Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
"Für die Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland spielen Forschungsinfrastrukturen eine Schlüsselrolle. Wenn wir als Innovationsnation auch morgen und übermorgen die Nase vorn behalten wollen, brauchen wir herausragende Grundlagenforschung. Denn sie ist die Voraussetzung für neues Wissen, technologische Durchbrüche und damit auch für unseren künftigen Wohlstand."
Drei Vorhaben wurden ausgewählt, die zur Lösung zukunftsrelevanter und gesellschaftlich wichtiger Fragestellungen in der Klimaforschung, der Medizin und der Materialforschung beitragen werden. An den Hauptstandorten der neuen Forschungsinfrastrukturen Jülich, Leipzig und Jena werden wegweisende Forschungsverbünde mit hoher Strahlkraft für die Regionen entstehen.
Die Forschungsinfrastruktur für atmosphärische Aerosole, Wolken und Spurengase (ACTRIS-D) trägt dazu bei, Klimamodelle und ihre Vorhersagekraft erheblich zu verbessern. Das Vorhaben baut ein nationales Forschungsnetzwerk der deutschen Klima- und Atmosphärenforschung auf. Klimaforschung kann nur erfolgreich sein, wenn sie im internationalen Kontext erfolgt. Aus diesem Grund wird ACTRIS-D Teil der europäischen Initiative ACTRIS.
Mit dem Ernst-Ruska-Centrum 2.0 (ER-C 2.0) entsteht ein einzigartiges nationales Kompetenzzentrum für höchstauflösende Elektronenmikroskopie. Strukturen und Eigenschaften von Materialien wie Metallen oder Zellgewebe werden dadurch entschlüsselt. Damit können neuartige Materialien und Ansätze für neue Wirkstoffe und Heilverfahren entwickelt werden.
Das Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI) wird neue Wege zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten gehen und so zur Lösung von Gesundheitsbedrohungen für die Menschen beitragen. Dafür werden photonische Methoden mit der Infektionsforschung verbunden. Forschungsergebnisse werden unmittelbar in die klinische Praxis überführt. Von dieser direkten Anwendung werden Patienten und der Medizinstandort Deutschland nachhaltig profitieren.
Hintergrund
Der Entscheidung ging der Nationale Roadmap-Prozess für Forschungsinfrastrukturen voraus; ein strategisches Instrument zur forschungspolitischen Priorisierung künftiger, langfristiger Investitionen in Forschungsinfrastrukturen.
Bestandteile des Nationalen Roadmap-Prozesses sind die vom Wissenschaftsrat verantwortete wissenschaftsgeleitete Begutachtung durch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus allen großen Wissenschaftsgebieten, eine wirtschaftliche Begutachtung durch unabhängige und externe Sachverständige aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Bewertung der forschungspolitischen und gesellschaftlichen Relevanz durch die zuständigen Fachabteilungen im BMBF.
Die nationale Weichenstellung ermöglicht gleichzeitig weitere Vereinbarungen und Vernetzungen mit internationalen Partnern. Komplexe Forschungsinfrastrukturen mit hohen Kosten können oft nur in europäischer oder weltweiter Kooperation entwickelt und betrieben werden. Die Bundesregierung engagiert sich daher aktiv im Europäischen Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (European Strategy Forum on Research Infrastructures, ESFRI). ESFRI führt seit 2006 ein europäisches Roadmap-Verfahren durch. Die ESFRI-Roadmap bündelt die wichtigsten Planungen von EU-Mitgliedstaaten und Assoziierten Staaten für gemeinsame Forschungsinfrastrukturvorhaben in Europa.