Niemand kennt die genauen Zahlen. Es gibt nur Abschätzungen, wie viel Plastikmüll jedes Jahr neu in die Ozeane gelangt. Sogar vorsichtige Studien gehen von bis zu fünf Millionen Tonnen aus. Andere Untersuchungen kommen auf bis zu 13 Millionen Tonnen. Das stellt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor ein Problem. Denn in den Meeren finden sie nur ein Bruchteil dessen, was eigentlich schon an der Wasseroberfläche treiben müsste. Wo bleibt der Rest?
Mit dieser Frage beschäftigt sich ab sofort das europäische Forschungsprojekt HOTMIC (Horizontal and vertical oceanic distribution, transport, and impact of microplastics). Insgesamt sechs europäische Länder finanzieren es im Rahmen der EU-Programm-Initiative „Gesunde und produktive Meere und Ozeane“ (JPI Oceans) über drei Jahre mit insgesamt 2,3 Millionen Euro. Geldgeber in Deutschland ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Koordination des Gesamtprojekts übernimmt das GEOMAR Helmholz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Das HOTMIC-Projekt konzentriert sich auf den nordatlantischen Raum als Modellregion und untersucht hier die Wege des Plastiks vom Kontinent bis in den nordatlantischen Ozeanwirbel. Das Projekt berücksichtigt dabei Mikroplastik bis zu einer Größe von weniger als 10 Mikrometer und erforscht, welche physikalischen, chemischen, aber auch biologischen Prozesse bei der Plastikverteilung eine Rolle spielen. Zusätzlich wollen die Beteiligten neue Analysetechniken entwickeln, die den Nachweis von Mikroplastik vereinfachen und helfen, die Risiken dieser Schadstoffe für die Meeresumwelt zu bewerten.
Vom 5. bis 26. März war das Kieler Forschungsschiff ALKOR bereits entlang der westeuropäischen Küste unterwegs und hat vor größeren Flüssen wie der Seine, der Themse oder der Elbe, aber auch in der Straße von Gibraltar oder vor der belgischen Nordseeküste für HOTMIC Proben genommen und Daten gesammelt.