Im Rahmen des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (European Scientific Forum for Research Infrastructures, ESFRI) hatte sich Frankreich 2016 an der Überarbeitung des Fahrplans der europäischen Forschungsinfrastrukturen beteiligt und parallel dazu seinen eigenen Fahrplan für Forschungsinfrastrukturen (Feuille de route nationale des Infrastructures de recherche) aktualisiert. Nun wurde er, basierend auf den Daten aus 2016, erneut überarbeitet.
Der Nationale Fahrplan erfasst nunmehr 99 Infrastrukturen (2016: 95), die nach zehn Themenbereichen geordnet sind (Geistes- und Sozialwissenschaften; Wissenschaften des Erdsystems und der Umwelt; Energie; Biologie und Gesundheit; Material- und Ingenieurwissenschaften; Astronomie und Astrophysik; Hochenergie- und Nuklearphysik; Digitaltechnologien und -wissenschaft; Mathematik; Wissenschaftliche und technische Informationen; E-Infrastrukturen). Diese sind auch auf einer interaktiven Karte einsehbar. Falls sich die Nationale Infrastruktur in eine europäische einfügt, ist dies im Dokument angegeben.
Die Kosten für die Infrastrukturen belaufen sich auf 1,338 Milliarden Euro, wobei neben den reinen Infrastrukturmitteln auch Personal- und sonstige, auch „weniger sichtbare“, Kosten einberechnet wurden. Ebenso wird nun angegeben, mit wie vielen Vollzeit-Äquivalent-Stellen die Infrastruktur betrieben wird. Ein weiterer Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe liegt auf dem Umgang mit Daten, da alle Infrastrukturen mit großen Datenmengen umgehen. Die größten unter ihnen benötigen 540 Petabytes und diese Zahl soll sich in den nächsten Jahren verfünffachen. Im Sinne der GO-FAIR-Initiative, der sich Frankreich angeschlossen hat, sollen die Daten der Infrastrukturen auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar sein (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable). Um dieses Ziel zu erreichen, wird von allen Infrastrukturen ein Data Management Plan erwartet.
Form und Inhalt der Strukturen sind sehr unterschiedlich und können sich wie folgt unterscheiden:
- Ein Standort: feste Infrastrukturen, meist ein großes Instrument, das spezielle Räumlichkeiten benötigt.
- Verteilte Standorte: Flotten, Netzwerke von Instrumenten oder Plattformen, Sammlungen, Archive oder wissenschaftliche Bibliotheken
- Immaterielle Infrastrukturen: virtuelle Forschungsinfrastrukturen, Datenbanken
- Infrastrukturen auf Basis menschlicher Netzwerke (Kohorten, Experten etc.)
Je nach Art der Infrastruktur (national oder multinational, Steuerung, Finanzvolumen) werden weiterhin vier Typen unterschieden:
- Internationale Organisationen (Organisations Internationales, OI) auf Basis bi- oder multilateraler Abkommen
- Sehr große Forschungsinfrastrukturen (Très Grandes Infrastructures de Recherche, TGIR): Instrumente, die Teil europäischer oder internationaler Partnerschaften sind, insbesondere als Teil des ESFRI oder eine wichtige Rolle für Industrie- oder Innovationsnetzwerke spielen
- Forschungsinfrastrukturen (Infrastructures de Recherche, IR): Infrastrukturen einzelner Einrichtungen, einer der fünf Forschungsallianzen oder Infrastrukturen die im Rahmen der französischen Exzellenzinitiative PIA (Programme d’investissement d’avenir) unterstützt wurden (insbesondere als „Exzellente Infrastruktur“ - Equipement d’Excellence).
- Projekte (Projets): Infrastrukturen, die noch nicht ausgereift genug sind, um als TGIR oder IR klassifiziert zu werden aber bereits für die französische Forschungslandschaft wichtig.
Zum Nachlesen
Französisches Ministerium für Hochschulwesen, Forschung und Innovation: Stratégie nationale des infrastructures de recherche