China: Reformen prägen den Bildungssektor
Zhang Ye, Leiter des iMOVE-Büros in Shanghai, verdeutlichte anhand des Modernisierungplans der Bildung 2035, den der chinesische Staatsrat beschlossen hat, die Ambitionen der Regierung, das Ausbildungssystem in China nach deutschem Vorbild durch konkrete Maßnahmen auszubauen.
In diesem Rahmen sollen jährlich 1.000 chinesische Lehrkräfte in Deutschland weitergebildet werden mit dem Ziel, im eigenen Land nach den Prinzipien des deutschen dualen Systems zu unterrichten. Die Maßnahme basiert auf einer Kooperation der chinesischen Regierung mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). iMOVE ist aktiv involviert.
Weitere Maßnahmen sind beispielsweise die Integration der Wirtschaft in den Ausbildungsprozess, der Ausbau von Berufsschulen als Exzellenzcluster und die Erhöhung von Quantität und Qualität. Letzteres durch ein modernisiertes und transparenteres Zertifikatssystem.
Diese und weitere Maßnahmen sollen zu einer generellen Verbesserung des Berufsbildungssystems führen und öffnen auch deutschen Bildungsanbietern neue Möglichkeiten in China. Insbesondere die Berufsfelder Bau, Informatik, Logistik, Altenpflege und Kraftfahrzeugtechnik stehen wegen des hohen Fachkräftemangels im Fokus der Rgierung und sollen bevorzugt ausgebaut werden.
Bei der Bewertung von Berufsqualifikationen sollen private Bildungsanbieter mit internationaler Erfahrungen mitwirken. Inwiefern auch ausländische Bildungsanbieter diese Funktion bekleiden können, ist noch fraglich. Grundsätzlich ist das Interesse der chinesischen Regierung an der Zusammenarbeit mit deutschen Bildungsanbieter aber sehr hoch, bestätigte Britta Buschfeld vom iMOVE-Büro China.
Indien: Regierung sieht hohen Bedarf an Berufsbildung
Arunachalam Karthikeyan, Leiter des iMOVE-Büros Indien, betonte, dass die langjährige deutsch-indische Bildungskooperation dazu geführt hat, dass Deutschland einen festen Platz bei der Entwicklung des indischen Bildungssektors einnimmt. Im Rahmen dieser kontinuierlichen Zusammenarbeit konnte iMOVE bereits Ausschreibungen für die indische Regierung durchführen. Über diese Ausschreibungen suchte die indische Regierung explizit deutsche Bildungspartner.
Aktuell baut die indische Regierung den Bereich der berufsbildenden Schulen massiv aus. Wahlversprechen fördern diesen Ausbau. Allerdings ist der Betrieb dieser Einrichtungen nicht mit den Standards einer deutschen dualen Ausbildung vergleichbar. Denn die indischen Schulungszentren setzen auf kurzzeitige Trainings mit eher niedrigem Niveau, um den immensen Bedarf an Qualifizierungen überhaupt anzugehen. Karthikeyan wertet das allerdings als Sackgasse, denn es gibt kein nachhaltiges Ergebnis. Zahlungswillig und nachhaltig sind eher private Institutionen, die nicht strikt an die Vorgaben der Regierung gebunden sind und daher eher potenzielle Kunden für deutsche Bildungsanbieter werden könnten.
Jürgen Mannicke, Senior Berater im iMOVE-Büro Indien, rät deutschen Unternehmen, die sich auf dem indischen Markt etablieren wollen, dies unbedingt mit Hilfe indischer Partner zu tun. Denn nur diesehaben einen Einblick in das indische Rechtssystem und können deutschen Anbietern beim Eintritt in den Markt als Geschäftspartner zur Seite stehen.
Iran: Ein ausbaufähiger Markt mit Potenzial
Amir Radfar, Leiter der iMOVE-Kontaktstelle Iran, betonte, dass trotz der Wirtschaftssanktionen und des schwierigeren politischen Klimas weiterhin seitens der lokalen Wirtschaft und der Regierung ein Interesse an der Zusammenarbeit mit deutschen Bildungsanbietern besteht. Positiv wirkt hier, dass Deutschland als einer der wenigen Partner in Iran noch aktiv ist. Somit hat Deutschland eine privilegierte Rolle inne.
Die iranische Regierung versucht, den Ausbau der Berufsbildung weiter voranzutreiben, nicht zuletzt, um die eigene Volkswirtschaft zu unterstützen. Der Bedarf an beruflicher Bildung in Iran ist groß, stellte Dr. Helge Körner, Iranexperte und Senior Berater der iMOVE-Kontaktstelle Iran, noch einmal klar. Körner riet den Bildungsunternehmen, sich über die Produkte zu informieren, die deutsche Unternehmen in Iran anbieten und verkaufen. Denn darauf ergibt sich der lokale Bedarf an Qualifizierungen. Darüber hinaus unterstrich Körner die Bedeutung von Farsi als Hauptsprache für Geschäfte mit und in Iran.
Zum Nachlesen
- iMOVE (11.06.2019): iMOVE-Dreiländertreffen ein voller Erfolg
- iMOVE (05.04.2019): China: Umsetzungsplan zur nationalen Reform der Berufsbildung
- iMOVE (28.02.2019): Iran-Delegation informiert sich über duales System
- iMOVE (14.07.2015): Indische Regierung beauftragt deutschen Bildungsanbieter