Bi- und multilaterale Kooperationen: Indien
Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen mit Partnerländern
Das Bildungsministerium (MHRD) hat „Educational Exchange Programmes" mit einer Vielzahl von Ländern abgeschlossen (Überblick).
Im Bereich Forschung und Entwicklung bestehen derzeit bilaterale Kooperationsvereinbarungen („bilateral S&T cooperation agreements“) mit 83 Ländern, die durch das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) gepflegt werden. Als wichtige Partnerländer, mit denen die Beziehung ausgebaute wurde, benennt das DST Australien, Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Israel, Japan, Russland, Großbritannien und die USA (Quelle: Webseite des DST).
Neben dem DST, das bilaterale Kooperationsabkommen in Wissenschaft und Technologie pflegt, sind auch zahlreiche indische Fachministerien in der bilateralen Kooperation aktiv. Meist unterzeichnen die Fachministerien Memoranda of Understanding mit Partnerländern. Zu den aktiven Ministerien, die über ihre Kooperationen informieren, gehören das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologien (MeitY Internationale Kooperation) und das Ministerium für neue und erneuerbare Energien (MNRE Internationale Kooperation).
Das indische Department für Biotechnologie (DBT) hat gemeinsam mit der privaten gemeinnützigen Organisation Wellcome Trust 2015 eine eigene Fördereinrichtung für biomedizinische Forschung in Indien („The Wellcome Trust/DBT India Alliance“) gegründet, die Individualförderung vergibt.
Zur Pflege der bilateralen Beziehungen haben eine Reihe von Staaten bilaterale Förder- und Forschungseinrichtungen mit Indien aufgebaut. Viele der Fördereinrichtungen arbeiten bereits über einen längeren Zeitraum, so die United States India Education Foundation (USIEF) seit 1950, das Shastri Indo-Canadian Institute (SICI) seit 1967, das Indo French Centre for the Promotion of Advanced Research (IFCPAR/CEFIPRA) seit 1987 und das India-US Science & Technology Forum (IUSSTF) seit dem Jahr 2000. Deutschland hat mit der Einrichtung des Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) im Jahr 2010 eine ähnliche Initiative unternommen.
Die Dachorganisation der britischen Forschungsräte UKRI unterhält eine Auslandspräsenz in Neu-Delhi (UKRI India). Mit Großbritannien hat Indien 1996 einen Kooperationsvertrag zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit unterzeichnet. Seit 2006 wurden in drei Phasen Kooperationen der Hochschulen unter dem Programm „UK India Education and Research Initiative" (UKIERI) gefördert. 2018 wurde zudem eine UK-India Tech Partnership vereinbart. bei der Neuausrichtung der britischen Forschungskooperation mit Hilfe des International Science Partnership Fund (ISPF) ist Indien eines der wichtigsten Partnerländer 2023 vereinbarten die beiden Länder unter anderem
- die Gründung des UK-India Net Zero Innovation Virtual Centre zur Dekarbonisierung von Produktion und Verkehr;
- Mehrere gemeinsame Förderaufrufe von UK Research & Innovation (UKRI) zusammen mit dem indischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie (DST);
- ein Programm für britisch-indische Hochschulpartnerschaften.
Unter der Präsidentschaft Bidens baut die USA die Kooperation mit Indien als größter Demokratie der Welt in einer Reihe von Forschungsfeldern gezielt aus. Dies geschieht zum einen multilateral innerhalb der sogenannten Quad Gruppe zusammen mit Australien und Japan (siehe unter Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren), aber auch bilateral. Im Mai 2022 kündigten US-Präsident Biden und der indische Premierminister Modi die amerikanisch-indische Initiative für kritische und neu entstehende Technologien an, um die strategische Technologiepartnerschaft und die industrielle Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich zwischen den Regierungen, Unternehmen und akademischen Einrichtungen beider Länder zu verbessern und auszubauen.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Nachrichten
Teilnahme an europäischen Programmen und Initiativen
Indien engagiert sich seit längerem in Organisationen, die große Forschungsinfrastrukturen in Europa aufbauen und betreiben. So beteiligt sich Indien als einer von sieben gleichberechtigten Partnern – Japan, Russland, China, Südkorea, Indien, die USA und die Europäische Atomgemeinschaft EURATOM – an der Errichtung von ITER („International Thermonuclear Experimental Reactor“) in Frankreich. Das Fernziel von ITER ist die Stromerzeugung aus Fusionsenergie.
Bei der 1954 gegründeten Europäischen Organisation für Kernforschung CERN mit Hauptsitz in Genf hatte Indien bereits seit Langem einen Beobachterstatus. 2017 erhielt Indien als zweiter nicht-europäischer Staat nach Pakistan den Status eines Assoziierten Mitglieds.
Indien ist außerdem seit 2010 der einzige nicht-europäische Mitgliedsstaat in der Trägerorganisation für die Teilchenbeschleunigeranlage FAIR (Anlage für Antiprotonen- und Ionenforschung), die in Darmstadt aufgebaut wird. FAIR wurde in die Roadmap des European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI) aufgenommen.
In der Bildung arbeiten Indien und die EU vor allem im Bereich Hochschulen zusammen: Seit 2007 fördert das Erasmus-Mundus-Programm (jetzt Erasmus+) die Mobilität von Studierenden und Hochschullehrkräften.
Seit 2001 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Indien und der Europäischen Union.
Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Indien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Einrichtungen aus Indien können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch eine Förderung erhalten. Dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Zur Beteiligung an Horizont 2020 liegen jetzt vorläufige finale Zahlen vor. Bis Dezember 2021 warb Indien Fördergelder in Höhe von 4 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 78 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, wies mit 44 Projekten mehr als die Hälfte auch eine deutsche Teilnahme auf (Quelle: H2020-ECORDA-Vertragsdatenbank). Ab 2018 stellten unter Horizont 2020 zwei Ministerien Ko-Finanzierungen für indische Einrichtungen bereit. Das Department für Biotechnologie (DBT) war dabei für Gesundheit, Landwirtschaft, Bioökonomie und Bioenergie zuständig, während das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) die Zuständigkeit für sonstige Wissenschaftsbereiche übernahm, die für Indien von strategischem Interesse sind. Ein vergleichbarer Unterstützungsmechanismus fehlt derzeit noch für Horizont Europa.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Mitgliedschaften in internationalen Regierungsorganisationen und -foren
Indien ist Mitglied der G20. Während die G7 ein informeller Zusammenschluss der klassischen Industrieländer ist, gehören zu den G20 auch die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sowie Argentinien, Australien, Saudi-Arabien und die Türkei. Durch die Mitgliedschaft ist das Land an den jährlichen Beschlüssen der Staats- und Regierungschefs beteiligt, die auch Bildung und Forschung betreffen können. Zusätzlich finden Treffen der G20-Bildungs- und Wissenschaftsministerien statt.
Indien ist bereits seit 1946 Mitglied der UNESCO. Neuigkeiten und Informationen zu UNESCO-Aktivitäten in Indien in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation finden sich auf der Länderseite der UNESCO.
Indien ist ein Schlüsselpartner der OECD. Es hat sich an mehreren Initiativen der Direktorate für Bildung und für Wissenschaft beteiligt.
Indien ist außerdem Mitglied in den folgenden internationalen Regierungsorganisationen, die Schwerpunkte in den Bereichen Forschung und Innovation setzen:
- Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC);
- Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES).
Seit 2017 ist Indien mit der Internationalen Energieagentur (International Energy Agency, IEA) assoziiert. Eine Mitgliedschaft in der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) besteht derzeit nicht.
Darüber hinaus ist Indien seit 1992 Dialogpartner der zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten („Association of South East Asian Nations“).
Indien gehörte 2007 mit den USA, Australien und Japan zu den Gründungsmitgliedern der sogenannten Quad-Gruppe. Dabei handelt es sich um eine Kooperation großer Demokratien im asiatisch-pazifischen Raum, die zunächst ausschließlich auf Sicherheitspolitik fokussiert war. Seit 2022 treiben die Mitglieder auch die Kooperation in Wissenschaft und Technologie voran, so beispielsweise mit einem neuen Stipendienprogramm.
Seit 2009 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika jährlich. Zwischen 2014 und 2018 fanden die ersten sechs Treffen der BRICS-Minister für Wissenschaft und Technologie statt. Zu den bisherigen Ergebnissen des BRICS-Prozesses gehören die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding von 2015 („MoU on Cooperation in Science, Technology and Innovation between the Governments of BRICS Countries“), ein gemeinsames Forschungsrahmenprogramm (siehe unten) sowie ein Aktionsplan zur Innovationskooperation (2017-2020).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- UNESCO - Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur
- OECD: Themenseite Bildung
- OECD: Themenseiten Wissenschaft, Technologie und Innovation
- IPCC - Weltklimarat
- IPBES - Weltbiodiversitätsrat
- IEA - Internationale Energieagentur
- ASEAN - Vereinigung südostasiatischer Staaten
- BRICS STI Framework Programme - Zusammenarbeit der BRICS-Staaten in Forschung, Technologie und Innovation
Teilnahme an multilateralen Programmen und Initiativen
Die BRICS haben 2015 auf dem vierten Ministertreffen in Moskau ein gemeinsames multilaterales Rahmenprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation ins Leben gerufen (BRICS STI FP). Das Sekretariat, das bei der Russian Foundation for Basic Research (RFBR) eingerichtet wurde, hat seit 2016 sechs koordinierte Förderbekanntmachungen für prioritäre Themen veröffentlicht (Stand Januar 2024). Die Partner der Forschungskonsortien müssen aus mindestens drei verschiedenen BRICS-Ländern stammen. Die verantwortliche Förderorganisation auf indischer Seite ist das Department für Wissenschaft und Technologie (DST).
Im Rahmen der Kooperation mit ASEAN hat Indien seit 2008 den gemeinsamen Förderfonds „ASEAN India S&T Development Fund" (AISTDF) aufgebaut, um damit Kooperationsprojekte und Mobilität zwischen den südostasiatischen Staaten und Indien zu unterstützen. Das DST und das indische Ministerium für Auswärtige Beziehungen (MAE) tragen gemeinsam die Kosten von 5 Millionen USD jährlich (ASEAN-India Science and Technology Collaboration, AISTIC).
Indien ist assoziiertes Mitglied in der Initiative Global Biodiversity Information Facility (GBIF).
Die Indian National Science Academy und der Indian Council of Social Science Research (ICSSR) vertreten Indien in der weltweit größten Nichtregierungsorganisation im Bereich Wissenschaft, dem Internationalen Wissenschaftsrat (Internationalen Science Council, ISC).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Sitzland für Einrichtungen internationaler Organisationen
Das International Center for Genetic Engineering and Biotechnology (ICGEB) ist eine internationale Forschungs- und Fördereinrichtung, die sich durch hohe Exzellenzstandards auszeichnet. Das ICGEB erreichte 1996 die volle Unabhängigkeit und hat heute über 60 Mitgliedsländer. Neben dem Hauptsitz in Italien (Triest) gibt es Zweigstellten („components") in Indien und Südafrika (Kapstadt). Die indische Zweigstelle in Neu Delhi arbeitet mit der Jawaharlal Nehru University (JNU) zusammen. Die Forschungen konzentrieren sich auf den biomedizinischen Bereich. Das Scimago Institutions Ranking (SIR) listet das ICGEB über die letzten Jahre regelmäßig unter den zehn besten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Indiens auf.
Das International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT) in Patancheru arbeitet an der Züchtung von dürresistenten Nutzpflanzen. Als Teil der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (CGIAR) ist ICRISAT global vernetzt und verfügt auch über Forschungsstationen in Afrika.
Das 1992 etablierte UNESCO Chairs Programme fördert internationale Kooperation zwischen Universitäten mit dem Ziel institutionelle Kapazitäten durch Wissensaustausch und Zusammenarbeit zu erweitern. In Indien gibt es zehn UNESCO Chairs. Der jüngste von ihnen ist der UNCESCO Chair in Gender Equality und wurde 2016 von der Amrita University in Coimbatore ins Leben gerufen (Quelle: UNESCO).