Seit 2018 erforscht die Nachwuchsgruppe „Constructing Transnational Spaces of Higher Education. International Branch Campus Development at the Interface of Network and Territorial Embeddedness“ (TRANSEDU) wie Universitäten und Akteure in den Zielländern Offshore Campuses planen und errichten, ihre Motive, Strategien und die Konsequenzen für die Universitäten selbst, die Studierenden sowie die Orte, an welchen die Standorte errichtet werden. Bislang wurden vergleichbare Daten von hochschulpolitischen Institutionen herausgegeben, deren Berichte aber keiner einheitlichen Definition oder wissenschaftlichen Methodik folgen. Zudem wurden Daten bisher nur auf Länderebene erhoben. In dem TRANSEDU-Bericht mit dem Titel „Global Geographies of Offshore Campuses“ liege nun ein einheitlicher quantitativer Gesamtüberblick über Stand und Entwicklung internationaler Hochschulcampusse vor.
In der Untersuchung werden folgende Kriterien für einen Offshore Campus festgelegt: An einem Ort muss eine physische (bauliche) Präsenz einer ausländischen Hochschuleinrichtung bestehen, an der Hochschulabschlüsse erworben werden können. Nach dieser Definition bestehen derzeit 487 Offshore Campuses, mindestens 14 weitere sollen demnächst eröffnet werden. Insgesamt wurden 58 Offshore Campuses wieder geschlossen, hauptsächlich in den letzten fünfzehn Jahren. Überwiegend westliche Universitäten errichten Offshore Campuses, insbesondere französische Hochschulen (bis zu 34). Allerdings zeigt sich im Laufe der Zeit, dass der Anteil der fünf wichtigsten Exporteure von 90% im Jahr 1990 auf 70% im Jahr 2010 geschrumpft.
Die wichtigsten Zielländer für Offshore Campuses sind China (67), die Vereinigten Arabischen Emirate (44), Singapur (19), Malaysia und Spanien (jeweils 17). Europäische Länder und Städte sind sowohl als Importeure als auch als Exporteure von Campusanlagen prominent vertreten, insbesondere London und Paris. Insgesamt sind Offshore Campuses stark in wenigen Großstädten konzentriert, vor allem in Dubai (29), Singapur (19) und Shanghai (15). In mehreren Fällen entfällt auf eine Stadt ein erheblicher Anteil aller Offshore Campuses, so entfallen bspw. 80% aller Standorte in Großbritannien auf London.
Teils werden Cluster von Offshore Campuses als „transnationale Bildungszentren“ entwickelt, die gezielt ausländisches Investitionskapital anziehen sollen. Dazu gehören beispielsweise Education City (Katar), Dubai International Academic City (Vereinigte Arabische Emirate) oder EduCity Iskandar (Malaysia). Obwohl nur etwa 10% aller Offshore Campuses weltweit in diesen transnationalen Bildungszonen liegen, finden diese Projekte besondere globale Aufmerksamkeit. Dies liege daran, dass bei diesen sowohl immobilienwirtschaftliche Renditeziele als auch die Vermarktung von Hochschulbildung als globale Handelsware zusammenkämen.