Seit 34 Jahren werden mit dem Gay-Lussac Humboldt-Preis Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Frankreich geehrt, die einerseits durch ihre Arbeit und ihr Engagement zur Stärkung der deutsch-französischen Wissenschaftskooperation beigetragen haben und anderseits in diesem Rahmen vielversprechende Projekte entwickeln.
Die in Deutschland tätigen Forscherinnen und Forscher werden von französischen Kollegen bei der französischen Akademie der Wissenschaften (Académie des sciences – Institut de France) vorgeschlagen, die auch den Auswahlprozess betreut. Die beiden Preise in Höhe von jeweils 60.000 Euro werden dann vom französischen Bildungsministerium (Ministère de l’éducation nationale, de l’enseignement supérieur et de la recherche, MENESR) verliehen.
Die in Frankreich tätigen Forscherinnen und Forscher werden von deutschen erfahrenen Kollegen bei der Alexander von Humboldt Stiftung (AvH) vorgeschlagen. Sie haben ein mehrjähriges Kooperationsprojekt mit ihren deutschen Partnern. Der Preis der AvH ist ebenfalls mit jeweils 60.000 Euro dotiert und fügt sich in den größeren Rahmen des Humboldt-Forschungspreises ein. Aktuell verzögert sich die Preisträger-Auswahl bei der AvH jedoch aufgrund eines neuen Datenbanksystems sowie hoher Antragseingänge.
Dieses Jahr erhalten von französischer Seite Hermann G. Matthies (TU Braunschweig) und Albrecht Poglitsch (Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching) den Gay-Lussac Humboldt-Preis.
Hermann G. Matthies ist Professor am Institut für wissenschaftliches Rechnen der TU Braunschweig, dessen Direktor er seit seiner Gründung 1995 ist. Wie das Institut schreibt, werden im „noch jungen Forschungsgebiet des wissenschaftlichen Rechnens […] der technische Sachverstand der Ingenieure, die numerischen Verfahren der Mathematiker und die modernen Methoden und Rechner der Informatiker interdisziplinär eingesetzt.“ Professor Matthies hat zahlreiche Kontakte nach Frankreich und hat insbesondere mit der Technischen Universität Compiègne (UTC), der ENS Cachan und dem CNAM (Conservatoire National des Arts et Métiers) zusammen gearbeitet. Kollegen dieser Hochschulen (Adnan Ibrahimbegovic/UTC, Pierre Ladevèze/ENS Cachan, Roger Ohayon/CNAM) haben ihn für den Preis vorgeschlagen.
Albrecht Poglitsch ist Senior Scientist am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching. Er hat an der Universität Stuttgart mit Auszeichnung promoviert und für seinen Postdoc am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung geforscht. Seit 1986 ist er am MPE. In den 1990er Jahren war er an der Entwicklung eines spektroskopischen Ferninfrarot-Instruments für das Kuiper Airborne Observatory beteiligt, das zur Entdeckung von molekularen Wasserstoff-Vorräten in irregulären Galaxien beitragen hat. Später wurde er Forschungsleiter für das abbildende Photometer/Spektrometer PACS (Photodetector Array Camera and Spectrometer), eines der drei Instrumente des europäischen Herschel-Weltraumteleskops. In diesem Rahmen entstand die Zusammenarbeit mit dem Labor für Astrophysik in Marseille (Universität Aix-Marseille/CNRS) sowie dem Labor für Astrophysik SAp in Saclay (Service d'Astrophysique, CEA). 2014 forschte er auf Einladung des im Rahmen der französischen Exzellenzinitiative geförderten Laborverbunds FOCUS (FOCal plane arrays for Universe Sensing) mehrfach am SAp. Er wurde von Louis Rodriguez (SAp) für den Preis vorgeschlagen.