Die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Dr. Maria Böhmer erklärt:
"Weltweit zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Sie sind heute ebenso dynamisch wie komplex, sehen sich aber vor wachsende Herausforderungen gestellt. Klimawandel und Landflucht, Ressourcenmanagement und Resilienz sind die großen Themen, mit denen die Stadtentwicklung konfrontiert ist. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie gewachsene Strukturen und das städtische Erbe bewahrt werden können. Ich freue mich, dass mit Christa Reicher eine ausgewiesene Expertin und exzellente Wissenschaftlerin am neuen UNESCO-Lehrstuhl in Aachen dazu forschen wird."
Der Aachener UNESCO-Lehrstuhl arbeitet zu den Themen Stadtgestaltung, Baukultur und der Bewahrung des städtischen Erbes. Dabei spielt nicht nur die gebaute Umwelt eine Rolle, sondern auch Fragen des sozialen Miteinanders und die Zusammenhänge zwischen Stadt und Land. Der Lehrstuhl nimmt vom Quartier bis zum Stadtteil, von der Stadt bis zur Region verschiedene Ebenen in den Blick, um ebenso nachhaltige wie inklusive Perspektiven für urbane Räume zu entwickeln.
Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher, Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Kulturerbe und Städtebau:
"In dem nationalen und internationalen Diskurs über die Weiterentwicklung von Quartieren, Städten und Regionen haben wir vielfach feststellen können, dass den Aspekten des Kulturerbes keine hinreichende Bedeutung zukommt. Dabei lassen sich Fragen der Identität und Zukunftsfähigkeit nur in einem engen Schulterschluss mit der baulichen und kulturellen Herkunft des Ortes fundiert beantworten. Mit der Etablierung des UNESCO-Lehrstuhls für Kulturerbe und Städtebau wollen wir die am Lehrstuhl gebündelte Expertise auf ein neues Level heben und den interkulturellen Dialog mit Institutionen in den Ländern des Globalen Südens ausbauen."
Der neue UNESCO Chair ist eine internationale Auszeichnung, die Prof. Christa Reicher zusätzlich zu ihrem bestehenden Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen und Institut für Städtebau und europäische Urbanistik der RWTH Aachen erhält. UNESCO-Lehrstühle stärken durch ihre Arbeit die Kooperation mit Hochschulen, anderen Forschungseinrichtungen und gesellschaftlichen Akteuren in Ländern des Globalen Südens, in Deutschland und in Europa.
Hintergrund
Im weltumspannenden Netzwerk der UNESCO Chairs kooperieren über 900 UNESCO-Lehrstühle in mehr als 110 Ländern, um die Ziele der UNESCO in Wissenschaft und Bildung zu verankern. In Deutschland gibt es 16 UNESCO-Lehrstühle. Sie zeichnen sich durch herausragende Forschung und Lehre in den Arbeitsgebieten der UNESCO aus. Zu den Prinzipien ihrer Arbeit gehören die internationale Vernetzung, insbesondere im Nord-Süd- und Nord-Süd-Süd-Bereich, sowie die Förderung des interkulturellen Dialogs. UNESCO-Lehrstühle tragen weltweit dazu bei, Wissen zu schaffen, zu verbreiten und zur Anwendung zu bringen, um nachhaltige Entwicklung zu fördern.