Die ausgewählten Preisträger treten nun in Berufungsverhandlungen mit den deutschen Universitäten, die sie für den Preis nominierten:
Der an der University of Cambridge in Großbritannien forschende Biophysiker Jochen Guck (38) soll an der Technischen Universität Dresden arbeiten.
Robert Schober (40) ist Nachrichtentechniker an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, und soll künftig an der Universität Erlangen-Nürnberg forschen.
Der an der University of Cincinnati in den USA arbeitende Mediziner Matthias Tschöp (44) an der Technischen Universität München und dem Helmholtz Zentrum München arbeiten.
Der Mathematiker Michael Weiss (56) von der University of Aberdeen, Großbritannien, wurde von der Universität Münster nominiert.
Der Auswahlausschuss der Humboldt-Stiftung hatte über zehn Anträge zu entscheiden. Von den Kandidaten arbeiten derzeit fünf in Großbritannien, zwei in den USA und je einer in Kanada, Schweden und Ungarn. Das Preisgeld ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland bestimmt. Den Hochschulen eröffnet der Preis die Chance, internationalen Spitzenkräften konkurrenzfähige Rahmenbedingungen und eine langfristige Perspektive für die Arbeit in Deutschland zu bieten sowie ihr Profil zu schärfen. Die Verleihung der Preise an die Humboldt-Professoren wird im Mai 2012 in Berlin stattfinden.
Die Alexander von Humboldt-Stiftung
Jährlich ermöglicht die Humboldt-Stiftung über 2.000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 25.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in über 130 Ländern - unter ihnen 47 Nobelpreisträger.
Kurzporträts der neuen Alexander von Humboldt-Professoren
Jochen Guck - Biophysik
Jochen Guck genießt den Ruf eines der international besten und innovativsten Forscher auf dem Gebiet der Biophysik. Von Hause aus Physiker, forscht er an der Schnittstelle zur Biologie und Biomedizin. Sein derzeitiger Schwerpunkt ist die Erforschung der mechanischen Eigenschaften von Zellen und Geweben. Guck soll am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden (BIOTEC) den Lehrstuhl "Zelluläre Maschinen" übernehmen und fachlich in das Exzellenzcluster sowie DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) und den Sonderforschungsbereich für Stammzellforschung eingebunden werden. So soll er helfen, die internationale Spitzenstellung Dresdens im Bereich Bioengineering auszubauen.
Nominierende Universität: Technische Universität Dresden
Dr. Jochen Guck, geb. 1973 in Deutschland, derzeit Cavendish Laboratory, Department of Physics, University of Cambridge, Großbritannien. Studium der Physik in Würzburg, Master (1997) und Promotion (2001) an der University of Texas at Austin, USA, dort als Graduate Research Assistant, bevor er als Wissenschaftlicher Assistent ans Institut für Physik der weichen Materie der Universität Leipzig wechselte. Seit 2007 Lecturer am Cambridge Physics Department. Tätigkeiten als wissenschaftlicher Berater für Unternehmen, ausgezeichnet unter anderem mit dem Young Scientist Award in Biomedical Photonics des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, Mitgliedschaft in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien
Robert Schober - Nachrichtentechnik
Robert Schober ist einer der international führenden Forscher in der Nachrichtentechnik und der drahtlosen Kommunikation. Er verbindet in für die Ingenieurwissenschaften idealer Weise akademische Exzellenz mit industrieller Anwendung. So findet sich ein von ihm entwickelter Algorithmus in vielen modernen Handys. An der Universität Erlangen-Nürnberg soll Schober eine führende Rolle im interdisziplinären Forschungsgebiet Information and Communication Technology (ICT) spielen und damit das internationale Profil der Universität als Technologiezentrum stärken.
Nominierende Universität: Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Robert Schober, geb. 1971 in Deutschland, derzeit University of British Columbia, Department of Electrical and Computer Engineering, Vancouver, Kanada. Studium der Elektrotechnik und Promotion (2000) an der Universität Erlangen-Nürnberg, anschließend als Postdoc an der University of Toronto, Kanada. Seit 2002 zunächst als Assistant Professor an der University of British Columbia in Vancouver, seit 2008 dort als Full Professor. Er ist unter anderem Heinz Maier-Leibnitz-Preisträger der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2002, erhielt 2004 den Vodafone Innovationspreis, 2007 den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis der Humboldt-Stiftung.
Matthias Tschöp - Medizin
Matthias Tschöp gilt als einer der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich der Stoffwechselkrankheiten Diabetes und Adipositas. Seine Schwerpunkte liegen dabei sowohl auf der Erforschung der molekularen Übertragungswege, die bei Diabetes und Insulinresistenz eine Rolle spielen, als auch auf neuen präventiven und therapeutischen Ansätzen. An der Technischen Universität München soll Tschöp den neuen Lehrstuhl für Insulinresistenz bekleiden und Direktor des ebenfalls neuen Instituts für Insulinresistenz am Helmholtz Zentrum München werden und damit die Diabetesforschung als Schwerpunkt stärken.
Nominierende Universität: Technische Universität München gemeinsam mit dem Helmholtz Zentrum München
Prof. Dr. Matthias Tschöp, geb. 1967 in Deutschland, derzeit Metabolic Disease Institute am College of Medicine, University of Cincinnati, Cincinnati, USA. Studium und Promotion (1993) an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Facharzt am Klinikum der Universität München, anschließend ab 1999 als Post-Doc in einer pharmazeutischen Firma in Indianapolis, USA, tätig. Nach einem Aufenthalt als Wissenschaftler am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam 2003 Rückkehr in die USA, dort seitdem Professor am Institut für Stoffwechselerkrankungen der University of Cincinnati, seit 2010 Lehrstuhlinhaber. Zahlreiche Auszeichnungen und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Gremien.
Michael Weiss - Mathematik
Michael Weiss ist als einer der führenden Experten in algebraischer und differentieller Topologie international hoch angesehen. Als eine seiner größten Leistungen gilt der Beweis der sogenannten Mumford-Vermutung, eines mathematischen Problems, das in die viele Bereiche der Disziplin hineinreicht. An der Universität Münster soll Weiss eine neue Professur für Mathematik antreten und die geometrische Forschung in Münster verstärken sowie der Universität helfen, auf dem Gebiet der Topologie zur weltweiten Spitze aufzuschließen.
Nominierende Universität: Universität Münster
Prof. Dr. Michael Weiss, geboren 1955 in Deutschland, derzeit Department of Mathematical Sciences, University of Aberdeen, Aberdeen, Großbritannien. Promotion (1982) an der University of Warwick, Großbritannien, anschließend als Postdoc und Wissenschaftlicher Assistent am IHÉS bei Paris, an den Universitäten Bielefeld, Edinburgh und Göttingen. Dann verschiedene Stationen als Associate oder Visiting Professor, seit 1999 an der University of Aberdeen, seit 2003 als Professor. Mitgliedschaft in etlichen wissenschaftlichen Gremien und Auszeichnung beispielsweise 2006 mit dem Fröhlich Prize der London Mathematical Society.