Auf der dreitägigen Veranstaltung werden 42 Wissenschaftler aus neun Ländern in 36 Vorträgen ihre Forschungen vorstellen. Die Veranstaltung richtet sich hauptsächlich an Archäologen, aber auch an die interessierte Öffentlichkeit. Ziel ist es, der in der Forschung lange Zeit wenig beachteten Region, die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient:
Das antike Phokis liegt im Herzen Griechenlands, zwischen Böotien, Lokris und der Doris, und ist im Gegensatz zu seinen Nachbarregionen weit weniger gut erforscht. Systematische Ausgrabungen fanden bereits seit dem 19. Jh. besonders in dem bekanntesten Heiligtum statt, dem Apollonheiligtum von Delphi, unter der Leitung der Französischen Schule von Athen (École française d’Athènes, EfA). Mit Unterbrechungen führen seit den 70er Jahren Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen Untersuchungen in einem anderen bedeutenden Heiligtum der Region durch, dem Heiligtum von Kalapodi, das möglicherweise mit dem antiken Apollonorakel von Abai zu identifizieren ist. Damit liegen in der Region zwei der wichtigsten Apollonorakel Griechenlands, und gerade hier werden viele Fragen aufgeworfen. Die Rolle Delphis für die Phoker und die Griechen ist hinlänglich bekannt, aber welche Funktion hat das Heiligtum von Abai? Wie verhalten sich die beiden Heiligtümer, die jeweils an der West‐ bzw. Ostgrenze der Region angesiedelt sind, zueinander? Wie lässt sich eine phokische Identität definieren und nachvollziehen, und spiegelt sie sich auch im materiellen Befund der Grabungsplätze wieder, sei es in Heiligtümern, Siedlungen oder Nekropolen?
Viele Einzelaspekte der Geschichte, Archäologie und Topographie sind heute noch zu wenig erforscht. Zwar beschäftigten sich durchaus einige wichtige Monographien mit grundsätzlichen Themen, wie der Topographie von Siedlungen, Fragen der Identität der Phoker oder den auffällig zahlreichen und gut erhaltenen Festungen. Doch sind gerade durch die neueren Forschungen an einzelnen Orten, Inschriften und literarischen Quellen spannende neue Ergebnisse gewonnen worden, die nun erstmals auf einer nur dieser Region gewidmeten internationalen Tagung diskutiert werden sollen.
Besonders durch die fortschreitende Materialbearbeitung der Ausgrabungen in Kalapodi ergibt sich eine Reihe von Erkenntnisgewinnen, die nun mit anderen Fundorten verglichen werden sollen. Im vergangenen Jahr führte das Deutsche Archäologische Institut Athen eine an Post‐Docs gerichtete Forschungsreise durch das antike Phokis durch, an der Vertreter verschiedener altertumswissenschaftlicher Disziplinen mit großem Erfolg teilgenommen haben. Die Zusammenarbeit mit den in der Region tätigen Landesdenkmalämtern von Lamia, Delphi und Böotien erwies sich als so eng, dass bereits im Jahr 2016 unter Beteiligung des DAI Athen eine Untersuchung an Höhlen in Tithorea durch die Ephorie für Höhlenkunde durchgeführt werden konnte. Eine Zusammenarbeit auch in Hinblick auf eine Untersuchung der Festungsmauern von Tithorea ist ebenfalls derzeit in Vorbereitung. Bereits drei der Teilnehmer der Reise nach Phokis beschäftigen sich in Post‐Doc‐Arbeiten mit Einzelapekten der Region. Es ist zu erwarten, dass die Tagung, die in Zusammenarbeit mit der Französischen Schule in Athen durchgeführt wird, neue Impulse setzt und Forscher aus den verschiedenen Teilen der Welt zusammenbringt, die sich mit der Region beschäftigen.
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