückgang der akademischen Freiheit hin. Anhand von Daten aus einem Zeitraum von 50 Jahren zeigt er auf, dass die akademische Freiheit in Gefahr ist, wenn pluralismusfeindliche Parteien an die Regierung kommen. Um dieses Phänomen näher zu untersuchen, behandelt der diesjährige Bericht drei anschauliche Fälle: Argentinien, Polen und die Vereinigten Staaten.
In allen drei Ländern nutzten antipluralistische Politiker mit Regierungsverantwortung auf nationaler oder bundesstaatlicher Ebene ganz ähnliche Methoden, um mehr Kontrolle über die Wissenschaft zu erlangen, insbesondere durch die Einschränkung der institutionellen Autonomie oder der Freiheit der Lehre sowie durch das Streichen von Finanzierung für Forschung, die der jeweiligen politischen Vision widerspricht. Einen besonders bemerkenswerten Rückgang verzeichnet Argentinien, wo der AFI-Wert innerhalb eines Jahres von einem sehr hohen Wert von 0,97 auf nur noch 0,69 sank (auf einer Skala von 0 bis 1, niedrig bis hoch).
Der Fall Polen hingegen zeigt, dass der Rückgang der Wissenschaftsfreiheit auch gestoppt werden kann, wenn antipluralistische Parteien die Macht verlieren. Polen erreichte 2014, also vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2015, einen sehr hohen AFI-Wert von 0,98. Im Jahr 2022 war das Land dann mit einem AFI-Wert von 0,73 auf einem Tiefpunkt angekommen. Nach den Parlamentswahlen 2023 erholte sich die Wissenschaftsfreiheit im Land jedoch wieder und erreichte nun einen Wert von 0,87 auf der AFI-Skala.
Der Index ist ein Kooperationsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und dem V-Dem-Institut der Universität Göteborg in Schweden. Die einzelnen Bewertungen werden mithilfe eines statistischen Modells aggregiert, das vom V-Dem-Institut für einen größeren Demokratiedatensatz entwickelt wurde. Die VolkswagenStiftung fördert die Erstellung und wissenschaftliche Auswertung der Index-Daten seit 2021 in der Initiative "Hochschule der Zukunft".
Open Access und Visualisierung
Die für das AFI-Update 2025 verwendeten Daten sind für weitere Studien frei zugänglich. Auf der Website des Academic Freedom Index gibt es eine interaktive Visualisierung der Daten, Länderprofile und weiterführende Informationen zum Indexprojekt, der Bericht selbst ist als PDF verfügbar. Interessierten stehen außerdem benutzerfreundliche Grafiktools zur Verfügung. Diese können von Forschenden, Studierenden oder politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern genutzt werden.
Zum Nachlesen
- VolkswagenStiftung (13.03.2025): Academic Freedom Index 2025: Wissenschaftsfreiheit in 34 Ländern gesunken
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (13.03.2025): Academic Freedom Index 2025 Update zeigt Rückgang in 34 Ländern
- Wiarda-Blog (13.03.2025): "Nicht mehr internationale Spitze"