Über die Frage, ob Studierende ins Ausland gehen, entscheidet jedoch in Deutschland noch immer die Herkunft. Unter den auslandsmobilen Studierenden ist der Anteil der Akademikerkinder höher. Die Studie des CHE zeigt zudem, dass Studierende aus akademischen Elternhäusern häufiger mehrere Auslandsaufenthalte absolvieren als ihre Kommilitonen ohne akademischen Bildungshintergrund.
Umso wichtiger sei es deshalb, die Hürden, die Studierende von einem Auslandsaufenthalt abhalten, zu senken. Laut Studie liegen keine grundsätzlichen herkunftsspezifischen Unterschiede in den Persönlichkeitseigenschaften vor, etwa im Bereich Entscheidungsfähigkeit. Die Barrieren, die Nicht-Akademikerkinder daran hindern, ins Ausland zu gehen, sind vielmehr organisatorischer und finanzieller Art. Besonders abschreckend wirke neben mangelnder Unterstützung bei der Wohnungssuche vor allem die Unsicherheit über die Kosten.
„Nicht mangelndes Selbstvertrauen oder fehlende Neugierde halten Studierende aus nicht-akademischem Elternhaus vom Auslandsstudium ab, sondern die Sorgen um Finanzierung und Wohnraum. Dabei sind dies Hürden, die man vergleichsweise leicht beseitigen kann“, sagt CHE Geschäftsführer Frank Ziegele, der bessere Finanzierungsmöglichkeiten und Serviceangebote fordert.
Zusätzlich werteten die CHE Autorinnen in ihrer Studie die Auslandsaufenthalte nach Bildungsherkunft und Programm aus. Hierbei zeigte sich: Beim Erasmus-Programm der EU ist die soziale Selektivität zwischen Akademiker- und Nicht-Akademiker-Kindern geringer ausgeprägt als bei anderen Angeboten. Einen möglichen Grund sehen die CHE Autoren in den leichteren Zugangsvoraussetzungen von Erasmus. Möglicherweise weichen aber auch immer mehr Kinder aus akademischem Elternhaus auf alternative, etwa stipendienbasierte Programme aus. Aktuell nutzen rund 40.000 Studierende aus Deutschland Erasmus für einen Studienaufenthalt im Ausland.
Über die Studie:
Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung hat gemeinsam mit CHE Consult die soziale Selektivität bei Auslandsstudium und -praktikum untersucht. Grundlage der Untersuchung sind bisher unveröffentlichte Daten für Deutschland aus der Erasmus Impact Studie der EU-Kommission von 2014. Hierfür wurden im Jahr 2013 rund 3.600 deutsche Studierende befragt. Für die Studie „Herkunft macht mobil“ wurden die Daten von den Autorinnen Olivia Key, Pavla Milatova und Nina Horstmann speziell im Hinblick auf das akademische Elternhaus der Studierenden ausgewertet.
Kontakt:
Olivia Key
Tel: 030 2332267-42
E-Mail: olivia.key(at)che-consult.de
Dr. Nina Horstmann
Tel: 05241 9761-44
E-Mail: nina.horstmann(at)che.de
Zum Nachlesen:
- Wissenschaft weltoffen kompakt 2017: Deutsche Studierende im Ausland - auf einen Blick