Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die politischen Repressionen in Russland und Belarus sowie die massive Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit haben die Arbeitsmöglichkeiten für Osteuropawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler stark eingeschränkt. Forschungsreisen nach Russland und Belarus sind derzeit nicht möglich, zahlreiche Beschäftigte des DHI Moskau mussten an anderen Standorten der MWS eingesetzt werden. Dieser veränderten Lage trägt die MWS mit dem Aufbau eines Osteuropa-Netzwerks Rechnung, das künftig die Kapazitäten der Stiftung in der Region bündeln wird und auf Erweiterung angelegt ist. Ein erster Standort in Tbilisi soll nachhaltige Forschungs- und Vernetzungsmöglichkeiten zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an deutschen Einrichtungen und in der Kaukasus-Region schaffen.
Das Netzwerk wird um das vom DHI Warschau aufgebaute Büro in Vilnius (Litauen) erweitert und soll perspektivisch auch durch Infrastrukturen in Helsinki (Finnland), wo besonders große einschlägige Bibliotheksbestände außerhalb Russlands angesiedelt sind, und der Ukraine komplettiert werden.
MWS-Präsidentin Ute Frevert sagte:
"Wir freuen uns, damit in der Max Weber Stiftung eine Struktur geschaffen zu haben, die zur Erforschung der russischen bzw. sowjetischen Geschichte an Standorten einlädt, an denen frei und unabhängig gearbeitet werden kann."
Der Stiftungsrat bestellte die Osteuropahistorikerin Sandra Dahlke zur Direktorin des neuen Netzwerks. Sie studierte Geschichte und Slawistik in Paris, Köln und Hamburg und leitete seit 2018 das DHI Moskau. Andreas Hilger, bisher stellvertretender Direktor des DHI Moskau, wurde zu ihrem Stellvertreter und zum Leiter des Büros in Georgien berufen.