Der Titel des Projekts lautet "Against Screen’s Extractivism: Slow Production and Spectatorship" und deutet damit bereits an, dass der Ausbeutung von Ressourcen durch die Filmbranche etwas entgegengesetzt werden soll. Bildschirmmedien nutzen nicht nur die natürlichen Ressourcen unserer Umwelt, sondern auch die Ressourcen der prekär Beschäftigten und der marginalisierten Gemeinschaften, deren Geschichten erzählt werden, wie etwa von Flüchtlingen oder Migranten – dies wird von Dr. Sezen Kayhan, Projektleiterin vom Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der JGU und Prof. İpek Çelik Rappas von der Koç Universität unter "Extraktivismus" verstanden.
Als Wurzel des Problems nennen die beiden Filmwissenschaftlerinnen die Überproduktion und den Überkonsum von Filmen und TV-Shows. Die Filmindustrie ist sich zwar über ihren Verbrauch von Nahrungsmitteln, Textilien und Studiogebäuden im Klaren. Allerdings wird kaum in Erwägung gezogen, weniger Inhalte zu produzieren. Ökologische Nachhaltigkeit muss aber durch eine Kürzung der Produktionszahlen und ethische Standards unterstützt werden. Außerdem sind entsprechende Bemühungen seitens der Zuschauer nötig. Sogenanntes Binge Watching wurde bereits aus psychologischer Perspektive und aus Sicht der Medienindustrie untersucht, soll jedoch auch aus ethischen und ökologischen Blickwinkeln analysiert werden.
Im Rahmen des Projekts wird im November 2025 in Istanbul ein dreitägiger Workshop stattfinden, der Flüchtlinge und Umweltaktivisten, Produktionsprofis und Forschende zusammenbringt, damit sie ihre Vorstellungen von einer nicht auf Extraktivismus beruhenden Filmproduktionspraxis austauschen können. Im Mai 2026 folgt ein zweitägiger Workshop in Mainz mit denselben Teilnehmenden, die ihre Entwürfe für Bildschirmproduktionen vorstellen. Eine Online-Ausstellung mit Filmen, Postern, Forschungsbeiträgen und politischen Empfehlungen wird zum Abschluss des Projekts die Ergebnisse präsentieren.
Die VokswagenStiftung unterstützt das Projekt im Rahmen der Förderinitiative "Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften" mit 250.000 EUR. Die Laufzeit beträgt 18 Monate.
Zum Nachlesen
- Johannes Gutenberg-Universität Mainz (04.03.2025): VolkswagenStiftung unterstützt deutsch-türkisches Kooperationsprojekt zu nachhaltiger Filmproduktion