Die VAE verfügen über sehr gute Voraussetzungen für die kostengünstige Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und wollen 2022 erste Wasserstofflieferungen nach Deutschland ermöglichen. Die Projekte, die im Rahmen der Emiratisch-Deutschen Energiepartnerschaft unterstützt wurden, können so einen konkreten Beitrag zu Sicherstellung der zukünftigen Energieversorgung mit klimafreundlichem Wasserstoff leisten.
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck:
„Der beschleunigte Ausbau von Wasserstoffversorgungsketten ist ein ganz zentraler Schlüssel für den Übergang zu nachhaltiger Energie. Ich begrüße die geplante Zusammenarbeit der deutschen und emiratischen Unternehmen sowie die Forschungskooperation von Fraunhofer mit dem Energieministerium der Vereinigten Arabischen Emirate. Insbesondere bei der Erzeugung, der Speicherung und dem Transport von grünem Wasserstoff in den VAE, und dem Import und der Anwendung in Deutschland, gibt es einen großen Bedarf an Forschung und direkter Umsetzung. Die heutigen Kooperationen leisten damit einen zweifachen Beitrag: Sie stärken die Erreichung unserer Klimaziele und zugleich unsere Energiesicherheit.“
Deutschland will die Umstellung von konventionellem Erdgas auf grünen Wasserstoff noch schneller auf den Weg bringen. Im Rahmen der Dekarbonisierungsoffensive zielt die Nationale Wasserstoffstrategie bis 2030 auf einen Bedarf an sauberem Wasserstoff von bis zu drei Millionen Tonnen pro Jahr, wovon ein Großteil importiert werden soll. Die Nachfrage könnte bis 2050 auf über elf Millionen Tonnen pro Jahr steigen. Die Emiratisch-Deutsche Energiepartnerschaft besteht seit 2017.
Die Projekte im Einzelnen:
In den VAE gibt es bereits fortgeschrittene Wasserstoffprojekte mit Beteiligung deutscher Unternehmen. Im Rahmen des Besuchs von Bundesminister Habeck wurden mehrere Kooperationen zum Aufbau einer umfassenden Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen deutschen Unternehmen und den VAE unterzeichnet:
Aufbau einer Wasserstofflieferkette nach Deutschland und erste Testlieferungen
- Die Partner Hydrogenious, ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company), JERA und Uniper werden ein gemeinsames Demonstrationsprojekt für Wasserstofftransport eingehen. Ziel ist der Aufbau einer Lieferkette für grünen Wasserstoff aus den VAE nach Wilhelmshaven mittels LOHC-Technologie. (Die LOHC-Technologie beruht auf Liquid Organic Hydrogen Carrier, einer ölartigen organischen Substanz, die Wasserstoff chemisch bindet). Kurzfristig soll blauer Wasserstoff eingesetzt werden, der bald durch grünen Wasserstoff ersetzt werden soll.
- Für künftige Lieferungen von Wasserstoff und Derivaten hat ADNOC zudem Abnahmeverträge über erste Testlieferungen von blauem Ammoniak nach Deutschland mit dem Kupferhersteller Aurubis und den Energieunternehmen RWE, Steag und GEWEC unterzeichnet.
- Zur Ermöglichung der Testcargos soll auch die Transportkette für blauen Ammoniak vorbereitet werden durch die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen ADNOC und der Hamburger Hafen & Logistik AG (HHLA). Das Pilotprojekt der Transportkette mit blauem Ammoniak nach Deutschland legt einen wichtigen Grundstein für mittelfristige Importe von grünem Wasserstoff.
Vorhaben zur Herstellung von synthetischem Kerosin
Siemens Energy, Lufthansa, das emiratische Unternehmen Masdar und weitere Partner arbeiten an einem Projekt zur Herstellung von synthetischem Kerosin, „Green Falcon“. Synthetisches Kerosin stellt derzeit die einzige Möglichkeit zur Dekarbonisierung der Luftfahrt dar. Eine Ausweitung des Green Falcon Pilotprojekts mit 20 MW Elektrolyseleistung wäre nach erfolgreicher erster Phase denkbar. Deutschland und die VAE haben dem Projekt ihre gemeinsame Unterstützung zugesagt.
Forschungskooperation zu Energiewende und Wasserstoff
Zur Vertiefung des Wissensaustausches im Bereich nachhaltige Energien und angewandte Wasserstofftechnologien vereinbarten die Fraunhofer Gesellschaft und das Ministerium für Energie und Infrastruktur der VAE ein Kooperationsabkommen. Das Abkommen beinhaltet die Beratung zu der nationalen Energiestrategie der VAE, Unterstützung beim Aufbau von Forschungsinfrastruktur und gemeinsame Projekte u.a. im Bereich nachhaltige Energien und angewandte Wasserstofftechnologien.
Nachtrag der Redaktion vom 11.05.2022:
Am 10. Mai wurde Dr. Sultan Al Jaber, Minister für Industrie und Hochtechnologie der Vereinigten Arabischen Emirate, im Bundeswirtschaftsministerium von Minister Habeck zu einem Gespräch in Berlin empfangen. Beide Minister haben im bilateralen Gespräch die Fragen einer vertieften Energiezusammenarbeit, vor allem beim Thema Wasserstoff, erörtert. In einem anschließenden gemeinsamen Round-Table-Gespräch mit deutschen Wirtschaftsvertretern wurden die nächsten Schritte zum Ausbau der Wasserstoffproduktion und des Wasserstoffhandels diskutiert. Gemeinsames Ziel ist es, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen.
Im Rahmen ihrer Diversifizierungsstrategie verfolgen die VAE den Ausbau von erneuerbaren Energien und Wasserstoff. Bis 2050 sind Investitionen in Höhe von umgerechnet 148 Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien angekündigt. Für das Jahr 2030 streben die VAE an, einen Anteil von 25 Prozent am globalen Markt für grünen und blauen Wasserstoff zu erreichen. Deutschland gilt neben Japan und Südkorea als Hauptabsatzmarkt. Die VAE verfolgen ein Net-Zero Ziel für Klimaneutralität bis 2050 und sind Ausrichter der 28. UN-Klimakonferenz im Jahr 2023. Deutschland unterstützt die Vorbereitungen im Rahmen der Emiratisch-Deutschen Energiepartnerschaft.