Mit 70 Millionen Betroffenen ist der Graue Star die weltweit häufigste Ursache für Blindheit und schwere Sehbehinderungen. Allein in einem Jahr werden weltweit mehr als 30 Millionen Kataraktoperationen durchgeführt.
Im Rahmen eines gemeinschaftlichen Forschungsprojektes des Universitätsklinikum Bonn (UKB), der Universität Bonn, der Sankara Eye Foundation Indien und von Microsoft Research India wird nun ein Algorithmus zur automatischen Auswertung von OP-Videos der im Globalen Süden gängigen OP-Technik des Grauen Stars entwickelt. Dieser Algorithmus soll nicht nur mit konventionellem Bildmaterial, sondern auch mit Videos, die von speziell an OP-Mikroskopen angebrachten Smartphones aufgenommen wurden, funktionieren. Hierdurch erhoffen sich die Forschenden, langfristig die Katarakt-OP-Ergebnisse an Gesundheitseinrichtungen in Indien und anderen Ländern des Globalen Südens zu verbessern.
Als ersten wichtigen Meilenstein führten sie dazu eine systematische Literaturrecherche zu bisherigen Algorithmen zur automatischen Videoanalyse von Katarakt-Operationen durch. Es gibt erste, vielversprechende Ansätze, bislang wurden jedoch nur Videos aus Ländern mit einkommensstarken Gesundheitssystemen verwendet. Die erste Übersichtsarbeit zu KI bei Katarakt-OP Video-Analyse ist nun bei Translational Vision Science and Technology (TVST) veröffentlicht.
Der nächste Schritt ist, einen Algorithmus zur automatischen Analyse von OP-Videos der im Globalen Süden gängigen Graue Star OP-Technik zu entwickeln. Wie die Forschenden der Universität Bonn und des UKB bereits zeigen konnten, verbessern Bildaufnahmen von Smartphones die augenheilkundliche Versorgung beispielsweise in Indien.
Das Projekt wird von Mitteln des Förderprogramm Klinikpartnerschaften (Förderlinie "Academic"; Projektträger: GIZ) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) finanziert.
Zum Nachlesen
- Universitätsklinikum Bonn (15.04.2024): KI soll Graue Star-OPs im Globalen Süden verbessern