2012 und 2013 gründeten auf Initiative des Staates hin Akteure des öffentlichen Hochschul- und Forschungswesens zusammen mit Unternehmern acht Institute für technologische Forschung (Instituts de Recherche Technologique, IRT). Sie verbinden in folgenden Schlüsseltechnologien Forschung und industrielle Anwendung miteinander:
- Nanoelektronik (Grenoble)
- Luft- und Raumfahrt, Bordsysteme (Toulouse/Bordeaux)
- Infektionsforschung (Lyon/Paris)
- Materialien, Metallbearbeitung und Verfahren (Metz/Belfort-Montbéliard /Troyes)
- Schienenverkehr-Infrastruktur (Valenciennes/Villeneuve)
- Verbundstoffe (Nantes)
- Bild- und Digitaltechniken (Rennes)
- Digitale Ingenieurwissenschaften für Zukunftssysteme (Saclay)
Öffentliche und privatwirtschaftliche Mittel sollen zu gleichen Teilen in die Institute fließen. Sie werden von staatlicher Seite hierfür über zehn Jahre mit 940 Millionen Euro im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitionen PIA (Programme d’investissement d’avenir) gefördert. Die Institute sind inspiriert von ähnlichen Strukturen in anderen Ländern wie etwa den ITRI (Industrial Technology Research Institute) in Taiwan, den ERC (Engineering Research Center) in den USA oder den deutschen Fraunhofer-Instituten.
Anlässlich des vierten IRT-Forums am 18. Oktober 2016 hat der PIA-Mittelverwalter, das Generalkommissariat für Investitionen CGI (Commissariat général à l'investissement), die IRT nun evaluieren lassen. Der Bericht wurde vom CGI nicht veröffentlicht, das Magazin Industrie&Technologies (IT) berichtete jedoch über die Ergebnisse.
So hätten die IRT in den letzten drei Jahren ihre Hauptaufgabe erfolgreich erfüllt: Sie haben 444 Industrie- und 100 akademische Partner zusammengebracht, die sich zuvor ignorierten. Es wurden 155 Patente eingereicht, 715 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, 106 Technologietransfers geschafft und 58 Plattformen und Anlagen aufgebaut. Und auch international würden die IRT als French Institutes of Technology zunehmend sichtbar. Aus diesem Grund hat der gemeinsame IRT-Verband nun auch diesen Namen angenommen. 25 europäische Projekte wurden eingeworben.
Das CGI habe alle acht IRT grundsätzlich positiv evaluiert und für keines der Institute den Stopp der Förderung oder strukturelle Veränderungen empfohlen. Gleichzeitig habe das Generalkommissariat anerkannt, dass die ursprünglich für 2020 anvisierte finanzielle Unabhängigkeit der IRT nicht umzusetzen sei. „Die Idee, dass die IRT bis 2020 ohne die PIA-Finanzierung auskommen, ist nicht realistisch. Wir reden eher von 2030. Aber die Entwicklung ist nicht für alle IRT identisch“, wird der Generalkommissar Louis Schweitzer zitiert. Einige IRT würden in Reaktion auf die Evaluierung nicht die volle zweite Fördersumme für die nächsten drei Jahre erhalten.
Laut der Evaluierung ist das Hauptproblem der IRT, dass die Forschungseinrichtungen einerseits nicht ihre besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsenden und die Institute andererseits für die Unternehmen nicht zum Herzstück ihrer Zukunftsprojekte gehören. Die „Ko-Kompetition“, kommentiert die IT-Autorin Aurélie Barbaux, habe ihre Grenzen. Weiterhin müsse laut der Evaluierung die Kooperation mit den Mittleren und kleinen Unternehmen (KMUs) deutlich verbessert werden. Der Generalkommissar Schweitzer meint dazu, dass dies in Frankreich insgesamt ein Problem und eine der Aufgaben der IRT sei. Die Autorin des Artikels stellt daraufhin die Frage, ob nicht genau diese Form der Innovationsförderung Aufgabe der bereits seit 2006 existierenden Cluster Pôles de compétivité sei und man die IRT mit einem solchen Anspruch nicht zu sehr überfrachte. Projekte, in denen KMUs im Rahmen der IRT mit großen Unternehmen kooperieren, existierten zwar, seien aber die Ausnahme. Man sollte die erfolgreiche Dynamik der IRT nicht bremsen, so die Autorin, indem man von ihnen verlangt, ganz allein die Defizite der technologischen Forschung in Frankreich (Sichtbarkeit, Attraktivität, Öffnung für KMU) zu beheben.