StartseiteLänderAsienTürkeiZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Türkei

Aufgrund ihrer geographischen Lage am Bosporus ist die Türkei Brücke und wichtiges Bindeglied zum Nahen Osten und nach Asien. Es bestehen vielfältige Kooperationslandschaften in Kultur, Bildung und Forschung.

Aus türkischer Perspektive hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 5 (siehe vorheriger Abschnitt).

Aus deutscher Perspektive liegt die Türkei als Herkunftsland für internationale Studierende im Wintersemester 2023/24 auf Rang 3 gleich hinter Indien und China. Bei der Festlegung des Herkunftslandes werden nur diejenigen Studierenden mit türkischer Staatsangehörigkeit erfasst, die ihre Hochschulzugangsberechtigung außerhalb von Deutschland erworben haben. Als Zielland für Studierende aus Deutschland lag die Türkei 2021 auf Rang 7 (Daten Wissenschaft weltoffen 2025).

Grundlage für die Wissenschaftlich-Technologische Zusammenarbeit (WTZ) zwischen Deutschland und der Türkei war zunächst ein Abkommen, das 1997 zwischen dem Forschungszentrum Jülich und TÜBITAK geschlossen worden war. Eine neue Grundlage für die WTZ wurde 2014 durch eine Gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit in Forschung, Bildung und Innovation geschaffen. Diese wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das türkische Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie unterzeichnet. Heute ist auf deutscher Seite das BMBF federführend, auf türkischer Seite das Ministerium für Industrie und Technologie, vertreten durch TÜBİTAK.

Die Kooperation der beiden Länder in Bildung, Forschung und Innovation hat mit dem Deutsch-Türkischen Jahr der Forschung, Bildung und Innovation 2014 unter dem Motto „Science Bridging Nations“ einen Höhepunkt erlebt. Dabei setzten sich Deutschland und die Türkei dafür ein, auf Bedeutung und Erfolge der Zusammenarbeit aufmerksam zu machen und die Kooperation mit zukunftsweisenden Projekten weiter auszubauen. Doch nach dem gescheiterten Putschversuch in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016 in der Türkei ergriff die türkische Regierung Maßnahmen, die auch die wissenschaftliche Freiheit in der Türkei weiter einschränkten. Unter anderem wurden über 8.000 Akademikerinnen und Akademiker in der Türkei entlassen. Laut „Academic Freedom Index” (Update 2025), gefördert von der VolkswagenStiftung, hat die akademische Freiheit seit 2009 erheblich abgenommen, seit 2017 sind wieder kleine Verbesserungen zu verzeichnen.

Die Selbständigkeit, die den staatlichen Universitäten 1961 zugestanden worden war, wurde bereits 1981 durch das dritte Hochschulgesetz und mit der Errichtung des türkischen Hochschulrates YÖK weitgehend abgeschafft und durch das YÖK-Reformgesetz von 2004 nur teilweise wieder eingeführt. Nach den Notstandsdekreten von 2016 und der Einführung der Präsidentialverfassung 2017 wurde die Autonomie der Hochschulen deutlich eingeschränkt (siehe DAAD-Bildungssytemanalyse Türkei 2021). Auch die European University Association (EUA) kommt zu dem Schluss, dass öffentliche Universitäten in der Türkei im Gegensatz zu Stiftungsuniversitäten über nur wenig Autonomie verfügen, wenngleich kürzlich eingefügte Reformen für Verbesserungen sorgen (EUA (2023): University Autonomy in Europe IV: Country Profiles, S. 96).  

Seit den Entwicklungen im Jahr 2016 veröffentlichte das BMBF keine neuen bilateralen Förderbekanntmachungen mit der Türkei. 

Aktuell kooperieren Deutschland und die Türkei vorwiegend im Rahmen von EU-Projekten und transnationalen Förderprogrammen. Beide Länder arbeiten zum Beispiel bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA-Initiative (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) zusammen. Thematische Schwerpunkte sind dabei Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme. Weitere multilaterale Projekte werden z. B. im Rahmen von ERA-Netzen, Eurostars und Eureka (siehe vorheriger Abschnitt) sowie im Rahmen von Fachprogrammen durchgeführt (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).

Die Türkei ist assoziierter Partner in den EU-Rahmenprogrammen Horizont 2020 (2014-20) und Horizont Europa (2021-27). Damit sind türkische Einrichtungen bei Anträgen im Rahmen von Horizont Europa ebenso antragsberechtigt und förderfähig wie Teilnehmende aus den EU-Mitgliedstaaten (siehe Kooperation der Türkei mit der Europäischen Union). Bis zum Januar 2025 hat die Türkei unter Horizont Europa europäische Fördermittel in Höhe von 299,23 Mio. Euro eingeworben. Unter den 560 Projekten, an denen sich die Türkei beteiligte, verzeichneten mit 328 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).

Das Flaggschiffprojekt der bilateralen Zusammenarbeit ist die Türkisch-Deutsche Universität (TDU; Türk-Alman Üniversitesi, TAÜ) in Istanbul, die im  Rahmen des Deutsch-Türkischen Jahres der Forschung, Bildung und Innovation offiziell eröffnet wurde. Vorausgegangen waren die Unterzeichnung einer Vereinbarung zur Gründung der TDU durch die beiden Außenminister im Jahr 2008 in Berlin und die Grundsteinlegung durch den deutschen und den türkischen Präsidenten im Oktober 2010 in Istanbul. Das BMBF und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) sind an der Umsetzung des Projektes maßgeblich beteiligt. Im Januar 2020 wurde der fertiggestellte neue Campus der TDU in Istanbul durch den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich eröffnet. Der endgültige Ausbau der TDU soll im Jahr 2030 rund 6.200 Studierenden an fünf Fakultäten (Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften) umfassen. An der TDU wird auf Deutsch, Englisch und Türkisch gelehrt und geforscht. Rektor der TDU ist gegenwärtig der türkische Germanist und Linguist Prof. Dr. Cemal Yildiz.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist derzeit 1.435 offizielle Hochschulkooperationen zwischen deutschen und türkischen Hochschulen aus (Stand: 03/2025). 210 deutsche Hochschulen kooperieren mit 146 türkischen Hochschulen und 5 außeruniversitären Einrichtungen.

Internationale Mobilität zwischen Deutschland und der Türkei wird vom DAAD, der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. 2014 schloss der DAAD eine Kooperationsvereinbarung mit dem türkischen Hochschulrat YÖK ab.

Die Türkei ist Programmland im ERASMUS Plus-Programm, das Mobilität in beide Richtungen in großem Umfang fördert: Zwischen 2022 und 2024 erhielten 1.510 Studierende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie 92 Hochschullehrkräfte und Mitglieder des Hochschulpersonals aus Deutschland Finanzierung für einen Aufenthalt in der Türkei. Im Gegenzug kam die ERASMUS-Finanzierung für Aufenthalte in Deutschland 2.621 bzw. 554 Geförderten aus der Türkei zugute.

2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in der Türkei an 264 (144) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 219 (145) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 920 (925) und 186 (174) Geförderte aus der Türkei eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – durchzuführen.

2023 beherbergten Institute der Max-Planck-Gesellschaft (MPIs) 306 türkische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die MPIs führten 28 Projekte mit Partnern in der Türkei durch.

iMOVE beobachtet die Aus- und Weiterbildungsbranche der wichtigsten internationalen Märkte. Die Analysen der Entwicklungen und Trends stellt iMOVE als Studien und Marktinformationen bereit.

Vor Ort in der Türkei tragen und unterstützen unter anderen folgende Einrichtungen die deutsch-türkische Kooperation:

  • Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) in Istanbul hat den Lehrbetrieb im Wintersemester 2012/13 aufgenommen (siehe oben);
  • Der DAAD unterhält seit dem Jahr 2000 ein Informationszentren in Istanbul (DAAD Türkei);
  • Das Orient-Institut Istanbul (OIIST) war zwischen 1989 und 2008 als Nebenstelle des Orient-Instituts in Beirut tätig. Seit 2009 ist es ein eigenständiges turkologisches und regionalwissenschaftliches Forschungsinstitut im Verbund der Max Weber Stiftung. 2024 wurde ein neues Gebäude in Istanbul bezogen;
  • Das Deutsche Archäologische Institut, heute unter der Zuständigkeit des Auswärtigen Amtes, verfügt seit 1929 über eine Abteilung in Istanbul (DAI Istanbul);
  • Das Joint Lab "More-than-Moore". zwischen dem IHP – Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik und der Sabancı University.

Nach oben

Weitere Informationen
Abkommen
Links/Institutionen
Nachrichten
 

Projektträger