So entschieden sich die auch in ihrer Heimat mit Bleibeangeboten Umworbenen am Ende für Aachen statt für New York, für Halle statt Stanford oder für Bonn statt Cambridge. Welche Faktoren über Erfolg und Misserfolg des globalen Headhuntings entscheiden und welche Erwartungen an den Preis sich erfüllt haben und welche nicht, hat die Humboldt-Stiftung in einer nun vorliegenden Zwischenbilanz untersucht. Die ersten im Jahr 2009 Ausgezeichneten schließen gerade ihre fünfjährige Zeit als Preisträger ab. Die Stiftung hat Preisträger und Universitäten zu ihren Erfahrungen befragt und bibliometrische Analysen durchgeführt.
Für die meisten der befragten Professoren war das deutsche Angebot so attraktiv, dass die bisherige Heimateinrichtung kein konkurrenzfähiges Bleibeangebot machen konnte. Hinzu kommt das bereits entstandene international hohe Renommee der Auszeichnung, das eine Humboldt-Professur zu einem Angebot macht, „das man nicht abschlagen kann“, so einer der Professoren in der Befragung. Doch es gibt auch solche, die beim Gehalt Abschläge hinnehmen. Dafür kann Deutschland mit beruflicher Sicherheit punkten. Außerdem ist der Druck, anwendungsbezogen zu forschen, geringer. So gilt Deutschland als Paradies der Grundlagenforschung. Viele Humboldt-Professoren preisen dementsprechend die Freiräume für kreatives Forschen ohne Rechtfertigungsdruck. Wichtig sind außerdem kulturelle Faktoren. Über die Hälfte der Ausgezeichneten sind deutscher Abstammung oder Deutschland seit Langem verbunden, etwa durch frühere Aufenthalte, deutsche Ehepartner oder weil sie bereits Deutsch sprechen.
Viele befinden sich in einer Lebensphase, in der ein Umzug ins Ausland mit Sack und Pack zu einem Einschnitt führt, der wohlüberlegt sein will. Daher spielen die Bedingungen im persönlichen Umfeld eine große Rolle für die Zufriedenheit in Deutschland. Am ehesten entstanden Schwierigkeiten bei der Suche nach einer adäquaten beruflichen Option für den Partner. Wiederholt wurde das eher schlechte Image Deutschlands in puncto Familienfreundlichkeit und Karriereperspektiven für Frauen erwähnt. Was die Arbeit der Humboldt-Professoren außerdem beeinträchtigt, ist die deutsche Bürokratie. Die internen Abläufe der Hochschulen werden oft als ineffizient und kräftezehrend erlebt. Einige Preisträger monieren die intransparente Verwendung von Mitteln und zähen Auseinandersetzungen mit der Verwaltung.