Bundesforschungsministerin Johanna Wanka brach gestern bis zum 10. April zu einer Reise in die Arktis auf. Dabei wird sie auf Einladung der norwegischen Regierung auch die nördlichste Universität der Welt besuchen. Einen besonderen Schwerpunkt ihrer Reise bildet der Besuch deutscher und internationaler Forschungseinrichtungen auf dem zu Norwegen gehörenden arktischen Inselarchipel Spitzbergen. Neben der einzigartigen norwegischen Gen- und Saatgutdatenbank und dem Forschungspark in Longyearbyen besichtigt die Ministerin auf der Insel Spitzbergen Luft-, Meeres- und Geologie-Observatorien zur Erforschung langfristiger Umwelt- und Klimaveränderungen. Während ihrer Inspektionsreise wird sie schließlich Station machen in Ny-Ålesund, der nördlichsten dauerhaft bewohnten Siedlung der Welt. Hier besucht sie die deutsch-französische Forschungsbasis AWIPEV, eine Kooperation des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) mit dem französischen Polarinstitut Paul Émile Victor (IPEV).
„Die Arktis ist eine Schlüsselregion für die Forschung, die durch den Klimawandel und geopolitische Interessen immer weiter in den Mittelpunkt rückt“, sagte Wanka. „Eine starke Polarforschung ist wichtig, weil wir eine gute Wissensbasis brauchen, um die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen. Deutschland ist in der Arktis mit seiner Forschung ein wichtiger Akteur und setzt sich für den Schutz der Meere und die Bekämpfung des Klimawandels ein. Unser Engagement ist Teil der enggeknüpften internationalen Netzwerke der Polarforschung.“
Deutschland betreibt biologische, geologische, geophysikalische, glaziologische, chemische, ozeanographische und meteorologische Forschung an beiden Polen. Vor allem das zu 90 Prozent vom BMBF finanzierte AWI ist hier engagiert. So unterhält das Institut nicht nur die Arktis-Station AWIPEV auf Spitzbergen, sondern mit der Neumayer-Station III auch eine ganzjährig besetzte deutsche Forschungsstation in der Antarktis. Zu seinen Forschungsinfrastrukturen zählt das AWI außerdem das eisbrechende Forschungs- und Versorgungsschiff Polarstern sowie die Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt seit 2003 die Polarforschung: mit ihrem Schwerpunktprogramm „Antarktisforschung mit vergleichenden Untersuchungen in arktischen Eisgebieten“ an den Universitäten, das zuletzt 2012 für die Förderperiode bis 2018 aufgelegt wurde.
Die Forschungsthemen sind so gewählt, dass sie das komplexe Zusammenspiel zwischen Atmosphäre, Eis, Ozean und Land untersuchen. Sie reichen von Messreihen zu Luft- und Meerestemperaturen über die Erforschung der Ozeanversauerung und Artenverschiebung bis hin zur Wechselwirkung zwischen Pflanzen, Mikroorganismen und Boden bei der Kohlenstoffverarbeitung im Permafrost. Beim AWI arbeiten Physiker, Biologen, Geologen, Chemiker, Ozeanografen und Meteorologen Hand in Hand. Die Polarforschung zeichnet sich aus durch ihre enge Zusammenarbeit nicht nur über Fächer-, sondern auch über Ländergrenzen hinweg.
Insgesamt investiert Deutschland ca. 200 Millionen Euro institutioneller Mittel jährlich in die Meeres- und Polarforschung, flankiert von ca. 20 Millionen Euro pro Jahr Projektförderung im polaren Bereich mit Bezug zur Arktis. „Ich will bei meinem Besuch die Arbeit der vielen deutschen und internationalen Forscher würdigen und damit unterstreichen, wie wichtig für Deutschland die Polarforschung und die weltweite Zusammenarbeit von Wissenschaftlern in diesem Bereich ist“, sagte Wanka.