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Globales Netzwerk für Genomsequenzierung: Neue Phase für das "Earth BioGenome Project"

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Um ein globales Netzwerk von Sequenzierungsexpertise und -kapazität aufzubauen, arbeitet das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und die Forschenden, die für den Europäischen Referenz-Genom-Atlas (ERGA) tätig sind, mit dem "Earth BioGenome Project" (EBP) zusammen. Das EBP tritt nun in eine neue Phase ein, in der es von Pilotprojekten zur Sequenzierung in großem Maßstab übergeht. Die Ziele des EPB-Projekts, seine bisherigen Erfolge und die nächsten Schritte werden in wissenschaftlichen Aufsätzen beschrieben, die in den "Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA" veröffentlicht wurden.

Die Sequenzierung des Erbguts (Genom) aller Pflanzen, Tiere, Pilze und anderer Lebewesen auf der Erde ist eine wichtige Voraussetzung dafür, die biologische Vielfalt und die Funktionsweise von Ökosystemen besser zu verstehen, zu betreuen und zu schützen. Überall auf der Welt werden Anstrengungen unternommen, um wissenschaftliche Konsortien zu gründen, die qualitativ hochwertige, fehlerfreie Genomsequenzen aller Arten erzeugen sollen. Diese Ressourcen können für die Beantwortung grundlegender Fragen in der Biologie, der Gesundheits- und Krankheitsforschung und der biologischen Erhaltung von wesentlicher Bedeutung sein. 

Das Earth BioGenome Project ist als internationales „Netzwerk von Netzwerken“ konzipiert und koordiniert zahlreiche gruppenspezifische, regionale und nationale Bemühungen, wie das California Conservation Genome Project (USA), den Darwin Tree of Life (Großbritannien und Irland) oder den ERGA (Europa).

Das im November 2018 gestartete EBP hat sich zum Ziel gesetzt, einen vollständigen Erbgutkatalog aller 1,8 Millionen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten sowie der einzelligen mikrobiellen Eukaryoten zu erstellen. Das EBP hat nun die Startphase hinter sich gelassen und tritt in Phase 1 (bis 2023) mit dem ehrgeizigen Ziel ein, Referenzgenome zu erstellen, die etwa 9.400 taxonomische Familien repräsentieren. Bislang haben die angeschlossenen Projekte etwa 200 solcher Referenzgenome erstellt, wobei die Sequenzierung, Assemblierung und Annotation von weiteren gut 3000 Genomen bis Ende 2022 abgeschlossen sein soll. Dies entspräche rund 34 Prozent des Ziels von Phase 1.

Ende 2021 umfasste das Projekt 5.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und technisches Personal an 44 Mitgliedsinstitutionen in 22 Ländern auf allen Kontinenten außer der Antarktis. Es gibt 49 angeschlossene Projekte, welche die meisten der wichtigsten taxonomischen Gruppen von Eukaryoten abdecken und Zugang zu Zehntausenden von hochwertigen Proben aus Museumssammlungen und von Feldbiologen bieten. Kürzlich ging eine Gruppe afrikanischer Institutionen aus 22 Ländern als Africa BioGenome Project an den Start. BIOSCAN, das die DNS-Barcode-Technologie zur Entdeckung und Identifizierung von Arten einsetzt, und das Global Virome Project, ein Projekt zur Entdeckung neuer Viren, die eine pandemische Bedrohung darstellen könnten, sind ebenfalls als Partner beigetreten.

Zu den wichtigsten Aktivitäten der ersten drei Jahre gehörten die Entwicklung und Bewertung von wissenschaftlichen Qualitätsstandards und Strategien, die Organisation regionaler, nationaler und transnationaler Projekte und der Aufbau von Gemeinschaften durch regelmäßige Arbeitsausschusssitzungen und eine jährliche Konferenz.

Neben dem Internationalen Wissenschaftlichen Ausschuss, der die Standards für das Projekt entwickelt, hat das EBP auch Ausschüsse für Ethik, rechtliche und soziale Fragen (ELSI) und Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Vielfalt und Integration (JEDI) gebildet. Das EBP möchte proaktiv ethische, rechtliche und soziale Fragen im Zusammenhang mit dem Projekt klären. Das Netzwerk plant, Empfehlungen für den Zugang und den kommerziellen Vorteilsausgleich sowie für Gerechtigkeit und Einbeziehung in der Gemeinschaft der Biodiversitätsgenomiker und in den indigenen Gemeinschaften in den Ländern mit der größten biologischen Vielfalt der Welt zu entwickeln.

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Quelle: Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V./ IDW Nachrichten Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Global Themen: Lebenswissenschaften Netzwerke

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