Das Thema Ernährungssicherheit war eine der Prioritäten, die Frankreich für seinen diesjährigen Vorsitz der G20 gesetzt hatte. In der Abschlusserklärung von Cannes erkennen die G20 an, dass bei einem Anstieg der Weltbevölkerung auf 9 Milliarden Menschen bis 2050 die Agrarproduktion im selben Zeitraum um 70 Prozent gesteigert werden muss. Dabei sei es entscheidend, in FuE-Aktivitäten zu investieren. Damit greifen die G20-Staats- und Regierungschefs Beschlüsse der G20-Agrarminister vom Juni auf. Der in Paris beschlossene Aktionsplan der Minister zu instabilen Lebensmittelpreisen und Landwirtschaft („Action Plan on Food Price Volatility and Agriculture“) enthält eine breite Palette von Maßnahmen, die auch Forschung mit einbeziehen.
Internationale Agrarforschung
Internationale Agrarforschung für Entwicklung war das Thema der G20-Forschungskonferenz in Montpellier am 12./13. September („G20 Conference on Agricultural Research for Development“). Ein konkreter erster Schritt zur Steigerung der Agrarproduktion stellt die internationale Forschungsinitiative zur Verbesserung von Weizen („International Research Initiative for Wheat Improvement - IRIWI“) dar, die im Anschluss an die Konferenz lanciert wurde. Dadurch werden Aktivitäten des internationalen WHEAT-Programms, das derzeit von einem Mitglied des Konsortiums CGIAR koordiniert wird, mit nationalen Forschungsprogrammen zusammen geführt.
Die G20 haben außerdem im September in Genf eine globale landwirtschaftliche Geo-Monitoring Initiative („Global Agriculture Geo-monitoring Initiative“) lanciert. Durch diese Initiative werden künftig Satellitenbeobachtungssysteme in verschiedenen Weltregionen koordiniert, um Ernteprognosen und Wettervorhersagen zu verbessern.
Innovation und Entwicklungszusammenarbeit
Frankreich hatte den Microsoft-Gründer und Ko-Vorsitzenden der Gates-Stiftung Bill Gates zu einem Vortrag beim Gipfel eingeladen. Dieser richtete einen Appell an die G20-Staats- und Regierungschefs, die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit nicht zu kürzen. Die wichtigste Kraft für Veränderung in diesem Bereich sei die Innovation, die aber in der traditionellen Entwicklungszusammenarbeit nicht die Rolle gespielt habe, die ihr zukomme. Die G20-Länder könnten eine Liste derjenigen Innovationen erstellen, an denen im Hinblick auf die Entwicklung ärmerer Länder mit höchster Priorität gearbeitet werden solle.
In ihrer Abschlusserklärung greifen die G20 die Empfehlung von Gates auf, sogenannte „Dreieckspartnerschaften“ aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern zu bilden, damit ärmere Länder rascher von Innovation und technischem Fortschritt profitieren. Zur Erschließung neuer Quellen für die Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit diskutierten die G20 verschiedene von Gates vorgestellte Optionen.
Global Governance
Die G20 sehen die Rio+20-Konferenz im Juni 2012 als eine Gelegenheit, das Thema „nachhaltige Entwicklung“ wieder an die Spitze einer internationalen Politikagenda zu setzen. Die Verbreitung von Technologien für saubere Energien und Energieeffizienz wird unterstützt.
Die Staats- und Regierungschefs begrüßen außerdem einen Bericht zu „Global Governance“, der Reformoptionen für die G20 sowie für internationale Organisationen behandelt. Der britische Premier David Cameron hatte den Bericht auf Bitte des französischen Präsidenten Sarkozy hin erstellt. Cameron sprach sich gegen eine Formalisierung der G20 und gegen eine Schaffung neuer Institutionen aus. Stattdessen sollten die vielfältigen internationalen Organisationen zukünftig stärker zusammenarbeiten und ihre Aktivitäten koordinieren. Die Governance der Forschungszusammenarbeit wird in dem Bericht nicht speziell behandelt.
Zur Frage des zukünftigen Vorsitzes einigten sich die G20 auf folgende Modalitäten: Da das nächste G20-Treffen bereits im Juni 2012 in Los Cabos stattfinden wird, geht der Vorsitz ab dem 1. Dezember 2011 auf Mexiko über. In den darauf folgenden Jahren soll der G20-Vorsitz von Russland (2013), Australien (2014) und der Türkei (2015) ausgeübt werden.