Geplant sind im Bereich Notfallschutz vor allem Beiträge zur Dosisabschätzung und zur Risikobewertung in radiologischen Notfällen. Das BfS wird außerdem zum Verständnis strahlenbezogener Risiken in der Öffentlichkeit in verschiedenen Themenbereichen beitragen und die WHO bei der Entwicklung von angemessenen Kommunikationsstrategien unterstützen. Dazu zählen unter anderem Untersuchungen zu den psychosozialen Auswirkungen nuklearer und anderer radiologischer Notfälle.
Langjährige Erfahrung in Notfallschutz und Risikokommunikation
Das BfS, dessen Gründung auf den Reaktorunfall in Tschernobyl zurückgeht, verfügt über langjährige Erfahrung im Notfallschutz. In einem Notfall ist es entscheidend, schnell und nachvollziehbar Analysen und Prognosen zur radiologischen Lage zu erstellen. Dazu gehört unter anderem die individuelle Abschätzung der durch den Notfall verursachten Strahlenbelastung für die Bevölkerung, z.B. auch durch spezielle biologische Verfahren (Biodosimetrie). Diese Erfahrungen und Erkenntnisse zum Notfallschutz wird das BfS über das WHO-Netzwerk REMPAN (Radiation Emergency Medical Preparedness and Assistance Network) in die gemeinsame Arbeit einfließen lassen.
Das BfS verfügt darüber hinaus über breites Wissen in der Risikokommunikation. Dies ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die Forschungserkenntnisse in den Bereichen Risikowahrnehmung und das Strahlenschutzverhalten in der Bevölkerung in verständliche Informationen und fundierte Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung umzusetzen. Hier kann das vom BfS initiierte RENEB Netzwerk (Realisierung des Europäischen Netzwerks in Biologischer Dosimetrie) durch personenbezogene Dosisabschätzungen, die rückwirkend durchgeführt werden, zu einer realistischen Einschätzung der möglicherweise erhaltenen Dosis beitragen. In einem nuklearen Notfall geht es auch darum, die psychischen Belastungsfolgen zu verringern. Gründe hierfür können insbesondere eine erfolgte Evakuierung, Angst vor sozialer Ausgrenzung oder vor gesundheitlichen Folgen sein.
BfS unterstützt WHO in acht Forschungs- und Arbeitsbereichen
Die Kooperationszentren der WHO sind vom Generaldirektor ernannte Forschungseinrichtungen oder Institute, die als Teil eines internationalen Kooperationsverbundes der WHO in Gesundheitsfragen zuarbeiten. Das BfS als „WHO-Kooperationszentrum für ionisierende und nichtionisierende Strahlung und Gesundheit“ unterstützt die WHO in jetzt insgesamt acht Forschungs- und Arbeitsbereichen, die sich mit der Ermittlung und Bewertung von Strahlenrisiken, ihrer Kommunikation sowie der Entwicklung internationaler Sicherheitsstandards und technischer Leitlinien befassen:
- Strahlenrisiken im Bereich niedriger Dosen
- Notfallschutz
- Elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder
- Optische Strahlung
- Radon
- Medizinische Strahlenexposition
- Entwicklung und Umsetzung von Standards und Leitlinien
- Risikokommunikation
Weltweit gibt es 23 Kooperationszentren im Bereich ionisierender und nichtionisierender Strahlung, in Deutschland sind es derzeit zwei. Die Zusammenarbeit der Zentren mit der WHO soll auch den Austausch der einzelnen Institutionen untereinander fördern.