Politische Zielsetzungen und Programme: Mexiko
Bildungspolitische Zielsetzungen und Programme
Angesichts hoher Schulabbruchquoten und der schlechten Ergebnisse in Schulleistungstests wie PISA hatten die vorherigen Regierungen in Mexiko bereits seit Langem die Notwendigkeit erkannt, die Qualität der Bildung zu verbessern. Dafür wurde seit 2001 das Programm für hochwertige Schulausbildung (PEC) eingesetzt, das mehrfach positiv von der Weltbank evaluiert worden war. Im Jahr 2012 wurde das Grundrecht auf eine hochwertige Bildung in der Verfassung verankert. Die 2017 beschlossene Strategie (Estrategia para la Equidad y la Inclusión en la Educación) stellt sich der Herausforderung, Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten und Bevölkerungsgruppen, die über 60 indigene Sprachen sprechen, besser in das mexikanische Schulsystem zu integrieren. Die Leitmotive sind Chancengerechtigkeit und Inklusion.
Für die Phase von 2020-24 legte der Nationale Entwicklungsplan sowie das Sektorprogramm Bildung (Programa Sectorial de Educación 2020-2024, PSE) die wichtigsten bildungspolitischen Ziele in Mexiko fest.
Ziels 1: Gewährleistung des Rechts der Bevölkerung Mexikos auf eine gerechte, inklusive, interkulturelle und inklusive umfassende Bildung, wobei das Wohl von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen im Mittelpunkt steht;
Ziels 2: Gewährleistung des Rechts der Bevölkerung Mexikos auf eine hervorragende, relevante und sachgerechte Bildung in den verschiedenen Stufen und Modalitäten des nationalen Bildungssystems;
Ziels 3: Aufwertung der Lehrkräfte als grundlegende Akteure des Bildungsprozesses, unter voller Wahrung ihrer Rechte, auf der Grundlage ihrer kontinuierlichen Verbesserung und beruflichen Entwicklung;
Ziels 4: Schaffung eines günstigen Umfelds für den Lehr- und Lernprozess in den verschiedenen Stufen und Modalitäten des nationalen Bildungssystems.
Ziels 5: Gewährleistung des Rechts auf Körperkultur und Sportausübung der mexikanischen Bevölkerung, wobei der Schwerpunkt auf der Integration von Schulgemeinschaften, der sozialen Eingliederung und der Förderung eines gesunden Lebensstils liegt;
Ziels 6: Stärkung der Führungsrolle des Staates und der Beteiligung aller Sektoren und Gruppen der Gesellschaft, um die Umgestaltung des nationalen Bildungssystems zu erreichen, in dessen Mittelpunkt das Lernen von Mädchen, Jungen, Jugendlichen, jungen Menschen und Erwachsenen steht.
Zur Ausgestaltung einer inklusiven Bildung wurde 2020 die Initiative „Nueva Escuela Mexicana“ ins Leben gerufen. Bildungseinrichtungen sollen sich den spezifischen Bedürfnissen ihrer Gemeinschaften anpassen und gerechte Bedingungen für alle garantieren, mit besonderem Schwerpunkt auf historisch diskriminierten Gruppen und Bevölkerungsgruppen. Außerdem soll sichergestellt werden, dass die Lehrpläne für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts relevant sind und die technischen und verwaltungstechnischen Kapazitäten der Schulen gestärkt werden.
Um den hohen Risiken der sitzenden Lebensweise entgegenzuwirken, sollen Schulen die Ausübung von Sport von der frühen Kindheit an garantieren, wobei der Schwerpunkt auf der Integration von Schulgemeinschaften, der sozialen Eingliederung und der Förderung eines gesunden Lebensstils liegt
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Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme
De facto kam es in der Amtszeit des Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, die mit der Corona-Krise zusammenfiel, teilweise zu Kürzungen von Forschungsmitteln in den Institutionen. Im Mai 2023 trat das „Ley General en Materia de Humanidades, Ciencias, Tecnologías e Innovación" (LGHCTI) in Kraft. Neu ist die Festlegung, dass die Investitionen des Bundes in Wissenschaft und Innovation stets höher sein werden als im Vorjahr. Eine quantitative Zielmarke (beispielsweise in Bezug auf den Anteil am Bruttoinlandsprodukt) wird jedoch nicht vorgegeben. Das Gesetz zielt weiterhin auf den freien Zugang zu den mit staatlicher Förderung erstellten wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie auf einen garantierten Zugang zu Stipendien für Postgraduierte an öffentlichen Universitäten. Letzteres soll unter anderem dadurch gewährleistet werden, dass diese Leistungen direkt vom Staat gewährt werden, um sozialen Ausschlussmechanismen seitens intermediärer Einrichtungen vorzubeugen.
Zuvor war unter Präsident Obrador bereits Ende 2021 das Sonderprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation beschlossen worden (Programa Especial de Ciencia, Tecnología e Innovación - PECiTI 2021-2024, 2023 umbenannt in Programa Especial de Humanidades, Ciencia, Tecnología e Innovación). Dieses Programm ist in den Nationalen Entwicklungsplan 2019-2024 eingebettet, der eine grundlegende Transformation von Wissenschaft und Innovation fordert, um wirksame und nachhaltige Lösungen für Mexiko zu schaffen. Leitgedanke von PECiTI 2021-2024 ist, dass die Bevölkerung einen stärkeren Nutzen aus der wissenschaftlichen Forschung in Mexiko ziehen sollte und dass die wissenschaftliche Arbeit dem gesellschaftlichen Wohlstand („bienestar social“) verpflichtet ist.
Ziel ist außerdem die Entwicklung eines neuen mexikanischen Modells für souveräne Innovation („nuevo modelo mexicano de innovación soberana para el bienestar“), das weniger auf den Import von ausländischen Technologien setzt und stattdessen Anreize für die Nutzung von traditionellem Wissen und Ressourcen in Mexiko schafft. Dieses neue mexikanische Innovationsmodell ist auch das Leitmotiv des Nationalen Aktionsplanes für Innovation, der im Oktober 2023 veröffentlicht wurde (Plan Nacional para la Innovación).
Die sechs prioritären Ziele des PECiTI 2021-2024 sind im Einzelnen:
- Die Aus- und Weiterbildung hochqualifizierter Fachleute für Forschung und Technologieentwicklung soll verstärkt werden, um vorrangige Probleme des Landes Mexiko zu lösen.
- Durch eine Stärkung der Grundlagenforschung und wissenschaftlicher Kapazitäten soll das Land Mexiko eine größere wissenschaftliche und technologische Unabhängigkeit und eine weltweit führende Position erreichen.
- Die Kommunikation zwischen dem Wissenschaftssektor und dem öffentlichen, privaten und gesellschaftlichen Sektor soll verbessert werden.
- Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen durch technologische Entwicklung und Innovation in nachhaltige Lösungen umgesetzt werden.
- Alle Teile der Bevölkerung, insbesondere unterrepräsentierte Gruppen sollen vollen Zugang zu wissenschaftlichem, technischem und humanistischem Wissen erhalten.
- Verschiedene Regierungsebenen und Wissenschaftsgemeinschaften sollen besser kooperieren, um Nutzung und Wiederverwendung von Daten und Informationen zu optimieren.
Die Zuständigkeit für Programme der Individual- und Projektförderung lag über viele Jahrzehnte bei dem mexikanischen Wissenschaftsrat CONACYT (ab 2023 CONAHCYT). Ab dem 01. Januar 2025 ist das neue Ministerium für Wissenschaft, Geisteswissenschaften, Technologie und Innovation (Secretaría de Ciencia, Humanidades, Tecnología e Innovación – Secihti) für Förderungen zuständig.
Dies gilt insbesonere auch für neue Ansätze der Projektförderung unter den sogenannten Nationalen Strategischen Programmen (Programas Nacionales Estratégicos, Pronaces) sowie den Nationalen Projekten zur Forschung und Umsetzung (Proyectos Nacionales de Investigación e Incidencia, Pronaii), die in einer ersten Phase durch den inzwischen aufgelösten Wissenschaftsrat CONAHCYT umgesetzt wurden. Mit Hilfe der neuen Pogramme sollen wissenschaftliche Aktivitäten unter den drei Prioritäten Gesundheit, Energie und menschliche Sicherheit auf konkrete nationale Probleme in 10 großen Themenfeldern ausgerichtet werden: 1) toxische Substanzen und Verschmutzungsprozesse, 2) Wasser, 3) Kultur, 4) Bildung, 5) Energie und Klimawandel, 6) Gesundheit, 7) menschliche Sicherheit, 8) sozio-ökologische Systeme und Nachhaltigkeit, 9) Lebensmittelsouveränität sowie 10) Wohnraum. Dazu werden unter den Pronaces sogenannte Nationale Projekte zur Forschung und Umsetzung (Pronaii) gefördert, in denen Akteure aus Politik und Verwaltung, Gesellschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten. Details zur bisherigen Förderung liefert der Jahresbericht (siehe Informe Nacional sobre el Estado General que guardan las Humanidades, las Ciencias, las Tecnologías y la Innovación en México, INAHCTI 2022, S. 109-121). An erster Stelle im Jahr 2022 lag der Bereich Lebensmittelsouveränität mit 86 Projekten.
Obwohl die mexikanischen Bundesstaaten durchgehend eigene politische Einrichtungen für Wissenschaft und Technologie in Form von Staatsräten haben, können nur wenige Staaten wettbewerbliche Förderung vergeben.
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Ergebnisse von Evaluierungen
Zwischen 2002 und 2019 war in Mexiko im Bereich Bildung das Nationale Institut zur Bildungsevaluierung (Instituto Nacional para la Evaluación de la Educación, Archiv INEE) tätig. Ersetzt wurde dieses durch eine Nationale Kommission (Comisión Nacional para la Mejora Continua de la Educación, Mejoredu). Diese wurde Ende 2024 durch einen Beschluss des Senats im Rahmen einer größeren Reform aufgelöst.
Die OECD zeigte sich in einer 2019 publizierten Studie beeindruckt von den umfassenden Schulreformen, die Mexiko in davorliegenden Jahren durchgeführt hatte und empfahl nur punktuell weitere Reformen („Strong Foundations for Quality and Equity in Mexican Schools“, OECD-Studie 2019a). Zwei weitere Studien wurden zu dem Hochschulsystem Mexikos publiziert: „Higher Education in Mexiko: Labour Market Relevance and Outcomes“ (OECD-Studie 2019b) sowie „The Future of Mexican Higher Education“ (OECD-Studie 2019c). Die OECD empfahl Mexiko unter anderem den Aufbau eines robusten nationalen Systems für Akkreditierung und Qualitätssicherung der Hochschulen. Außerdem ermutigte sie die mexikanische Regierung, weiter in die technischen Hochschulen zu investieren.
Ein jährlicher Monitoring-Bericht zum Stand der geistes- und naturwissenschaftlichen Forschung sowie Technologie und Innovation in Mexiko wurde bisher von dem inzwischen aufgelösten Wissenschaftsrat CONACYT / CONAHCYT erstellt (Informe Nacional sobre el Estado General que guardan las Humanidades. las Ciencias, las Tecnologías y la Innovación en México, siehe zuletzt INAHCTI 2022).