Unter den zusammengeführten Archivmaterialien finden sich Briefwechsel, Werke und seltene Ausstellungskataloge namhafter Konzept- und Performance-Künstlerinnen und -Künstler wie Ry Nikonova, Dmitri Prigov, Ilya Kabakov und Andrei Monastyrski, aber auch die Papiere des Kunsttheoretikers Igor Golomstock, der erst im Untergrund und dann im Londoner Exil Schriften über Kunst im Totalitarismus verfasste.
Eine Schlüsselrolle für das Verständnis sowjetischer inoffizieller Kunst nimmt der in Bremen aufbewahrte Bestand des bekannten Medientheoretikers Boris Groys und seiner Ehefrau Natalia Nikitina ein, erläutert die Direktorin der Forschungsstelle Osteuropa (FSO) an der Universität Bremen. „Bereits in den 1970er Jahren hatte der gebürtige Ost-Berliner mit seinen kunsttheoretischen Arbeiten eine Brücke über den Eisernen Vorhang geschlagen und die alternative Kunst der Moskauer Konzeptualisten im Westen bekannt gemacht.“ Im Rahmen der deutsch-russisch-amerikanischen Kooperation wurde der gesamte Archivbestand des Ehepaars erschlossen und ist an der Forschungsstelle Osteuropa ab sofort für Forschende, Kuratorinnen und Kuratoren sowie einem breiten Publikum zugänglich.
Die Webseite des Projekts verfügt über einen Online-Katalog, der es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, die Archivbestände aller RAAN-Partner zu durchsuchen, wobei im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung neue Materialien hinzugefügt werden. Der Archivkatalog hat eine russische und eine englische Version. Der Großteil des Katalogs ist in russischer Sprache, mit Ausnahme von Einträgen für Archivdokumente und Presseausschnitte in Fremdsprachen sowie Informationen über Ausstellungen, die außerhalb (Sowjet-)Russlands stattfanden.