Kanada war das Ziel für die erste Roadshow des FDT, denn es besteht eine hervorragende Kooperationsbasis zwischen beiden Ländern, die bereits 1971 durch ein Regierungsabkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit formal unterlegt wurde. Insbesondere im Bereich von KI ist Kanada außerdem eine Vorreiternation: Als weltweit erstes Land hat Kanada im März 2017 eine nationale KI-Strategie veröffentlicht. Fokus wurde dabei auf die Förderung von Forschung und Talenten gelegt, für die ein Budget von 125 Millionen Dollar für fünf Jahre eingesetzt wurde. Vieles ist in der Zwischenzeit passiert und Kanada hat sich den Ruf eines exzellenten Forschungs- sowie Startupstandortes im Bereich von KI erarbeitet. Insbesondere die drei neu erschaffenen KI-Institute MILA in Montreal, das Vector Institut in Toronto und das Alberta Machine Intelligence Institute (amii) in Edmonton haben sich schnell ein großes internationales Renommee erarbeitet. An der kanadischen Ostküste finden sich außerdem ausgezeichnete Universitäten mit Forschungsschwerpunkten im Bereich von KI und Gesundheit sowie Produktion und Robotik. Und die Industrie wird unter anderem durch die fünf staatlich geförderten Supercluster mit an Bord geholt.
Neben dem Ziel, das kanadische KI-Ökosystem und relevante Akteure und Institutionen kennenzulernen, wird bei jeder Roadshow angestrebt, dass die deutschen Delegationsteilnehmenden ihre aktuellen Forschungsprojekte einem ausländischen Expertenpublikum vorstellen können. Bei dieser Roadshow waren hauptsächlich Vertreterinnen und Vertreter von Forschungsprojekten mit dabei, die durch eines der Programme im Bereich Entwicklung digitaler Technologien vom BMWi gefördert werden. Außerdem war eine Vertreterin eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts, ein Vertreter eines europäischen Horizon2020-Projekts sowie das vom BMWi-Gründerwettbewerb ausgezeichnete Startup PANDA mit dabei. Das Themenfeld KI im Gesundheitswesen wurde von Teilnehmenden der Charité Berlin, der bbw Hochschule und des Hasso-Plattner-Instituts vertreten. Im Bereich der vernetzten Produktion nahmen Vertreterinnen und Vertreter vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut, der Technischen Universität Chemnitz, der RWTH Aachen und des Mittelständers KION teil. Vertreterinnen und Vertreter der Technischen Universität Dresden, von Siemens und des Karlsruhe Institute für Technologie waren für den Bereich KI-Technologien mit auf der Roadshow.
Die fünf Tage in Kanada ermöglichten vielzählige Treffen, in denen sich spannende Überschneidungen und Ergänzungen zwischen den deutschen und kanadischen Expertinnen und Experten aufzeigten. Neben wissenschaftlichen Workshops bei MILA und dem Vector Institut, war auch das Treffen mit Forscherinnen und Forschern vom National Research Council sehr erkenntnisreich. Mit einem jährlichen Budget von 1,2 Milliarden Dollar, fast 4000 Mitarbeitenden und 22 Standorten, ist es die relevanteste wissenschaftliche und industrielle Forschungsorganisation in Kanada. Außerdem wurden zwei der fünf industrie-getriebenen Supercluster besucht: Zum einen das auf Logistik fokussierte scale ai in Montreal, zum anderen das Next Generation Manufacturing Supercluster aus Hamilton nahe Toronto.
Ebenso hervorzuheben waren die Treffen an kanadischen Universitäten: An der Universität von Toronto stellten sich vier Forschungsbereiche der Fakultät für Angewandte Natur- und Ingenieurswissenschaften vor. Die Universität von Waterloo, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Produktion und Robotik, wurde ebenfalls besucht. Montreal beeindruckte die Forschung im Gesundheitsbereich, sowohl am Krankenhaus CHUM und deren aktuell im Aufbau befindlichen School of Artificial Intelligence in Health als auch im neurologischen KI-Simulationszentrum der McGill Universität.
Auch einen Einblick in die dynamische Startup-Szene hat es gegeben: Zum einen durch das Creative Destruction Lab und zum anderen durch den Forschungspark MaRS Discovery District, in dem sich große und kleine Unternehmen unter einem Dach versammeln. Außerdem wurde vom deutschen Konsulat in Montreal ein Besuch des Accelerator CenTech organisiert.
Die Roadshow ermöglichte durch das dichte Programm vielfältige Einblicke in die kanadischen Forschungsschwerpunkte und Institutionsgefüge. Außerdem wurden viele Kontakte und Anknüpfungspunkte zwischen der deutschen Delegation und den verschiedenen Institutionen in Kanada geschaffen. So wurde eine gute gemeinsame Grundlage für eine Zusammenarbeit gelegt, die zukünftig in bilateralen Forschungsprojekten realisiert werden könnten.