Der Hochschulverbund Paris Seine lädt britische Universitäten ein, sich im Rahmen einer akademischen und wissenschaftlichen Partnerschaft auf dem zukünftigen Campus Cergy-Pontoise niederzulassen. Am 14. Februar 2017 veröffentlichte der Verbund aus 15 Hochschulen, zu dem unter anderem die Universität Cergy-Pontoise und die Business School Essec gehören, einen entsprechenden Call of Interest. Das Vorhaben wird von der Region Île-de-France, dem Departement Val-d’Oise und dem Gemeindeverband Cergy-Pontoise unterstützt. Die französische Hochschulrektorenkonferenz CPU (Conférence des présidents d’université) begrüßte die Initiative.
Wie die Präsidentin des Verbunds, Anne-Sophie Barthez, erläutert, wüssten die britischen Universitäten nicht, ob sie sich nach dem Brexit zum Beispiel weiter um europäische Gelder bewerben können. Deshalb planten einige, Filialen innerhalb der europäischen Union zu gründen. Der Verbund bietet sich hierfür als Partner an, mit der einzigen Bedingung, dass es sich um eine wissenschaftlich motivierte Kooperation handelt und nicht nur, wie sie sagt, ein „Grundstücksgeschäft“. Unter anderem erhofft man sich gemeinsame Doppel-Diplom- und Austauschprogramme. Der Ideenwettbewerb geht bis 14. Juli 2017, danach soll auf Basis der Ergebnisse im September 2017 eine Ausschreibung veröffentlicht werden. Bis Anfang 2018 sollen eine oder zwei Universitäten feststehen, die sich als erste niederlassen. Laut Anne-Sophie Barthez könne dann alles sehr schnell gehen, insbesondere, wenn die britischen Hochschulen sich in einem der bereits existierenden Gebäude des neuen internationalen Campus niederlassen wollten. Hier gäbe es Kapazitäten. Der neuen Anlagen entstehen auf zwei Quadratkilometern im Nordosten von Paris zwischen drei bereits existierenden Standorten der Universität Cergy-Pontoise. Neben einem Wohnheim, Forschungsinfrastrukturen und Sportanlagen werden dort ein Fablab, ein Learning Center und ein Zentrum für Innovation und Unternehmensgründung gebaut.
Wie die britische Tageszeitung The Telegraph berichtete, gab es bereits ein persönliches Treffen zwischen Vertretern von Paris Seine und den Universitäten Oxford und Warwick. Oxford zeigte sich an dem Angebot interessiert, gab jedoch zu Protokoll im Moment keinen Standort im Ausland zu planen. Der Brexit bringt viele Fragen für die britischen Hochschulen mit sich. Der designierte Brexit-Beauftragte der Universität Oxford, Alastair Buchan, betonte im parlamentarischen Bildungsausschuss , der Zugang britischer Hochschulen zu Europa sei entscheidend, wenn diese weiter in der „obersten Liga“ bleiben wollten.
Zum Nachlesen
- The Telegraph (02.02.2017): Oxford University may break with 700 years of tradition and open a foreign campus - after France offers Brexit sweetener
- Educpros.fr (16.02.2017): Brexit: l'Université Paris-Seine veut attirer les universités britanniques (in französischer Sprache)
