Die OECD-Studie "Promoting Research Excellence: New Approaches to Funding" kann sich auf die bisher umfangreichste internationale Datensammlung zu sogenannten Forschungsexzellenzinitiativen stützen: Zunächst wurden Regierungsstellen, die die entsprechenden Initiativen konzipiert haben, befragt. In dieser ersten Phase beteiligten sich insgesamt 20 Länder, darunter auch Australien, Schweden und das Nicht-OECD-Mitglied Russland. In einer zweiten Phase wurden Daten von den geförderten Exzellenzzentren und den Gastinstitutionen gesammelt. Dabei waren noch 14 Länder aus der ersten Phase beteiligt, darunter auch Österreich, die Niederlande, Finnland, Südkorea und die USA. Schließlich erstellten sechs dieser Länder auf der Basis von zusätzlichen Interviews mit den Exzellenzzentren und Gastinstitutionen kurze Fallstudien bzw. Länderkapitel zu ihrer nationalen Exzellenzförderung (Dänemark, Japan, Norwegen, Portugal, Slowenien und Deutschland).
An der OECD-Studie gab es in allen Phasen eine intensive deutsche Beteiligung. Zunächst erarbeitete das HIS-Institut für Hochschulforschung (HIS-HF, ein Vorgänger des jetzigen Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung DZHW) im Auftrag der OECD ein Konzept mit bestimmten Kriterien für Exzellenzförderung, das vorab in dem Arbeitspapier „Exzellenzinitiativen in der Forschung aus internationaler Perspektive“ veröffentlicht wurde.
Insgesamt wertet die OECD-Studie Informationen zu vier deutschen Förderinitiativen für Forschungsexzellenz aus: Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben jeweils eigene Initiativen aufgelegt. Den größten Umfang hat die bundesweite Exzellenzinitiative, mit der seit 2006 Forschung an Hochschulen gefördert wird. Bis zum Jahr 2017 vergeben Bund und Länder Fördermittel von insgesamt 4,6 Mrd. Euro. Die deutsche Fallstudie zur Exzellenzinitiative, die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von Technopolis Austria durchgeführt wurde, konnte sich auf eine breite Beteiligung stützen. Der Wissenschaftsrat und die Deutsche Forschungsgemeinschaft wurden ebenfalls befragt.
Zu den wichtigsten Gesamtergebnissen der OECD-Studie zählt:
- Fördereinrichtungen, Exzellenzzentren und Gastinstitutionen haben insgesamt eine positive Sicht auf Forschungsexzellenzinitiativen;
- Exzellenzförderung ist in der Regel flexibler als andere Arten von Förderung, insbesondere im Hinblick auf Personalrekrutierung;
- Nationale wie internationale Forschermobilität ist wichtig für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Durch die Förderung von exzellenter Forschung kann die Rekrutierung herausragender Forscher und ausländischer Talente erleichtert werden;
- Die Gastinstitution kann über die geförderten Exzellenzzentren hinaus von der Förderung profitieren („Spill-Over-Effekte“), so z.B. durch neue Netzwerke und Kontakte sowie Reputationsgewinne;
- Erfolge in den Initiativen fördern zwar den internationalen Ruf der Gastinstitutionen, die geförderten Exzellenzzentren verursachen jedoch auch umfangreiche Verwaltungs- und Overheadkosten. Nach dem Auslaufen der Förderung kann die permanente Integration der Exzellenzzentren in die Gastinstitutionen zu einer finanziellen Herausforderung werden;
- Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen der grundsätzlichen wettbewerblichen Ausrichtung der Förderung und einer möglichen Konzentration von Ressourcen in wenigen größeren Einrichtungen; im Ergebnis könnte dies den zukünftigen Wettbewerb gefährden.
Im Rahmen der deutschen Fallstudie wurde festgestellt, dass die Exzellenzinitiative über die geförderten Hochschulen hinaus erhebliche positive Auswirkungen auf das deutsche Hochschulsystem hat: Insgesamt sind damit Fragen von Spezialisierung und Prioritätensetzung in den Fokus gerückt. Auch wenn Hochschulen keine Förderung erhielten, wurden geplante Aktivitäten zumindest teilweise umgesetzt.
Während die jeweiligen Forschungsexzellenzinitiativen inzwischen fester Bestandteil der skandinavischen Forschungssysteme geworden sind, sind sie in anderen Ländern (Irland, Südkorea, Deutschland) zeitlich befristet.
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