In den Höhenlagen zwischen rund 3.800 und 4.700 Metern kommt der „Páramo“ vor. Dabei handelt es sich um eine Hochlandsteppe mit vereinzelt vorkommenden andinen Waldbereichen, die zum Teil durch Beweidung und Rodung durch den Menschen entstanden ist. Diese Vegetationsform speichert in ihren humusreichen Böden sehr viel Kohlendioxid und Wasser. Dazu erklärt Prof. Dr. Dietmar Quandt vom Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn:
„Unsachgemäße Nutzung führt dazu, dass das Ökosystem zerstört wird und der Páramo allmählich austrocknet. Dadurch wird unter anderem zunehmend die Erosion gefördert und die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung bedroht.“
Das „German-Ecuadorian Biodiversity Consortium“ (BIO-GEEC) will nun vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadiskussion und der voranschreitenden Zerstörung der Lebensräume die Biodiversität Ecuadors untersuchen. Hierfür haben sich unter Quandts Federführung insgesamt acht Partnerinstitutionen zusammengeschlossen – vier aus Deutschland und ebenso viele aus Ecuador. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fördern das Projekt in den nächsten 18 Monaten mit rund einer Viertelmillion Euro.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland wollen an den ecuadorianischen Partneruniversitäten moderne Methoden der Artenbestimmung etablieren, darunter molekulare Technologien, Datenbanken und Web-Anwendungen. Mit der aufgebauten Infrastruktur sollen insgesamt vier Teilprojekte hinsichtlich öffentlicher, ökologischer und ökonomischer Interessen getestet werden: Diversität der Samenpflanzen und Bodenmikroorganismen im Páramo, Diversität und Spezifität der Palmen bestäubenden Insekten sowie Giftspinnen und deren Gifte. Damit soll unter anderem die Basis für eine Wiederherstellung der natürlichen Grundlagen im Páramo geschaffen und auch wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten der verschiedenen Arten erkundet werden, zum Beispiel das Gift von Spinnen als möglicher Rohstoff für Medikamente. Die Untersuchungsflächen umfassen Höhenstufen vom Tieflandregenwald bis in den Páramo.
Außerdem ist ein internationales Netzwerk für gegenseitiges Training und wissenschaftlichen Austausch geplant. Unter dem Schirm von BIO-GEEC soll auch die Grundlage für künftige Projekte geschaffen werden. Dazu sagt Quandt:
„Es handelt sich um einen Trittstein für weiterreichende Biodiversitäts-Forschungsprojekte in Ecuador, für die wir weitere Fördermittel einwerben wollen.“