Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet heute gemeinsam mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan den fertiggestellten Campus der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul. Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Die deutsch-türkische Wissenschaftszusammenarbeit stärkt unsere bilateralen Beziehungen und das wechselseitige Verständnis. Die Türkisch-Deutsche Universität ist dafür ein sehr gutes Beispiel: Die Türkei und Deutschland haben ihren Aufbau gemeinsam vorangetrieben. Türkische und deutsche Studierende sowie Hochschullehrinnen und -lehrer lernen und lehren zusammen. Die Türkisch-Deutsche Universität ist ein Ort des umfassenden wissenschaftlichen und interkulturellen Dialogs. Für den Erfolg der Universität wird wichtig sein, dass an ihr Wissenschaftsfreiheit und Redefreiheit herrschen. Dann wird sie die besten Wissenschaftler und Studierenden anziehen. Ein kritischer Diskurs ist der Kern und die Voraussetzung für Wissenschaft.
Von der Türkisch-Deutschen Universität werden unsere Gesellschaften profitieren, denn gerade in Zeiten von politischen Herausforderungen braucht es Brücken zwischen Gesellschaften als Garanten breiter und persönlicher Kommunikation. Durch die Möglichkeit zu Doppelabschlüssen trägt die TDU zudem dazu bei, dass junge Menschen, die in beiden Kulturen zuhause sind, auch eine berufliche Qualifikation erwerben, die sie in beiden Ländern gewinnbringend einsetzen können. Damit wachsen unter anderem das Verständnis und die Bindekräfte zwischen beiden Ländern.“
DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee betont:
„Die deutsch-türkischen Beziehungen haben eine lange und gute Tradition, gerade auch in der Wissenschaft. Die Türkisch-Deutsche Universität ist daher ein Leuchtturmprojekt und von zentraler Bedeutung für den weiteren Ausbau der politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen unserer Länder.“
Natürlich sei man sich der aktuellen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit der Türkei bewusst. Allerdings sei es auch in schwierigen Zeiten unerlässlich, Verbindungen zu erhalten und neue Brücken zu bauen.
DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland sagte am Rande der Einweihung in Istanbul:
„Die Eröffnung ist ein wichtiges Zeichen für den politischen Willen, das Projekt weiter zu fördern und die TDU als Ankerprojekt der deutsch-türkischen Zusammenarbeit in der Wissenschaft voranzutreiben.“
Die TDU werde die wissenschaftlichen Stärken beider Länder weiter vertiefen. Rüland sagte, sie hoffe auf Spitzenleistungen in Forschung und Lehre, sowie auf eine Bereicherung beider Länder durch die Entwicklung vielfältiger Innovationen.
Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) ist einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte der deutsch-türkischen Wissenschaftsbeziehungen. Seit ihrer Gründung wird sie aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Seit 2009 wurden bislang rund 28 Millionen Euro investiert. Im Istanbuler Stadtteil Beykoz weihte die Bundeskanzlerin den nun vollständigen TDU-Campus mit frisch fertiggestellten Lehr- und Forschungsgebäuden ein. Zukünftig sollen hier einmal 5.000 Studierende lernen und forschen, zurzeit sind es rund 2.500.
Aktuell bietet die TDU 21 Studiengänge in fünf Fakultäten an (Rechtswissenschaft, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Wirtschaft- und Verwaltungswissenschaften und Kultur- und Sozialwissenschaften). 45 Lehrkräfte aus Deutschland sind derzeit an der Universität tätig. Die Unterrichtssprachen an der Universität sind Deutsch, Türkisch und Englisch.
Ein echtes deutsch-türkisches Gemeinschaftsprojekt
Die TDU ist eine staatliche Einrichtung, gegründet 2008 auf Basis eines deutsch-türkischen Regierungsabkommens. Sie gilt als Leuchtturmprojekt der deutsch-türkischen Hochschulkooperation: 38 deutsche Hochschulen sind in einem Konsortium am Projekt beteiligt. Die Grundsteinlegung der TDU erfolgte 2010, der Lehrbetrieb startete im Wintersemester 2013. Im Jahr 2014 fand die offizielle Eröffnungsfeier mit einem Besuch des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck statt. Gemeinsam mit dem DAAD unterstützt das Hochschulkonsortium die Türkei beim weiteren Ausbau und Betrieb der TDU.
Für jede der fünf TDU-Fakultäten sowie das Sprachenzentrum hat eine deutsche Universität die Koordination übernommen. Die Universitäten bündeln dabei die Beiträge aller weiteren Hochschulen, die am Lehr- und Forschungsangebot der jeweiligen TDU-Fakultät mitarbeiten. Die Koordinations-Universitäten sind die Freie Universität Berlin (für die Fakultät Rechtswissenschaft der TDU), die Universität Potsdam (Naturwissenschaften), die Technische Universität Berlin (Ingenieurwissenschaften), die Universität zu Köln (Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften), die Universität Heidelberg (Kultur- und Sozialwissenschaften) sowie die Universität Bielefeld (Fremdsprachenzentrum). Ziel ist es, die TDU zu einem Zentrum internationaler und interkultureller Begegnung in Lehre und Forschung auszubauen und neue Wissensfelder zu erschließen.