Der französische Premierminister Edouard Philippe und die Staatssekretärin für Umweltwandel Brune Poirson stellten am 23. April 2018 den Plan der französischen Regierung für einen vollständigen Wechsel zur Kreislaufwirtschaft vor. Der 50-Punkte-Plan sei laut Philippe ein „Anti-Müll- und Anti-Verschwendungs-Schlachtplan“ und soll zu einem Wirtschaftsmodell beitragen, das mehr Wert auf Ressourcenerhalt und Umweltschutz legt.
Die Ziele der Regierung durch die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft lauten:
- 30 Prozent weniger Ressourcenverbrauch bis 2030 im Vergleich zu 2010
- Halbierung des herkömmlichen Restmülls bis 2025 im Vergleich zu 2010
- Eine fast 100prozentige Recyclingquote für Plastik bis 2025
- Einsparung von acht Millionen Tonnen CO2 dank Plastikrecycling
- Schaffung bis zu 300.000 neuer Arbeitsplätze
Die neuen Arbeitsplätze sollen insbesondere durch die höhere Recycling-Quote entstehen. Auch müssen Arbeitnehmer in der Produktentwicklung weitergebildet oder neu ausgebildet werden um den Recycling-Aspekt bereits in der Konzeptionsphase eines Produkts mitzudenken. Insgesamt seien die Unternehmen durch die Kreislaufwirtschaft aufgefordert, ihr Wirtschaftsmodell vom Besitz hin zur Nutzung neu zu denken, so Alain Gendron, Rohstoff-Experte bei der Agentur für Umwelt- und Energiewirtschaft Ademe. Müllverwertung statt -verbrennung soll auch durch steuerliche Anreize gefördert werden. Ein weiterer Aspekt ist der Hinweis Philippes, dass „langlebige Dinge zu kaufen, oft bedeutet, französisch zu kaufen“.
Für die Verbraucher wird sich die Umstellung unter anderem durch ein Logo auf Produkten bemerkbar machen, das informiert wie leicht es repariert werden kann. Weiterhin wird das Mülltrennungssystem vereinheitlicht. Der grüne Punkt wird abgeschafft und dafür das französische TRIMAN-Logo bis 2021 verbindlich auf allen recycelbaren und getrennt gesammelten Verpackungen angebracht. Ein „Solidarpfand“ auf bestimmte Plastikflaschen oder Dosen soll einen Anreiz schaffen, sie ordnungsgemäß zu entsorgen, der Erlös aus dem Recycling kommt Umwelt- und Gesundheitszwecken zu Gute.
Die Wissenschaft soll über interdisziplinäre Ausschreibungen vor allem der Ademe einbezogen und zu Forschungsprojekten auf europäischer Ebene ermutigt werden.
Der Plan für Kreislaufwirtschaft wurde über sechs Monate auf Basis zweier öffentlicher Konsultationen, vier Arbeitstreffen mit den wichtigsten Akteuren (Industrie, lokale und regionale Behörden, Vereine) und einem Expertenbericht erstellt. Er ist Teil der französischen Strategie im Kampf gegen den Klimawandel und soll über die Initiative #MakeOurPlanetGreatAgain auch international bekannt gemacht werden. Auf europäischer Ebene – so ein Aktionspunkt des Plans – wird Frankreich sich ebenfalls engagieren, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Zum Nachlesen (Französisch):
- La Tribune (24.04.2018): Économie circulaire : une feuille de route pour commencer le chemin
- Les Echos (24.04.2018): Plan pour l’économie circulaire : "300 000 emplois seront créés"
- enerzine.com (24.04.2018): La feuille de route du gouvernement pour une économie 100% circulaire