Bevor am 28. Mai der Weltrekord für den niedrigsten Energieverbrauch pro Kilometer eines autonomen Schienenfahrzeugs gebrochen werden soll, war Urbanloop das Ergebnis eines Mobilitätsprojekts der Ecole Nationale Supérieure d’Électricité et de Mécanique in Nancy, bei dem sich die Studierenden ein ökologisches, ökonomisches, für alle bezahlbares, sicheres und mit den aktuellen Technologien realisierbares Transportmittel überlegen sollten. Nachdem das Urbanloop-Projekt entwickelt und eine Kapsel in Originalgröße auf einem 250-Meter langen Schienenring getestet wurde, wurde der Urbanloop nun auf einem Ring von 800 Metern und einem zweiten von 400 Metern, mit drei Stationen erprobt. Derzeit werden Tests mit der Urbanloop-Kapsel auf einem 1.200 Meter langen Schienenring durchgeführt, der auf einem 4,5 Hektar großen Gelände installiert wurde.
Urbanloop besteht aus mehreren einzelnen, mit Strom betriebenen Kapseln, in denen zwei Personen Platz finden. Für die Kapsel, die weniger als einen Cent pro Kilometer verbraucht, Motoren mit geringem Stromverbrauch verwendet, wie die von Fahrrädern oder Rollern. Dank der Komponenten erreicht die Kapsel eine Spitzengeschwindigkeit von 75 km/h und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h. Mit dem System sollen ganz im Sinne eines "Service on Demand", Wartezeiten vermieden und die Schienennetzauslastung verteilt werden.
Urbanloop nutzt auch künstliche Intelligenz, um die Flotte zu steuern, die Route der Kapseln zu planen und den Gesamtverkehr zu optimieren. So ermöglicht es die Interaktion jeder Kapsel mit ihrer Umgebung in Form von Analysen bereits existierender Daten, der Einbeziehung von Wetterprognosen, der Synchronisation mit dem öffentlichen Nahverkehr und der Nutzung der Daten aus mobilen Anwendungen der Nutzerinnen und Nutzer die beste Route zwischen zwei Punkten in Echtzeit zu finden. Der über einen Computer zentralisierte Austausch ermöglicht die Optimierung von Geschwindigkeiten, die Entlastung überlasteter Schienenringe, die Versorgung aller Stationen zu jeder Zeit sowie das Erkennen von Zeiten hoher Auslastung. Nach Angaben des Projekt-Initiators, Jean-Philippe Mangeot, könne man nicht nur mit 150 Kapseln, verteilt über 5 Kilometer Gleise, 3.000 Personen pro Stunde befördern, sondern auch Kosten sparen: Während eine Straßenbahn pro Kilometer Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro produziert, seien es bei Urbanloob gerade einmal eine bis vier Millionen Euro.
Nach zwei ersten Fundraising-Aktionen ist für Urbanloop eine dritte Aktion geplant, mit der zwischen 700.000 Euro und 1 Mio. Euro an Mitteln eingeworben werden sollen. Die dritte Mittelbeschaffung erfolgt, sobald der Weltrekord erreicht ist und der zweite der drei für den öffentlichen Nahverkehr erforderlichen Anträge eingereicht wurde. Gleichzeitig hat die Stadt Nancy kürzlich ihr Interesse an Urbanloop bekundet und eine städtebauliche Studie in Auftrag gegeben. Erweist diese sich als erfolgreich, könnte das System 2024 bereits in Betrieb genommen werden.
Zum Nachlesen
- Wissenschaftsportal der Französischen Botschaft in Deutschland (13.04.2021): Vom Konzept zur Realität: Wie das Urbanloop-Projekt die städtische Mobilität in Nancy, Frankreich revolutionieren soll