Im Sommer hatte die Nationale Agentur für Forschungsförderung ANR (Agence nationale de la recherche) einen Interessensaufruf für Interdisziplinäre Institute für Künstliche Intelligenz (3IA) veröffentlicht. Diese Institute sollen als Netzwerk dazu beitragen, die Forschungen und Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) in Frankreich voranzubringen. Sie werden in ein nationales KI-Programm eingebunden, das im Forschungsbereich vom Nationalen Forschungsinstitut für Informatik und Automatik INRIA (Institut national de recherche en informatique et en automatique) koordiniert wird. Bewerben konnten sich nur bereits bestehende Hochschul- und Forschungseinrichtungen.
Insgesamt sind zwölf Anträge aus ganz Frankreich bei der ANR eingegangen: aus Bordeaux, Grenoble, Lille, Marseille, Nancy, Nice-Sophia Antipolis, Paris (drei Anträge), Rennes, Straßburg und Toulouse. Diese wurden von einer internationalen Jury unter Vorsitz der Expertin für Maschinenlernen Aude Billard von der École polytechnique fédérale in Lausanne (EPFL) gesichtet. Zur Jury gehören hierbei auch zwei deutsche Wissenschaftler: die Informatikerin Elisabeth André von der Universität Augsburg und der Informatiker Bernhard Schölkopf vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.
Vier Projekte können sich nun bis Mitte Januar 2019 mit einem Vollantrag bewerben:
- Grenoble: MIAI@Grenoble-Alpes – Schwerpunkte Gesundheit, Umwelt und Energie
- Nice-Sophia Antipolis: 3IA Côte d'Azur – Schwerpunkte Gesundheit und Raumentwicklung
- Paris: PRAIRIE (PaRis Artificial Intelligence Research InstitutE) – Schwerpunkte Gesundheit, Transport und Umwelt
- Toulouse: ANITI (Artificial and natural intelligence Toulouse Institute) – Schwerpunkte Transport, Umwelt und Gesundheit
An drei von vier Projekten ist das INRIA als Partner beteiligt. Bis auf die Toulouser Bewerbung werden alle Anträge von Hochschulverbünden mit dem Exzellenzlabel Idex getragen. Der Standort Toulouse war bis 2016 ebenfalls ein Idex, verlor das Label und die entsprechende staatliche Förderung aber nach zwei negativen Evaluierungen.
Die schließlich ausgewählten 3IA-Institute erhalten bis 2022 über die ANR einen Anteil von 100 Millionen Euro Gesamtbudget, das aus dem Programm für Zukunftsinvestitionen PIA (Programme d’investissements d’avenir) sowie über das Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation MESRI (Ministère de l’enseignement superier, de la recherche et de l’innovation) finanziert wird. Vorgesehen sind auch individuelle KI-Lehrstühle.
Hintergrund
Staatspräsident Emmanuel Macron hatte am 29. März 2018 unter dem Stichwort #AIforHumanity im Collège de France die Pläne der französischen Regierung für das Themenfeld KI vorgestellt und sich dabei insbesondere auf den Bericht „Der Künstlichen Intelligenz Sinn verleihen – für eine nationale und europäische Strategie“ des Mathematikers und Abgeordneten Cédric Villani gestützt. Die Förderung eines Netzwerks interdisziplinärer KI-Institute war hierbei eine Empfehlung. Des Weiteren hatte der 2018 gegründete Innovationsrat in seiner ersten Sitzung beschlossen, dass im Bereich KI die thematischen Schwerpunkte auf der Verbesserung medizinischer Diagnosen sowie auf Sicherheitsvorkehrungen bei automatisierten Systemen, die mit KI arbeiten (zum Beispiel autonomes Fahren), liegen sollten. Dafür werden Sondermittel über den Fonds für industrielle Innovationen (Fonds pour l’innovation et l’industrie) bereitgestellt. Die ANR erhält zudem zehn Millionen Euro zusätzliche Fördermittel pro Jahr für KI-Ausschreibungen.
Weitere Maßnahmen zur KI-Förderung wollen das MESRI und der Staatssekretär für Digitales am 29. November 2018 im Rahmen des Steuerungskomitees des Nationalen KI-Programms bekannt geben.