Bangladesch gehört zu den Ländern, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind. Auf Platz sieben des Klima-Risiko-Indexes, wird das Land jährlich während der Regenzeit von Flutkatastrophen heimgesucht. Wie die medizinische Versorgung im Land verbessert werden kann und Länder im Katastrophenschutz voneinander lernen können, untersucht nun das Forschungsprojekt "FlutNetz". Das Projekt wird im Rahmen der BMBF-Maßnahme "Internationales Katastrophen- und Risikomanagement – IKARIM" gefördert, die seit 2018 im Rahmen des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit" der Bundesregierung innovative, anwendungsrelevante Lösungsansätze zur Katastrophenprävention und -vermeidung unterstützt.
Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität stehen folgende Forschungsfragen im Zentrum: Welche Bevölkerungs- und Berufsgruppen in den am schlimmsten betroffenen Regionen können am besten zu Katastrophen- und Ersthelfern sowie professionellen Rettungskräften ausgebildet werden, nach wie langer Zeit können sie die neu gewonnenen Fähigkeiten noch richtig anwenden, und wie wirksam sind sie im Ernstfall? Parallel dazu wird ein mit speziell ausgebildeten Ärzten besetztes Notfallzentrum mit Telefon-Hotline eingerichtet, das Menschen in schwer erreichbaren Regionen erreichen soll.
Im Rahmen des Forschungsverbunds wird zudem ein unbemanntes Flugsystem eingesetzt, das Notfallpatienten mit lebensrettenden Medikamenten versorgen soll. Zu diesem Zweck wurde an der RWTH Aachen ein Flugsystem so angepasst, dass es in Bangladesch Medikamente wie Schlangengift-Antivenine transportieren und am Standort der Patienten abliefern kann.
In vielen Ländern haben Frauen und Mädchen sowie marginalisierte Gruppen aufgrund geschlechtsspezifischer Rollenerwartungen und gesellschaftlicher Normen einen schlechteren Zugang zur Versorgung bei und nach Flutkatastrophen – so auch in Bangladesch. Kinder und alte Menschen kommen deshalb in den Fluten häufiger zu Tode. Um wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für einen gerechteren Zugang zu medizinischer Versorgung geben zu können, bringt das ISOE seine Expertise zu Fragen der geschlechtersensiblen sozial-ökologischen Forschung ein: Projektübergreifend werden Daten zur Rolle der Geschlechterzugehörigkeit sowie der Zugehörigkeit zu ethnischen, kulturellen, religiösen, Bildungs-, Einkommens- und Altersgruppen gesammelt und ausgewertet.
Neben der Goethe-Universität Frankfurt, der RWTH Aachen und dem ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt arbeiten mehrere staatliche Organisationen wie die Gesundheits- und Katastrophenschutzministerien Bangladeschs sowie Universitätskliniken in Bangladesch, medizinische Fachgesellschaften und die Nicht-Regierungsorganisation Center for Injury Prevention and Research Bangladesh (CIPRB) in dem Projekt mit.