Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien

Das Bildungsministerium der Bundesregierung (Secretaría de Educación Pública, SEP) ist für alle Bildungssektoren in Mexiko zuständig (frühkindliche und schulische Bildung, berufliche Aus- und Weiterbildung, Hochschulen). Auch die mexikanischen Bundesstaaten haben im Rahmen ihrer Kompetenzen eigene Bildungsministerien eingerichtet. Seit 2004 kommen die Ministerien unter dem Vorsitz des SEP in dem Nationalen Rat der Bildungsbehörden (Consejo Nacional de Autoridades Educativas, CONAEDU) zusammen, um sich zu beraten und ihre Politik zu koordinieren. 

Über mehr als 50 Jahre fehlte in Mexiko ein eigenes Wissenschafts- und Innovationsministerium. Viele Funktionen wurden stattdessen von einem Nationalen Rat für Wissenschaft und Technologie (CONACYT) wahrgenommen. Dieser war vom mexikanischen Parlament am 29. Dezember 1970 geschaffen worden, als ein öffentlicher und dezentraler Organismus der Bundesverwaltung, Mitglied des Bildungssektors, mit eigener Rechtspersönlichkeit und mit einem eigenen Haushalt. CONACYT war als ressortunabhängige Einheit seit 2002 direkt dem mexikanischen Staatsoberhaupt unterstellt. Ähnlich einem Ministerium war der Rat verantwortlich für die Ausarbeitung der Wissenschafts- und Technologiepolitik, u.a. durch die Entwicklung einer mehrjährigen Strategie.

Mit einem Gesetz von 2023 (Ley General en Materia de Humanidades, Ciencias, Tecnologías e Innovación) wurde der bisherige Nationale Rat für Wissenschaft und Technologie (CONACYT) in den Nationalen Rat für Geisteswissenschaften, Wissenschaft und Technologie (CONAHCYT) umgewandelt. Im Wissenschaftssektor war allerdings die Sorge groß, dass die mexikanische Politik über neue Gremien und Prozeduren zuviel Einfluss auf die Agenda nehmen konnte. Ein aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft vorgebrachter Kritikpunkt war, dass die Agenda des Rates CONAHCYT über einen Verwaltungsrat bestimmt werde, in dem Forschende nur in der Minderheit vertreten seien.

Die Staatspräsidentin Sheinbach kündigte noch vor ihrem Amtsantritt im Oktober 2024 an, dass der Rat nach ihrem Amtsantritt in ein Ministerium umgewandelt werden sollte. Am 01. Januar 2025 löste das neue Ministerium für Wissenschaft, Geisteswissenschaften, Technologie und Innovation (Secretaría de Ciencia, Humanidades, Tecnología e Innovación – Secihti) den Rat CONAHCYT ab.  Die Evolutionsbiologin Rosaura Ruiz Gutiérrez wurde zur ersten Wissenschaftsministerin Mexikos ernannt. Sie hatte nach ihrer Promotion an der UNAM als Postdoc an der University of California (UC) gearbeitet. Ruiz Gutiérrez war die erste Frau, die der mexikanischen Akademie der Wissenschaften (siehe nächster Abschnitt) als Präsidentin vorstand. Zuletzt war sie Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Technologie und Innovation in Mexiko-Stadt.

In den 32 Bundesstaaten legen Bundesstaatliche Forschungs- und Technologieräte (Consejos y Organismos Estatales de Ciencia y Tecnología) die Grundlinien der Forschungs- und Innovationspolitik fest. Die Nationale Konferenz zu Wissenschaft und Technologie (Conferencia Nacional de Ciencia y Tecnología, CNCTI) diente der politischen Abstimmung zwischen CONACYT und den Forschungsräten der Bundesstaaten. Ziel ist es, die wissenschaftliche und technologische Dezentralisierung und Regionalentwicklung zu unterstützen.

Das Wirtschaftsministerium (Secretaría de Economía, SE) fördert das Wirtschaftswachstum des Landes und die Schaffung von qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen. Das Außenministerium (Secretaría de Relaciones Exteriores, SRE) ist zuständig für die Unterstützung mexikanischer Staatsangehöriger im Ausland.

Die Ausrichtung des mexikanischen Forschungs- und Innovationssystems auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme erfordert eine engere Zusammenarbeit von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Akteuren. Die mexikanische Regierung führt über das neue Wissenschaftsministerium Secihti die verschiedenen Mitglieder des Nationalen Ecos-Netzwerk (Red de Espacio Común de Educación, Ciencia, Humanidades, Tecnología e Innovación - Red Ecos Nacional) zusammen: weitere Ministerien der Bundesregierung, bundesstaatliche und kommunale Regierungen, öffentliche und private Unternehmen, außeruniversitäre Forschungszentren (von Secihti sowie von Fachministerien), öffentliche und private Hochschuleinrichtungen sowie die Zivilgesellschaft.

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Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik

1989 wurde der Wissenschaftliche Beirat (Consejo Consultivo de Ciencias, CCC) geschaffen, der das mexikanische Staatsoberhaupt zur Ausgestaltung der Forschungs- und Technologiepolitik berät. Der Beirat setzt sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, die mit der höchsten nationalen Auszeichnung, dem Premio Nacional de Ciencias y Artes, geehrt wurden.

Ein weiteres Beratungsgremium ist der Wissenschaftlich-Technologische Beirat (Foro Consultivo Científico y Tecnológico, FCCyT), der aus 19 prominenten Mitgliedern aus Wissenschaft und Wirtschaft in Mexiko gebildet wird. Der autonome Beirat dient als Sprachrohr der akademischen, technologischen und industriellen „Communities“ (Fachgemeinschaften) in Mexiko gegenüber dem Allgemeinen Rat für wissenschaftliche Forschung, technologische Entwicklung und Innovation (CGICDTI, siehe vorheriger Abschnitt). Der FCCyT führt Studien durch und erarbeitet Vorschläge zur Forschungs-/Innovationspolitik sowie zu Förderprogrammen. Ebenso wirkt der FCCyT als beratendes Organ gegenüber den Forschungskommissionen des mexikanischen Abgeordnetenhauses und des Senats.

Die 1959 gegründete Mexikanische Akademie der Wissenschaften (Academia Mexicana de Ciencias, AMC) bringt Forschende aller Fachrichtungen (naturwissenschaftlich, sozialwissenschaftlich, technisch) zusammen. Sie konzentriert ihre Aktivitäten darauf, durch Veranstaltungen, Auszeichnungen und Studien die öffentliche Anerkennung von Wissenschaft und Forschung in Mexiko zu fördern und damit langfristig eine Wissenschaftskultur zu etablieren (siehe unter Fachliche Stärken).

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Projektträger