StartseiteLänderAfrikaAfrika: Weitere LänderInternationaler Masterstudiengang „Klimawandel und Meereswissenschaften“: Polarstern als "Schwimmende Universität"

Internationaler Masterstudiengang „Klimawandel und Meereswissenschaften“: Polarstern als "Schwimmende Universität"

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Wochen voller neuer intensiver Erfahrungen liegen hinter den Studierenden der „Schwimmenden Universität“ an Bord der POLARSTERN unter Leitung von Dr. Björn Fiedler vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Als Teil des internationalen Masterstudiengangs „Klimawandel und Meereswissenschaften“ lernten die elf jungen Meeresforschenden aus Westafrika auf See klassische ozeanographische Methoden kennen. Nach Abschluss ihrer Reise tauschten sie sich mit Teilnehmenden des Nachwuchsförderungsprogramms Foster Young Ocean Researcher Development (FYORD) der Universität Kiel und des GEOMAR sowohl zu ihren Erlebnissen als auch zu drängenden Forschungsfragen in Westafrika aus.

Auf ihrer Fahrt von Mindelo, Cabo Verde, nach Bremerhaven, Deutschland lernten in diesem Jahr sieben Studentinnen und vier Studenten aus neun westafrikanischen Ländern klassische Methoden der Meeresforschung kennen. Sie führten Messungen zum Kohlendioxidgehalt im Ozean und der Atmosphäre durch und sammelten Daten zu biogeochemischen und ökologischen Veränderungen im tropischen und subtropischen Atlantik. Dabei erfassten sie auch die Biomasse an Zooplankton und Fischen sowie die Struktur des Nahrungsnetzes in verschiedenen Meeresregionen. Außerdem gehörte die Dokumentation und Kommunikation der wissenschaftlichen Arbeiten zum Ausbildungsprogramm der Studierenden. Neun erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), der Universidade Técnica do Atlântico Mindelo (UTA) und der Universität Oslo begleiteten die Gruppe.

Amadou Biteye aus dem Senegal schwärmt:

„Das ist Ozeanographie: Jahre der Planung, Wochen der Schiffszeit und Tage der Seekrankheit gipfeln in stundenlangen, sorgfältigen Messungen für einige wenige, wertvolle Datenpunkte. So etwas lernt man nicht im Labor. Wenn ich den ganzen Prozess der Entnahme und Analyse einer einzigen Probe durchlaufe, verstehe ich jetzt wirklich, woher die Daten kommen, und weiß zu schätzen, was in den globalen Datensätzen für jede Messung steckt.“

Die Ausbildungsphase auf See ist Teil des internationalen Masterstudiengangs „Klimawandel und Meereswissenschaften“ im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenzzentrums WASCAL (West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use).

Nach Abschluss der Expedition verbrachte die Gruppe eine Woche in Kiel, um die während der Fahrt erhobenen Daten auszuwerten und das GEOMAR näher kennenzulernen. Dort tauschten sie sich auch mit Masterstudierenden und Promovierenden des Nachwuchsförderungsprogramms Foster Young Ocean Researcher Development (FYORD) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des GEOMAR aus. Nachdem die Vernetzung zwischen Masterstudierenden aus Kiel und Westafrika ein gelungenes Beispiel für einen fruchtbaren, fachübergreifenden und interkulturellen Austausch geliefert hatte, sollen internationale Studierende und junge Wissenschaftler:innen zukünftig noch gezielter in FYORD eingebunden werden.

Dr. Björn Fiedler erläutert:

„Um den Ozean zu erforschen, reicht eine Ausbildung im Hörsaal und im Labor allein nicht aus. Forschung auf See ist sehr anspruchsvoll und herausfordernd. Dies kann man nur unter authentischen Bedingungen erlernen. Der anschließende Austausch zwischen den FYORD- und WASCAL-Studierenden am GEOMAR bot zusätzlich eine hervorragende Gelegenheit, die verschiedenen Sichtweisen der Studierenden auf meereswissenschaftliche Themen und deren Relevanz für die Gesellschaft gemeinsam zu erörtern. Solch ein interkultureller Austausch lässt sich nur in persönlichen Treffen erreichen.“

Während einige der Studierenden direkt an ihre Universität in Mindelo auf Cabo Verde zurückkehren, setzen andere ihre Analysen und Arbeiten im Rahmen ihrer Masterarbeiten noch in Deutschland und Frankreich fort. So werden unter anderem mitgebrachte Proben zur Verteilung und Vorkommen von Mikroplastik im Ozean sowie in Fischen im Labor am GEOMAR untersucht.

Das WASCAL-Masterprogramm „Klimawandel und Meereswissenschaften“

Im Masterstudiengang „Klimawandel und Meereswissenschaften“ im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenzzentrums „West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use“ (WASCAL) erlernen Studierende aus Westafrika wissenschaftliche und akademische Fähigkeiten in den Bereichen Klima, Meereswissenschaften und Management sowohl auf internationaler als auch auf regionaler Ebene. So bereiten sie sich auf ein anschließendes Postgraduiertenstudium oder eine berufliche Laufbahn beispielsweise im Umwelt-Management oder in der Industrie, in Beratungsunternehmen oder Regierungsbehörden vor. 2021 wurde das WASCAL-Masterprogramm auf Cabo Verde als Aktion der Dekade der Ozeanforschung für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ausgewählt. An der Premiere der „Schwimmenden Universität“ an Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN nahmen im Jahr 2022 14 Master-Studierende teil. 2023 fand die „Schwimmende Universität“ während der Reise PS135-2 mit dem Forschungsschiff POLARSTERN statt, das vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI) betrieben wird.

Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel via IDW Nachrichten Redaktion: von Andreas Ratajczak, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Benin Burkina Faso Cabo Verde Côte d'Ivoire Gambia Ghana Mali Niger Nigeria Region Westafrika Senegal Togo Themen: Bildung und Hochschulen Geowissenschaften Infrastruktur Umwelt u. Nachhaltigkeit

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